❧ Kapitel 40

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Was zur Hölle ist los? Das ist das erste, was ich mir denke, als ich... ja was bin ich eigentlich?

Ich kann nicht sagen, ob ich bei Bewusstsein oder ob ich tot bin. Vielleicht bin ich in der Hölle, dass würde auch erklären, wieso ich nur schwarz sehe. Wenn so der Tod aussieht, will ich mich am liebsten in meinem Grab umdrehen. Es fühlt sich so an, als ob ich in meinem Kopf gefangen bin und keinen Zugriff auf meinen Körper habe.

Jap, definitiv die Hölle.

Wenigstens kann ich noch denken, obwohl mich das auch irgendwann um den Verstand bringen wird. Ich will nicht tot sein. Ich will zu meinen Freunden, zu Grayson, meiner Familie. Gut, ich bin selbst Schuld, aber wenn ich nicht tot wäre, wäre es Gray und das ist keine Option für mich gewesen.

Ich frage mich, wieso ich erst jetzt wieder denken kann. Braucht man erst eine gewisse Zeit bis man in den Himmel oder in die Hölle kommt? Ich kann es schlecht beurteilen, schließlich war ich noch nie tot. Oh Mann, wenn ich schreien könnte, würde ich es genau jetzt machen.

Ich höre ein lautes Geräusch, dass mich aufschrecken lässt, zumindest mein Inneres, mein Körper ist offensichtlich nicht mehr zu gebrauchen. Wieso kann ich überhaupt hören? Kommt jetzt meine Folterstunde? Ich will einfach nur schlafen.

„Es bleibt keine andere Möglichkeit mehr. Sie muss es selbst versuchen und wenn sie es nicht schafft—" sagt eine mir unbekannte Stimme, die jedoch unterbrochen wird.

„Das ist keine verdammte Option. Ich sitze hier nicht seit zwei Monaten, nur damit ihr sie alle umbringt. Wartet einfach noch ein bisschen." zischt Grayson sauer.

Das Gray in meiner Hölle sein wird, hätte ich nicht gedacht und macht es mir ehrlich gesagt noch schlimmer. Wenigstens kann ich seine Stimme hören, dass lässt mich vielleicht nicht ganz den Verstand verlieren.

„Gray, sie ist doch schon so gut wie tot. Wir müssen es machen. Hast du ihre Werte nicht gesehen? Soll sie nicht ihren Frieden bekommen?" teilt Allie ihm sanft mit.

Das wird ja immer besser. Ich möchte mir die Ohren zuhalten, aber das geht schlecht, wenn mein verdammter Körper nicht auf mich hört.

„Erstens, nenn mich nicht so, nur Brooke darf das. Zweitens, ist sie nicht tot, sondern nur im Koma. Drittens, ist das alles nur meine Schuld und ich lasse sie nicht sterben, nur weil ihr die Hoffnung aufgebt. Brooke ist stark, stärker als ihr euch jemals erhoffen könnt. Sie wird aufwachen. Ich weiß es." flüstert er zum Schluss hin leiser.

Eine Berührung an meiner Hand lässt mich stocken. Moment mal. Koma? Seit zwei Monaten? Ich bin gar nicht tot. Das ist gut, sehr gut. Nur wie soll ich jetzt wieder aufwachen und Gray eine verpassen, weil er denkt das er Schuld daran ist. Immerhin bin ich nicht in der Hölle und werde von Luzifer persönlich gefoltert - schon einmal ein Anfang.

„Schwester, wie sind Brooke's Werte nochmal? Ist es möglich, das sie uns irgendwie hört und wir ihr irgendwie Mut zusprechen können?" fragt mein Vater höflich.

Bei seiner Stimme hätte ich fast aufgeschluchzt.

„Nun, über Nacht sind sie etwas besser geworden. Es kann sein, das sie uns schon die ganze Zeit zuhört. Sie können es gerne versuchen, doch bis zum Ende des Tages muss ich wissen, ob die Geräte abgestellt werden sollen. Wer von euch steht ihr denn besonders nahe? Die Person sollte vielleicht mit ihr reden. Ich komme in ein paar Stunden wieder."

Ich weiß nicht, was gerade vor sich geht, denn keiner sagt ein Wort. Zwei Stühle werden nach hinten geschoben und darauf verlassen die Personen den Raum. Gott, kann ich nicht einfach aufwachen!

„Brooke." fängt mein Liebster traurig an. „Bitte wach auf. Wenn deine Familie wirklich die Geräte abstellen wollen, bist nicht nur du verloren, sondern auch ich. Ich will dir auch gar keinen Druck machen, ich kann mir kaum vorstellen, wie es dir gerade gehen muss. Ich hoffe du kannst mich überhaupt hören, sonst ist das irgendwie unnötig. Ich will dir jetzt auch gar nicht erzählen, wie die letzten Monate waren, denn schlechte Sachen willst du bestimmt nicht hören. Ich weiß nicht, was ich machen kann um dir zu helfen. Bitte Süße, gib mir irgendein Zeichen, das du noch hier bist. Ich vermisse dich so schrecklich. Seit dem Tag, bin ich ununterbrochen bei dir, außer wenn ich gerade in die Schule muss. Ich habe dir jeden Tag von meinem Tag erzählt, aber ich bezweifele das du es gehört hast. Du musst kämpfen, ja? Ich weiß, du hast es satt zu kämpfen und stark zu sein, aber nur noch einmal. Dich jeden Tag so zu sehen, ohne deine Augen zu sehen und eine Regung von dir, ist wohl die Strafe dafür, das ich so ein Idiot war und bin. Wenn die Geräte abgestellt werden sollten und du nicht aufwachst, werden mich die Schuldgefühle auffressen, was sie sowieso schon tun. Ohne dich bin ich ein Zombie, ich bin froh das du mich nicht sehen kannst, ich sehe wie der lebende Tod aus. Oh Gott, vergiss das. Scheiße, ich sollte einfach meinen Mund halten."

Lost SoulsWhere stories live. Discover now