Kapitel 14

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Es waren Tage vergangen und Kakashi hatte kein wirkliches Wort mit Yuna gewechselt. Er war zu beschäftigt damit, in seinem Arbeitszimmer zu sitzen und an seiner Lebensgeschichte zu feilen, außerdem schrieb er alles auf, was ihn im Moment störte. Seine Hand zitterte, seine Sicht verschwamm, Tränen flossen aus seinen Augen. Er war dem Teil seiner Lebensgeschichte angelangt, vor welchem er Angst hatte. Bei Ayumi. Energisch wischte er sich über Augen, schrieb weiter. Man konnte sehen, wie seine Handschrift zunehmend unschöner wurde, schlampiger bis er den Stift gegen die Tür warf. Mit einem lauten Knall schepperte der Stift gegen die Tür und sogar durch sie hindurch. Kakashi schlug mit seiner Faust auf den Tisch, ließ die Tränen weiter über sein Gesicht laufen, machte keine Anstalten, diese wegzuwischen. Wieso auch? Es würde nichts daran ändern, dass er sich allein fühlte - obwohl er jemanden hatte, der ihn mochte und eine Tochter, die ihn liebte. Kakashi hatte schlicht und einfach seine Trauer noch nicht überwunden. Das Loch klaffte in der Tür und Kakashi konnte hören, wie Yuna erstaunt aufkeuchte, als sie das Loch sah. Sie öffnete die Tür und kam hinein. "Tee?", fragte sie leise und lief auf ihn zu, stellte die Tasse vor ihm ab. Allerdings war ihm immer noch nicht danach, mit ihr zu reden. Er musste mit jemandem reden, jemandem der ihn verstand. Ohne ein Wort oder auf ihre Frage zu antworten, kramte er seine Blätter zusammen und lief an ihr vorbei, zur Haustür und hinaus. 

Seine Füße trugen ihn durch halb Konohagakure, bis er vor dem Haus ankam, wo der Mensch drin wohnte, der ihm zuhören würde. Tief ein und ausatmend klopfte Kakashi an der Tür, sah sein Spiegelbild in dem kleinen Fenster, welches dazu diente, dem Hausbesitzer zu zeigen, wer vor seiner Tür stand. Er hörte es im inneren des Flures poltern und die Tür ging langsam auf. "Kakashi!", sagte die Person erstaunt und Kakashi sah ihn durch rotgeränderte Augen an. "Gai.", sagte Kakashi, dessen Stimme immer noch schwach war. "Wir müssen reden, hast du Zeit?", fragte Kakashi leise, während Gai ihm schon die Tür aufmachte und Kakashi eintreten ließ. Als die beiden am Tisch saßen, legte Kakashi Gai seine Blätter vor die Nase. Seine Arme zitterten, auch seine Augen hatten sich weder verbessert noch verschlimmert. "Ließ sie, rede mit mir darüber, hilf mir bitte.", seit Ayumi gestorben war, hatte Kakashi Gai die ersten Wochen gemieden aber hatte sich dann schlussendlich doch von ihm dazu überreden lassen, ihm zu helfen. Damals hatte Kakashi nur gesagt: "Wenn die Zeit reif ist.", und jetzt war sie es. Gai nickte und begann zu lesen, während der Sohn des weißen Reißzahnes nur da saß und vor sich hin starrte. Etwas anderes konnte er nicht machen. Die Zeit verging schleppend, Kakashi hatte seine Hände gefalten und in seinem Schoß liegen, als Gai Kakashis Aufmerksamkeit auf sich zog. "Ich wusste nicht, dass deine Gefühle so tief für Ayumi waren.", sagte dieser leise, darauf konnte Kakashi nur nicken. "Du hast hier geschrieben, dass sie dir im Traum erschienen ist und in deiner Nah-Tod Erfahrung ... aber es waren verschiedene Menschen?", Gai sah Kakashi ernst an, es war eine Aufforderung, ihm zu erzählen was passiert war. Also holte Kakashi Luft und begann zu erzählen. "Ayumi ist mir im Traum erschienen. Wir haben uns geküsst und ich habe ihr gesagt, wie sehr ich sie liebe und vermisse und dass es ganz sicher keine Absicht war von ihr, mich allein mit Ai zu lassen und dass ich ihr auch nicht böse bin. Sie sagte, ich solle sie vergessen, mit ihr abschließen und ein neues Kapitel beginnen; Eine Chance wäre vor meiner Nase - damit meinte sie bestimmt Yuna. Und ich habe es versucht, wirklich! Aber mein Herz sträubt sich dagegen, Yuna anzunehmen, wobei mein Kopf und mein Körper sich so nach ihr verzehren. Ich bin schlicht weg überfordert mit meinen Gefühlen, Gai.", Kakashi ließ den Kopf hängen und sah auf seine Hände, den Ehering trug er schon lange nicht mehr. "Ich habe es nicht mal geschafft, ihr Kopfkissen, auf welchem sie einen Tag vor ihrem Tod geschlafen hat, wegzuschmeißen. Yuna schläft darauf, sie schläft sogar neben mir und ich hatte Sex mit ihr!", nun war Kakashi aufgesprungen und raufte sich die Haare. "Vor ein paar Tagen hatte ich Sex mit ihr, mehrfach und als ich zu Ai ging, wollte sie, dass ich wieder zu ihr komme und bei ihr bleibe, anstatt zu meiner Tochter zu gehen!", überfordert sah Kakashi Gai an, dieser nickte. "Sie möchte deine Aufmerksamkeit. Sie möchte mit dir arbeiten.", sagte Gai leise und sah den grauhaarigen an. "Das war die Bedingung, dass ich sie wieder mit nach Konoha nehme ... sie musste sich auf einen gebrochenen Mann einlassen und sie hat es ohne zu zögern getan!", Kakashi zog sich an den Haaren und schnaufte. Was sollte er bloß tun?

