❧ Kapitel 5

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Es ist Punkt siebzehn Uhr, als ich vor Grayson's Tür stehe und das Haus betrachte oder wohl eher Villa. Ich weiß das seine Eltern reich sind, aber so reich dachte ich nicht. Ich hole mein Handy heraus um wie versprochen ihm eine Nachricht zu schreiben, wenn ich da bin.

Brooke, 17:00 Uhr: Ich bin da.

Grayson, 17:01 Uhr: Ich komme.

Tolle Unterhaltung, dachte ich mir. Ich frage mich warum ich nicht klingeln durfte, vielleicht ist er ja ein Serienmörder und ich laufe direkt in seine Falle. Oh man, was denke ich schon wieder.

Von innen höre ich ein Geräusch und ein paar Sekunden später öffnet auch schon Gray die Tür und sieht mich an. Da mir sein Blick ein bisschen unangenehm ist, sehe ich schüchtern auf meine Schuhe. Das ist doch einfach nur absurd das ich hier bin, Brooke Daniels steht vor der Haustür von Grayson Scott. Das sollte man als Ereignis des Jahrhunderts eintragen lassen.

„Hey." begrüßt er mich mit einem Lächeln, das atemberaubend aussieht.

„Ähm hi." entgegne ich unsicher und sehe ihn nun auch endlich genauer an.

„Komm rein, wir gehen gleich in mein Zimmer." sagt er während er mich reinlässt.

Ich sehe mich staunend um und denke mir, wieso man so ein großes Haus braucht. Das Geld hätte ich anders investiert oder einfach gespart.

„Nett hast du es hier." versuche ich Smalltalk zu führen.

Vor seiner Zimmertür bleibt er plötzlich stehen und sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an, bevor sich ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitet. „Nett? Die Meisten hätten gesagt, das sie auch gerne hier wohnen würden oder es doch toll sein muss so viel Geld zu haben. Du hingegen bist aber nicht wie die Meisten, oder?"

„Ich persönlich würde einfach ein kleines Haus mit gemütlicher Einrichtung bevorzugen, aber das ist meine Meinung." antworte ich schulterzuckend.

„Deine Meinung gefällt mir." erwidert er grinsend.

Meine Wagen färben sich rot und wir begeben uns in sein Zimmer, welches ich mir komplett anders vorgestellt habe. Es ist in einem haselnussfarbenden Braunton gestrichen und in der Mitte des Zimmers steht ein großes Bett, mit jeweils einem Bücherregal an der Seite. Sein Schreibtisch und seine Kommode sind aufgeräumt und am Boden sind auch keine Klamotten. Ich bin beeindruckt.

„Gefällt dir mein Reich?" fragt er ironisch. Doch trotz seiner Ironie höre ich einen Hauch Unsicherheit aus seiner Stimme.

Das hier ist der wahre Grayson. Ein ordentlicher, unsicherer, witziger und ebenfalls bücherliebende Mann. Wenn ich nicht so eine Katastrophe wäre und er in der Schule der größte Arsch ist, würde ich mich gerade glatt in ihn verlieben. Aber ich bleibe realistisch, so einer wie Gray würde sich nie mit jemanden wie mir abgeben. Trotzdem kann ich die Zeit mit ihm genießen, solange er noch seine Maske nicht wieder auf hat.

„Es ist fantastisch. Wenn ich ein größeres Zimmer hätte, würde ich es ziemlich genau so einrichten." teile ich ihm strahlend mit und laufe auf seine Bücherregale zu.

Er folgt mir und beobachtet mich aufmerksam. In seinen Regalen sind hauptsächlich Klassiker, aber auch viel Fantasy und Thriller. Er hat einen sehr guten Büchergeschmack. Mit leuchtenden Augen sehe ich mir seine Bücher an und strahle wie ein kleines Kind, das gerade Zuckerwatte bekommen hat. Meine Büchersucht ist gerade wieder dabei meinen Körper zu übernehmen.

„Schön das es dir gefällt, ich dachte du lachst mich vielleicht aus." gibt er ehrlich zu und lacht leise.

Verwirrt sehe ich ihn an und frage „Warum sollte ich denn lachen?"

Lost SoulsWhere stories live. Discover now