XIII

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Der Wissende
Janus blickte den Senator an.
"Hoffentlich hast du recht, Scrivus...", murmelte er und richtete nachdenklich seinen Bart. "Ich glaube, wir sollten ihn trotzdem einmal suchen. Vielleicht hat er das Treffen auch nur vergessen."
Maximus nickte: "Ich glaube auch, dass ich mich besser fühlen würde, wenn ich wüsste, wo er ist."
"Dann steht der Plan.", sagte Janus bestimmt und blinzelte dann Danius an.
"Willst du uns begleiten? Dann bist du direkt der Erste, der weiß, wenn Montis niedergestreckt wurde. Das könnten doch hoch interessante Informationen sein."
Es war ein guter Vorschlag.
Ein sehr verlockender Vorschlag. Danius wusste, dass seine Augen vermutlich funkelten. So wie immer, wenn er über etwas nachdachte, dem er eigentlich nicht widerstehen konnte.
Außerdem war Danius fest davon überzeugt, dass wenn er jetzt nach Hause gehen müsste, er vermutlich einen kleinen "Unfall" haben würde, dem Aquilius ganz aus dem Zufall heraus bewohnen würde.
"Warum nicht.", antwortete er also, auch wenn er sich zwischen den beiden älteren, mächtigeren und durchaus auch erfahreneren Römern ein wenig überflüssig vorkam, "Du machst ein verlockendes Angebot. Auch wenn ich lieber auf meine Quellen vertraue, als selber vor Ort zu sein."
Das stimmte. Er vertraute seinen selbst aufgebauten Netzwerk aus Sklaven, die einst mit seiner Mutter zusammengearbeitet hatten oder die Kinder von eben jenen waren, die seiner Mutter damals beigewohnt hatten.
Seine Quellen waren sein Sicherheitsnetz, falls jemand ihm vorwerfen würde, zu spionieren. Schließlich war dann nicht er da, sondern seine Leute aus seinem Netzwerk und bis man bewiesen hatte, dass sie zu ihm gehörten, hätte er sich selbst seine Argumente und Verteidigung zurecht gelegt.
Aber das Angebot von Baccis war mehr als nur verlockend und es fühlte sich wichtig an, wie als hätten die Götter sein Schicksal schon bestimmt und diese Entscheidung für ihn getroffen.

Der Verlassene
Zufrieden nickte Janus. Er blickte zu seinem Freund, aber Maximus schien in Gedanken wo anders zu sein. Er kniff die Augen zusammen, sagte aber nichts dazu.
Vielleicht war der Gedanke abwegig gewesen, aber er war noch immer davon überzeugt, dass er den jungen Mann lieber mit sich, als gegen sich hatte. Und da Maximus in letzter Zeit ohnehin nur schlechte Entscheidungen zu treffen schien, hatte er die Entscheidung dieses Mal getroffen.
"Dann lasst uns aufbrechen.", er ging an Maximus vorbei und die drei verließen gemeinsam den Senat.
Janus hielt es für seine, für Maximus', aber auch für Danius' Sicherheit am besten, wenn sie zusammen gingen. Weil drei hochrangige Beamte würde keiner angreifen. Nicht einmal die Leute von Aquilius wären blöd genug, das zu tun.
Um seine eigene Sicherheit sorgte er sich am wenigsten, aber Maximus war seit gestern auf der Liste der beliebten Angriffsziele höher gerückt. Und wenn er ihn begleitete, dann konnte er wenigstens selber sicherstellen, dass der Prätor es überlebte.
"Maximus, wie geht es eigentlich deinem Graecus?", konnte er sich die Frage jedoch nicht verkneifen.
Sein Freund zuckte zusammen. "Alexandros? Dem geht es gut, glaube ich... Ich habe ihn heute nur kurz gesehen, als er am Fenster stand und seine Wunde verarztet hat."
Janus schnaubte. "Unglaublich, dass er das überhaupt überstanden hat."
"Ja, und selbst die Wunde hat sich nicht entzündet. Erinnerst du dich an meine Verletzung am Bein, die mich fast das Leben gekostet hätte?"
"Natürlich erinnere ich mich daran! Aber umso unfairer ist es doch, dass die Götter dem Graecus das ersparen!"
Die Debatte erstarb, als sie die Villa der Familie Montis erreichten.
"Da ist er doch.", stellte Danius fest und sah zu dem Mann, der in der Tür zu seiner Villa stand und sich anscheinend gerade zum Gehen wandte. Janus musterte ihn. Die blütenweiße Toga war so ordentlich gewickelt, wie er es bei noch keinem der Senatoren im Senat gesehen hatte. Erneut merkte er, dass sein Freund sehr auf sein gepflegtes Aussehen achtete. Sein schwarzes Haar war mit einigen grauen Strähnen gespickt und seine Augen waren fast schon leuchtend blau. Er sah völlig gesund aus.
Aulus sah die kleine Gruppe vor seiner Villa verwirrt an, dann bahnte er sich seinen Weg zu ihn und gab den Blick auf seine Frau, Lucretia, frei, die nur ein wenig jünger war als er. Ihr blondes Haar war hochgesteckt, wie es sich für noble Römerinnen gehörte und ihre Züge waren weich aber stolz.
"Welche Ehre habe ich denn, dass ihr mich direkt zu dritt besucht?", fragte Aulus, der so eben vor ihnen stehen geblieben war.
"Du hast die Senatssitzung verpasst, Aulus. Wir haben uns Sorgen gemacht... es hätte sonst was passiert sein können, wo WARST du?", fragte Janus bissig.
"Wir hatten eine Senatssitzung?", der ältere Prätor wirkte auf einmal außerordentlich zerstreut, "Ja die... hab ich dann wohl vergessen."
"Du hast eine Senatssitzung vergessen?", gluckste er, bevor er tatsächlich anfing zu lachen.
Er hatte es vergessen!
Janus konnte es nicht glauben. Aulus hatte einfach nur vergessen, dass sie eine Senatssitzung hatten.
Er war natürlich erleichtert, dass es seinem Freund gut ging, doch konnte er sich das herzhafte Lachen nicht verkneifen.
Plötzlich kam Lucretia von der Villa zu ihnen und blieb neben ihrem Mann stehen.
Salve, Prätor. Salve, Zenturio et salve Senator.", sagte sie, wie es sich gehörte.
Janus kannte Lucretia schon genauso lange wie er Aulus kannte, schließlich gab es die beiden schon immer nur zusammen. Und auch wenn er seit eines bestimmten Vorfalls nicht mehr viel von Frauen, Ehe oder Familiengründung hielt, Familie Montis war für ihn immer die rühmliche Ausnahme gewesen.
„Wie kommt es, dass ihr uns gleich zu dritt beehrt? Aulus wird doch nichts falsch gemacht haben?", sie klang aufrichtig besorgt.
„Außer, dass er noch vergesslicher ist als Maximus an einem schlechten Tag, kommt ihm nichts zu Schulden.", grinste Janus und sah die empörten Blicke der Prätoren.
Salve.", sagte Maximus und lächelte die Frau ein wenig an, ehe er hinter sich zu Danius deutete. „Lucretia, das ist Senator Danius Scrivus."
Sie nickte ihm freundlich zu und sagte: „Ich freue mich, eure Bekanntschaft zu machen, Senator."

Legions of FateWhere stories live. Discover now