❧ Kapitel 3

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Das Gefühl in Watte gehüllt zu sein, so habe ich mich die ganze Woche gefühlt und größtenteils war Grayson daran Schuld. Die Worte die er mir in das Gesicht geschleudert hat, haben mich die ganze Zeit verfolgt und tun es immer noch. Nach unserer kleinen Auseinandersetzung bin ich nach Hause gegangen, auch wenn ich noch zwei Stunden Schule gehabt hätte, ich konnte ihn einfach nicht mehr ansehen.

Als ich daheim eintraf, habe ich mir etwas Entspannung gegönnt und habe mich dann direkt in mein Zimmer verschanzt. Das ging die ganze Woche so. In die Schule gehen, nach Hause kommen, abschätzend behandelt werden, in mein Zimmer gehen und mit meinen dunklen Gedanken alleine sein. Tag für Tag. Grayson hat sich inzwischen auch wieder woanders hingesetzt und mich wieder ignoriert, wie sonst auch jeder.

Heute ist Freitag und eigentlich wollte ich heute Abend entspannt ein Buch lesen oder eine Serie weiterschauen, aber als meine Eltern mir und Allie gestern mitgeteilt haben, das sie über das Wochenende nicht da sind, wegen eines Termins bei der Arbeit, änderten sich schlagartig die Dinge.

Im Grunde ist es mir ziemlich egal, denn Allie ist sowieso nie da, aber als sie mir gesagt hat, das sie heute eine Party bei uns zum Schulanfang schmeißen und mich dort nicht sehen will, stand mir einfach nur der Mund offen. Ich war noch nie auf einer Party, aber ich bin mir ziemlich sicher, das mein entspannter Abend heute in's Wasser fällt.

Jetzt sitze ich gerade in der letzten Stunde des heutigen Tages und warte darauf, das der Zeiger noch einmal weitergeht. Als er das macht, wollte ich schnell meine Sachen nehmen und verschwinden, aber sobald der Lehrer meinen und Grayson's Namen sagt, bleibe ich stehen.

„Brooke, Grayson kommt ihr bitte mal her." bittet er uns nach vorne an das Pult.

Seit einer Woche sehe ich das erste Mal wieder Grayson direkt in die Augen und ich sehe nichts als Desinteresse und Kälte. Mit mulmigen Gefühl mache ich mich auf den Weg nach vorne und mein eigentlicher Nachhilfeschüler folgt mir stumm.

Unser Lehrer sieht zwischen uns hin und her und fragt „Und wie läuft es? Benimmt er sich, Brooke? Hat er schon etwas gelernt?"

Ich sehe kurz zu Grayson — der anscheinend eine bissige Antwort geben will — und schreite schnell ein. „Wir treffen uns heute das erste Mal und gehen alle Fächer strukturiert durch wo er Hilfe braucht. Ich bin mir sicher, das er schon in den nächsten Wochen Verbesserung zeigen sollte."

Anerkennend nickt der Lehrer mir zu und sagt dann zu Grayson „Versau es nicht, du kriegst keine bessere Nachhilfe und keine zweite Chance."

„Natürlich." entgegnet er ironisch.

Mit einer Handbewegung entlässt er uns und wir laufen beide nach draußen und ich so schnell wie möglich weg von ihm. Nach ein paar Metern holt Grayson mich ein und stellt sich mir in den Weg, worauf ich stehen bleiben muss.

„Warum hast du ihn angelogen?" fragt er mich verständnislos.

Ich habe keinen blassen Schimmer. „Keine Ahnung, wahrscheinlich weil du sonst richtig in der Scheiße steckst und ich dann Schuld wäre. Mein Angebot steht aber immer noch, ich würde dir Nachhilfe geben."

Er sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an und sagt „Wieso machst du das alles? Du kennst mich doch überhaupt nicht und ich behandele dich wie Dreck. Wieso bist du trotzdem noch so freundlich?"

„Ich weiß nicht, so bin ich einfach." beantworte ich ehrlich.

Nicht überzeugt und in Gedanken versunken nickt er.

„Lässt du mich dir dann jetzt helfen?"

Warum will ich ihm unbedingt helfen, wenn er doch eigentlich das größte Arschloch ist, das mir seit langer Zeit über den Weg gelaufen ist?

Lost SoulsWhere stories live. Discover now