XIV

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Der Verlassene
Lucretia nickte Danius freundlich zu, als sie ihn grüßte und er erwiderte den freundlichen Blick und den Gruß, dann ließ er sich wieder in den Hintergrund fallen.
Lucretia drehte sich um, küsste ihren Mann auf die Wange und sagte: "Nimm es nicht zu ernst, halte dich zurück.", dann ging sie zurück ins Haus.
"Nimm es nicht zu ernst, halte dich zurück?", echote Janus fragend und Aulus schnaubte.
"Sie will nicht, dass aus dem Vorfall eine große Sache gemacht wird. Und das kann ich verstehen, aber ihrer Meinung nach, sollte ich nicht mehr mit Aurelius reden."
"Ich finde das gar nicht so abwegig.", brachte Danius sich ein und alle sahen zu ihm. "Ich meine... Sie wurde in ihrer Ehre gekränkt und hatte wahrscheinlich Angst den Namen der Familie zu beschmutzen. Was sie natürlich nicht getan hat aber am schlimmsten sind solche Vorfälle nicht für die Männer in ihrem gekränkten Stolz, sondern die Frauen, die zum Opfer werden."
Janus musterte den jungen Senator.
Er hatte natürlich Recht, das wollte er nicht abstreiten. Aber in diesem Moment stellte er fest, dass er über den Mann quasi nichts wusste. Hatte er selber so etwas schon einmal erlebt? Seine Eltern vielleicht?
Janus glaubte nicht, dass Danius selber so etwas widerfahren war. Doch die Unwissenheit machte in unruhig.
"Damit könntest du sogar Recht haben, Jungchen.", seufzte Aulus auf einmal. Danius zog bei dem "Jungchen" zwar die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts, während Aulus weitersprach: "Aber würde ich dann diesem Esel nicht einen Triumph gewähren?"
Janus schnaubte. "Nein."
Und Maximus fügte hinzu: "Es zeigt doch eigentlich die wahre Größe, dass du darüber stehst und deiner Frau vertraust. Gib Patros gar nicht erst die Macht, dich zu provozieren und deiner Familie Schande und Schaden zuzufügen."
Plötzlich merkte Janus, dass Danius gedanklich abschweifte und entschied daher, dass es nun an der Zeit war, Aulus davon zu überzeugen, den jungen Senator zu einem Essen einzuladen.
"Aulus.", raunte er seinem Freund zu. "Mach dich nützlich und sorge dafür, dass wir uns mit Scrivus zu einem Essen treffen."
Aulus blickte ihn verdattert an. "Was?"
"Stell dich nicht blöder, als du bist, Montis. Wir können den Jungen brauchen. Er weiß viel. Sehr viel."
Der Prätor schien zu verstehen, nickte einmal und ging auf Danius zu. "Scrivus, ich würde dich gerne einladen.", sagte er unverwandt und man sah ihm an, wie
"Zu einem Abendessen mit meiner Familie, denn es gibt wichtige Dinge zu besprechen.", fuhr er fort und Danius nickte.
"Natürlich, ich danke Euch, Prätor."
Zufrieden beobachtete Janus, wie die beiden miteinander sprachen und wandte sich an Maximus.
"Das sieht gut aus.", sagte er.
"Ja... aber warum genau holen wir ihn jetzt dazu? Er scheint zwar intelligent und ich bin mir sicher, dass er ein guter Senator ist, aber... was ist unsere Verbindung?"
Janus seufzte. Lebte Maximus eigentlich unter einem Stein?
"Hast du schon einmal ein Gerücht gehört?", fragte er, ein wenig genervt.
"Mit Sicherheit..."
"Glaube mir, wenn ich sage, Danius wusste es vor dir. Er hat Quellen, an die du und ich im Traum nicht denken würden. Dass du dir einen Graecus zugelegt hast wusste er gewiss auch vor mir."
Maximus schnaubte erschrocken. "Mein Graecus!", sagte er. "Ich habe ihm gesagt, ich bin zum Mittagessen da. Atia kocht extra mehr!", er sah zwischen Aulus und Janus hin und her, dann wurde sein Blick bestimmt. "Ich verabschiede mich, Amici, der Senat wird warten müssen. Und zum Abendessen sind wir ja scheinbar bei Familie Montis."
Dann drehte er sich um und ging davon.
Einfach so.
Geschockt sah Janus ihm nach. Welcher Ochse war dem denn über den Kopf gelaufen, dass er so hirnlose Ideen hatte?
"Hat der uns gerade für seinen neuen Sklaven sitzen lassen?", fragte er entgeistert; er konnte es noch immer nicht fassen.
"Sieht fast so aus...", sagte Aulus. "Kann man euch etwas zu Trinken anbieten, bevor wir wieder zur Arbeit müssen?"

Der Wissende
"Nun, ich glaube er hat uns sitzen lassen.", stellte Danius trocken fest und vermerkte sich in Gedanken, dass Baccis wohl ganz und gar nicht gut auf den griechischen Sklaven seines guten Freundes zu sprechen war.
Nebenbei erntete er einen geschockten und miesepetrigen Blick des Zenturios, bevor Danius sich zu Montis wandte und sagte: "Ich danke für das Angebot, aber ich werde auch noch einmal nach Hause gehen, bevor die nächsten Sitzungen beginnen. Zerstörerische Reden schreiben sich nicht von selbst.", sagte er und betrachtete belustigt den entgeisterten Blick, den er von Baccis zugeworfen kam.
Ohne Zweifel hatte er nicht gedacht, dass Danius das einfach so sagen würde, aber Danius machte keinen Hehl daraus, dass er die anderen Senatoren mit seinen Reden auseinandernahm und daran auch noch Spaß hatte.
"Wir sehen uns also spätestens heute Abend", fügte er noch hinzu, dann verabschiedete er sich dann mit einem Gruß und den altbekannte römischen Floskeln, so wie es sich gehörte, wenn man sich von einem Prätor und einem Zenturio verabschiedete.
Der Weg nach Hause dauerte nicht lange. Danius hatte nie eine Villa gewollt, früher hatte er sie für eine reine Verschwendungen von Geld gehalten. Sie waren groß, so groß dass dort sicherlich zwei Familie wohnen könnten und sie waren alle so unfassbar sauber. Noch immer hatte Danius mit jedem Schritt, den er ging Angst, er könne den Fußboden so sehr verschmutzen, dass die Kosten unbezahlbar werden würden. Auch, wenn er sich mittlerweile um Geld keine Sorgen mehr machen brauchte. Er hatte alles, was er sich wünschen konnte, aber die Villa war leer.
Keine Kinder spielten im Garten in der Mitte des Innenhofes. Keine Frau wartete auf ihn. Nur die Sklaven, die die Villa sauber hielten und dafür sorgten, dass er, wenn er noch bis spät in die Nacht an den Reden schrieb oder Quellen auswertete und nachdachte, zumindest eine Kerze hatte und etwas sehen konnte.
Er war reich, aber alleine.
Er war reich und doch so arm an den Dingen, die er früher einmal für selbstverständlich gehalten hatte:
Liebe und Familie. 

Legions of FateWhere stories live. Discover now