Kapitel 4

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Ai starrte ihren Vater nur verwirrt an. Dieser schnaufte kurz und sah seine Tochter flehend an. "Ich erzähle es dir gleich, okay?", er sah seine Tochter flehend an, welche nickte und so eilte Kakashi wieder nach oben, trocknete sich ab und kam angezogen wieder herunter. "Also, Papa.", sagte Ai forschend. Das erinnerte Kakashi an Ayumi und er lächelte leicht und nahm seine Tochter kurz in den Arm. "Komm, wir gehen zum Reden in die Küche.", sagte er lächelnd, dann wandte er sich mit einem kühlen Blick an Yuna. "Setz dich aufs Sofa und warte.", dann lief er, gefolgt von Ai, in die Küche. Dort erklärte er, wie es dazu kam und irgendwann saß er auf einem der Küchenstühle und hatte den Kopf in die Hände gestützt. "Du warst also auf einer Mission, hast die Mädchen gefunden, eines ist gestorben und der Hokage sagte, du sollst auf den Suna-Nin aufpassen?", fasste Ai treffend zusammen und ihr Vater nickte. "Und wie stellst du dir das vor? Bist du vom Dienst befreit?", wieder kam ein zustimmender Laut von Kakashi. Dann verschränkte sie die Arme und schnaufte. "Mama hätte das sicher nicht gefallen.", sie drehte sich von ihrem Vater weg und lief aus der Küche. Kakashi hingegen hatte nun den Kopf auf den Tisch gelegt. "Ja, Ayumi hätte das nicht gefallen.", er konnte sich ihr Gesicht wirklich vorstellen, was ihm eine Träne entlockte. Dann stand er auf, sah sich sein Spiegelbild in der Spiegelung des Fensters an und lief dann wieder zu Yuna. Sie saß im Wohnzimmer, auf dem Sofa und sah sich in dem Raum um. "Irgendwas interessantes gefunden?", meinte er schroff und stellte sich vor sie. "Komm mit.", dann lief er voraus. Ihm gefiel die Vorstellung, dass Yuna nun hier schlafen musste, auch noch in seinem Bett, weil er kein Gästezimmer hatte, immer noch nicht toll. "Du wirst in meinem Bett schlafen. Ich werde auf dem Sofa schlafen. Hier oben findest du alles, was du brauchen solltest; Badezimmer, Leseraum, Filme für den Fernseher. Deine Klamotten kannst du hier hinein tun.", er zog die Schranktür auf, die für Ayumi bestimmt war. Es ließ ihn nicht kalt, dass er einer fremden Frau nun diese Seite geben musste, aber es ging nicht anders. "Ich weiß, du bist nicht begeistert, es tut mir wirklich leid.", sagte Yuna nun mit zitternder Stimme. "Ich habe das auch nicht gewollt und ich bin dir wirklich dankbar, dass du mir hilfst.", sie legte ihre Sachen langsam und vorsichtig auf die Seite, die ihr Kakashi gezeigt hatte. "Wo ist deine Frau?", fragte sie nun mutiger und Kakashi sah sie kurz böse an, ehe er das antwortete, was er immer antwortete: "Tot.", das war seine kurze und einfache Antwort auf solche Fragen aber jedes Mal schien ein Teil seines Herzens, welches für Ayumi geschlagen hatte, zu zerreißen. Im Anschluss zeigte er ihr das Badezimmer, erklärte ihr wie etwas zu benutzen war und ließ sie dann allein, ging selber in Ai's Zimmer. "Ai?", fragte er vorsichtig, er klopfte leise, bis ein 'Herein' ertönte. 

