❧ Kapitel 20

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Hätte ich es verhindern können?

Ist es meine Schuld?

Hätte ich wieder Nachhause gesollt?

Diese Gedanken schwirren mir ununterbrochen im Kopf herum. Wenn sie stirbt, weiß ich nicht wie ich damit leben soll. Warum hatte sie überhaupt einen Autounfall? Hätte sie nicht auf der Arbeit sein sollen? Ich drehe komplett durch. Wenn ich bis jetzt noch keinen Nervenzusammenbruch gehabt habe, habe ich mit Sicherheit jetzt einen.

„Süße, bleib ruhig. Wir sind gleich da. Ich will nicht, das du auch noch in einem Krankenzimmer landest."

Beruhigend legt er mir seine Hand auf mein Knie, das die ganze Zeit nervös gewippt hat.

„Ich kann sie nicht verlieren, egal wie sie zu mir war. S-sie i-ist immer noch meine M-mutter." sage ich mit zittriger Stimme.

„Ich weiß. Sie wird es schaffen." meint er überzeugt mit angespannter Körperhaltung. Was ihm gerade wohl durch den Kopf geht?

Geistesabwesend sehe ich halb Los Angeles an uns vorbeiziehen, bis wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich angekommen sind. Wir steigen schnell aus und rennen zum Empfang, wo uns auch schon eine Dame freundlich anlächelt.

„Ich gehe mal davon aus, das du Brooke bist?" Fragend sieht sie mich an, worauf ich kaum merklich nicke.

„Ihre Mutter wird gerade operiert und naja... ähm ihr Vater und ihre Schwester sind bereits im Warteraum. Einmal um die Ecke und dann rechts. Ich wünsche ihrer Mutter viel Kraft." Traurig lächelt sie mich an und wir wenden uns dankend ab.

Mit verschränkten Händen folgen wir ihrer Beschreibung und laufen in den Warteraum. Mein Vater hat seinen Kopf in die Hände gestützt und meine Schwester steht gedankenverloren am Fenster, aber sobald sie sieht wie wir reinkommen, kommt sie sauer auf mich zu.

Bevor ich wusste, was sie vorhat hat sie mir eine Ohrfeige gegeben, worauf ich sie geschockt ansehe und mir die Wange halte. Steht seit neuestem in meinem Gesicht, das ich es schön fände wenn mich jemand schlägt?

Gray tritt zwischen uns und fragt wütend „Was soll das? Hast du sie noch alle?"

Ihr Blick wird scharf als sie Grayson antwortet. „Das ist das Mindeste, was sie verdient hat! Sie hat unsere ganze Familie zerstört und nur wegen dir ist Mum im Krankenhaus! Wärst nur du lieber an ihrer Stelle." Den letzten Teil zischt sie mir wutentbrannt zu.

„Allie, lass es nicht an ihr aus." bittet mein Vater müde.

Verständnislos sieht sie ihn an und rempelt Gray an, als sie den Raum verlässt und vor sich hin flucht. Ich verstehe nicht, warum sie so sauer auf mich ist. Sie hat mich noch nie gemocht, doch so wütend auf mich habe selbst ich sie noch nicht gesehen.

Gray nimmt mich in den Arm, wo ich mich festkralle um nicht umzufallen. Mein sicherer Hafen. Ich wüsste nicht, was ich tun würde, wenn er nicht mit mir hier wäre.

„Dad, was ist passiert? Ich weiß nur, das sie einen Autounfall hatte." teile ich ihm erschöpft mit.

Er fährt sich über das Gesicht und erwidert angespannt „Deine Mutter war seit du weg bist nicht mehr sie selbst und hat die ganze Zeit gesagt, das es ein Fehler war dich rauszuschmeißen. Als sie die Entscheidung getroffen hatte dich vor die Tür zu setzen, hatte sie ihre Medikamente nicht mehr genommen und hatte wieder eine ihrer Phasen. Ich weiß gar nicht ob du das wusstest, das sie Medikamente dagegen nimmt, aber das tut sie, aber als du weg warst nicht mehr. Sie war außer sich und hat auch angefangen unter dem Tag zu trinken und heute — so hat es mir zumindest die Polizei gesagt — ist sie in der Nähe von der Schule auf einem Baum gefahren, zudem hatte sie auch eine Menge Alkohol im Blut. Ich denke sie war auf dem Weg zur Schule, um dich wieder Nachhause zu holen, doch das hat anscheinend nicht so gut geklappt. Jetzt wird sie operiert und wir können nur auf ein Wunder hoffen, aber die Ärzte meinen es steht sehr kritisch."

Lost SoulsWhere stories live. Discover now