IV

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Der Einsame
Maximus hörte die Eskorte noch bevor er sie sah. Er kannte das Geräusch einer kleineren Truppe, die sich näherte und die Rufe. Das Flüstern der Menschen im wohlhabenderen Viertel der Stadt, hatte sich in sein Gehirn eingebrannt, wie das Feuer der Bibliothek in Alexandria.
Seitdem Aulus seine Villa verlassen hatte, fühlte sich die Leere noch schlimmer an. Aber sein Kollege hatte eine Familie, die auf ihn wartete und Maximus wollte ihn nicht von eben dieser abhalten. Stattdessen saß er jetzt alleine auf einer der Liegen im Esszimmer und wartete auf den Mann, der bald erscheinen sollte.
Er besaß nicht viele Sklaven, fünf waren es an der Zahl, und er hatte den Kauf jedes einzelnen verabscheut. Aber er hatte weder die Zeit, noch den Anstand dazu, das Haus alleine sauberzuhalten und hätte sich das rumgesprochen, hätte er seinen Prätoren Titel direkt abgeben können.
Und jetzt hatte er einen weiteren Sklaven. Denn als nichts anderes wurde der junge Mann aus dem Circus - Alexus war der Name, den die Sklavenhändler ihm gegeben hatten - gesehen, das hatte man ihm klargemacht. Und er hatte ja auch für ihn bezahlt, hatte seine Jahre im Circus abbezahlt. Es war eine kleine Summe gewesen, doch würde man nach dem gehen, was die Gladiatoren sich verdienten, hätte er mindestens fünf weitere Jahre überleben müssen. Und das hätte er nicht, nicht nach dem Aufstand.
Jetzt hatte Maximus einen neuen Sklaven, noch dazu einen, mit dem er nicht wusste wohin. Es war eine unüberlegte Situation gewesen, das wusste er, aber er hatte es vor Aulus nicht zugeben wollen. Auch wenn ihm die Situation Kopfschmerzen bereitete.
Er konnte die Stimmen der Legionäre hören, als er durch das Atrium zur Haustür eilte. Gerade befahl einer der Legionäre seinem Sklaven Horatius, sie anzukündigen. Natürlich wussten die Legionäre nicht, dass Horatius bereits eine andere Aufgabe bekommen hatte, jetzt natürlich aber auch nicht nein sagen konnte. Sobald sein Sklave also verkündet hatte, dass die Gäste eingetroffen waren, öffnete Maximus die Tür.
Ihm war bewusst, dass er Macht, Ruhe und Autorität ausstrahlen konnte, wenn er es wollte und es meistens sogar tat, wenn er es nicht wollte. Er war groß und hatte eine ruhige Stimme, beides beunruhigte die meisten Menschen. Aber jetzt legte er es besonders darauf an, wie der Prätor zu erscheinen, der er war.
"Ave, Prätor.", grüßten die Legionäre und Maximus ließ sich zu einem Nicken herunter. Eigentlich mochte er die jungen Männer, die meisten von ihnen noch auf Probatio, die Tafeln um ihre Brust, andere wiederum frisch aus der Probatio, doch er wollte ihre Gesellschaft nicht.
Auch wenn er verzweifelt versuchte, seine Villa mit Leben zu füllen. Teure Vasen und Wandteppiche schmückten die Wände, der Altar für die Laren war immer reichlich geschmückt und sein Esszimmer hatte einen wunderschönen Mosaikboden. Aber trotzdem; er brauchte und wollte ihre Gesellschaft nicht.
Sein Blick fiel auf den jungen Mann vor ihm, seinen jungen Mann. Er wirkte kleiner als in der Arena und schwächer, aber das schob Maximus auf die Wunden überall an seinem Körper. Doch in den Augen des Mannes tobte ein Sturm, der selbst Neptun zum Schwanken gebracht hätte. Maximus strich über seine Toga, dann machte er eine ausladende Geste in Richtung des Inneren seiner Villa und sagte:
"Salve, Alexus."

Der Sklave
Das Haus - die Villa - war teuer und mit Geschmack eingerichtet. Auch wenn Alexandros den Eigentümer noch nicht getroffen hatte, und ihn vermutlich rein aus Prinzip nicht mögen sollte, aber Geschmack hatte er anscheinend.
Als die Türe geöffnet wurde, fand er sich einem großen Mann gegenüber. Einem sehr großen. Er überragte ihn um mindestens anderthalb Köpfe, doch das war es nicht, was ihn so überraschte. Ihn überraschte, dass es der Mann war, der ihn bereits im Circus angesehen hatte. Der, der ihn als einziger nicht hasserfüllt angesehen hatte. Die Legionäre grüßten ihn, wie die Etikette es verlangte, und er nickte ihnen zu. Doch Alexandros nutzte diesen Moment, um sich einmal anzusehen, mit wem er es hier zutun hatte. Auch wenn sein Oberkörper noch immer vor Schmerzen brannte, aber wenigstens seine Sicht war wieder uneingeschränkt.
Der Mann, der Prätor, musste ungefähr in seinem Alter sein - etwas älter vielleicht, das vermochte er nicht einzuschätzen. Er hatte braune Haare und blaue-grüne Augen und strahlte eine Autorität und Ruhe aus, wie er es nur von wenig anderen Menschen kannte. Als er ihn so ansah, musste er gestehen, dass er ihn nicht so einfach hassen konnte, wie er zuvor geglaubt hatte. Denn eigentlich hatte er diesem Mann sein Leben zu verdanken.
Als ihre Blicke sich trafen, verstand er sofort, dass er es mit einem durchaus nicht dummen Menschen zutun hatte, und dass dieser ihn gerade zu verstehen versuchte, und das freute ihn sogar ein wenig. Dennoch brodelte es in seinem Inneren und der Zorn wuchs und wuchs. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er hochgehen würde wie ein Vulkan. Und dann wäre auch dieser Römer nicht in Sicherheit.
Der Prätor strich über seine Toga, deutete hinter sich, sagte: "Salve, Alexus.", und alle Neutralität, die er versucht hatte, aufrecht zu halten, war dahin.
Wütend verzog Alexandros das Gesicht. "Das ist nicht mein Name.", knurrte er und funkelte den Prätor an. Er wusste, dass es seinen Tod bedeuten konnte, wenn er den Bogen überspannte, doch es war ihm egal. Hinter ihm zerdrückten die Legionäre Flüche und legten die Hände auf ihre Gladien, doch der Prätor hob die Hand und sie verstummten.
"Ihr habt eure Aufgabe erledigt.", sagte er und bedeutete den Legionären zu gehen, dann wandte er sich wieder Alexandros zu. "Komm herein.", sagte er und schloss die Tür hinter ihm.

Legions of FateWhere stories live. Discover now