Langsam trat er ein, setzte sich zu seiner Tochter aufs Bett. "Ich weiß, dass es Mama nicht gefallen würde. Aber Mama ist nicht hier, leider. Sie fehlt mir genauso wie sie dir fehlt, obwohl du sie gar nicht kanntest. Du bist ihr so ähnlich, das glaubst du gar nicht, kleines.", er lächelte und strich ihr langsam über den Kopf. Sie hatte die Augen geschlossen. "Ich will, dass du wieder glücklich wirst, Papa. Der Verlust von Mama schmerzt dich, das weiß ich. Aber du musst weiterleben.", sie lehnte sich an ihren Vater und drückte die Augen zusammen. "Ich weiß genau, dass Mama das wollen würde.", sie sprach das aus, worüber Kakashi keine Ahnung hatte. Er wusste nicht, ob Ayumi darüber glücklich wäre oder nicht, ob sie erzürnt wäre. Aber wenn es so leicht wäre, wäre Kakashi schon lange nicht mehr allein. "Ich weiß nicht, ob Mama das wollen würde. Wenn ich das wüsste, wäre ich ein ganzes Stück schlauer.", er lachte leise und sah seine Tochter an. "Ich werde jetzt erstmal eine Weile auf dem Sofa schlafen. Wenn etwas sein sollte, komm einfach runter, okay?", seine Tochter nickte und dann stand er auf und ging aus dem Zimmer ohne ein weiteres Wort. Langsam ging er die Treppen hinunter, strich dabei über das Geländer. Er erinnerte sich, wie er hier immer mit seinem Vater entlang gerannt war und Spaß hatte und das selbe hatte er mit Ai gemacht. Er hatte sie durch das Haus gejagt, bis sie so müde war, dass sie in Kakashis Armen eingeschlafen war. Er erinnerte sich auch daran, dass die erste Zeit nach Ayumis Tod besonders schwer war. Immer, wenn er nicht beschäftigt mit dem Baby war, hatte es sich so angefühlt, als würde ihm die Luft zum atmen fehlen - der Grund zu leben. Aber die Realität hatte ihn immer schnell eingeholt, denn Ai hatte immer seine volle Aufmerksamkeit gebraucht. 

So rutschte die Trauerzeit immer weiter in den Hintergrund, bis er es vergessen hatte, wie man trauert. In seinem Herz klaffte ein Loch, ein Loch, welches keine andere Frau mehr zu füllen vermag. Während er sich umzog, sah er in den Spiegel, sah dort seine schmerzvollen Blick. Die Erinnerungen an Ayumi waren immer schwer, weshalb im ganzen Haus keinerlei Bilder von der Mutter der kleinen Ai hingen. Aber natürlich wusste Ai, wie ihre Mutter aussah, hatte kakashi ihr doch erst vor kurzem eines der letzten Bilder von Ayumi gezeigt. Dort war sie freudestrahelnd zu sehen, hielt sich ihren kugelrunden Bauch und strahlte in die Kamera. Kakashi hatte bei dem Anblick des Bildes weinen müssen, ungehemmt aber natürlich nicht vor seiner Tochter. Im Wohnzimmer hatte Kakashi eine kleine Kiste, in welcher er die Sachen von Ayumi aufbewahrte, welche er nicht wegschmeißen konnte. Ihr Krankenhausarmband zum Beispiel, welches sie bei der Geburt der kleinen Ai bekommen hatte, die letzte Dose ihres Parfüms war auch darunter. Kakashi sprühte gern etwas auf sein Kopfkissen und schlief dann so ein, zwar wurde er von Alpträumen geplagt, hatte aber ihren wunderbaren Geruch in der Nase. In der Kiste waren auch Bilder von Ayumi und ihm drin, wie sie beide noch etwas jünger waren. Er als Hokage und sie als Touristin. Die Erinnerungen schmerzten ihn sehr, er fasste sich an die Brust, vergrub seine Finger in dem Stoff, saß so dann auf dem Sofa. Über sein Gesicht liefen ungehemmte Tränen, so bemerkte er die Person nicht, welche in das Wohnzimmer kam und sich neben ihn setzte. Es war Yuna, sie spürte, dass Kakashi großes Leid erfahren hatte. Sie berührte langsam die Hand, welche sich in seinem Oberteil verkrampft hatte. Langsam löste sie sich von seinem T-Shirt. Mit einem verweinten Blick sah Kakashi auf, wollte seine Hand aus ihrem Griff reißen, schaffte es aber nicht. Irgendwas an ihr nahm ihm den Schmerz und die Trauer, aber er fand es angenehm, endlich eine Nacht lang ohne diesen Schmerz und diese Trauer schlafen zu können.

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