Stunden vergingen. Kakashi lag mittlerweile verzweifelt auf dem Boden, hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen und die Stirn in verzweifelte Falten gelegt. Gai hatte ihm den Tipp gegeben, Yuna einfach das alles zu zeigen und zu hoffen, sie würde es verstehen, allerdings war Kakashi sich nicht sicher, ob das etwas bringen würde. Als er sich wieder aufsetzte, Gai ansah, nickte er und sah entschlossen aus. "Ich sollte es ihr zeigen.", sagte er. Gai klopfte ihm auf die Schultern und Kakashi fühlte sich befreit. "Ich weiß, du hast Ayumi auch geliebt und es tut mir so unendlich leid, dass ich damals so dumm und jugendlich war und sie dir weggenommen habe.", sagte Kakashi, als Gai vor ihm stand. Gai lächelte bloß. "Sie hat dich glücklich gemacht, du hast zwar Fehler gemacht, Kakashi, aber die macht jeder. Sie hat dir ein Kind geschenkt, sie hat dich heiraten wollen - sie hat ihr westliches Leben für dich aufgegeben.", Gai lächelte weiter und hielt ihm die Hand mit erhobenem Daumen hin. "Du hast die Kraft der Jugend genutzt und sie glücklich gemacht!", Kakashi nickte und lief langsam zum Ausgang des Hauses, verabschiedete sich von Gai und ging dann selber in Richtung seines eigenen Hauses. Dem Haus, indem sich sein Vater umgebracht hat, das er erst mit Ayumi wieder betreten hatte und zuletzt mit Ai in seinem Arm. Kakashi erinnerte sich noch genau daran. Er hatte das kleine Mädchen fest an sich gedrückt, hatte stumm geweint und Ai einfach nur angestarrt. Dieses kleine Ding hatte ihn vor dem Tod bewahrt, dem freiwilligen Tod. Dafür war Kakashi ihr immer noch dankbar. Er schritt auf das Hatake Haus zu und öffnete die Tür leise. Ohne ein Wort des Grußes ging er hinein, sah auf die Blätter und fuhr sich kurz durch die Haare. Dann sah er sich um und sah Yuna auf dem Sofa sitzen und lesen. Er ließ sich neben sie fallen. Ohne ein Wort hielt er ihr die Blätter hin, worauf Yuna zusammenzuckte. "Kakashi!", sie sah die Blätter an, welche seine Handschrift zeigten und sah ihn dann kurz an. "Was ist das?", fragte sie vorsichtig, er hatte seinen Blick nicht auf sie gerichtet sondern auf ein Bild, welches auf einem Regal stand. Von ihm und seiner verstorbenen Ehefrau. "Ließ es.", war seine Aufforderung und so begann Yuna zu lesen.

Battle ScarsWhere stories live. Discover now