INDIGO EYES - Im Zeichen der Erde

Taschen voller Steine

Surprise! Tja, manchmal überrasche ich mich selbst. Ich hätte heute putzen sollen, aber ein gezerrter Nacken hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht und so hatte ich die Wahl zwischen Lernen und ... nun, allem anderen, und ich habe mich für alles andere entschieden. Unter anderem habe ich tatsächlich schon das neue Kapitel beendet! 

Jetzt wäre es natürlich strategisch klüger, es bis zum Wochenende aufzuheben und mir dadurch einen Zeitpuffer zu schaffen, aber ich bin nun einmal mies mit Strategien. Ich hoffe, ihr wisst das zu schätzen und kommentiert fleißig! ;)

Dinge passieren.

Joa.

Viel Spaß!

Kuss,

Luna <3

 * * *

9. Taschen voller Steine

You gotta make a decision

Leave tonight or live and die this way

Tracy Chapman, Fast Car

*

Es war, als wäre plötzlich das Gefühl in ein seit Jahren taubes Körperteil zurückgekehrt. Seit Indigo ihre Magie zum ersten Mal willentlich heraufbeschworen hatte, konnte sie sich nicht vorstellen, jemals keinen Zugang zu ihr gehabt zu haben. Zwar war sie immer noch weit davon entfernt, komplizierte Heilungen durchzuführen wie Mor oder perfekte Illusionen zu schaffen wie Lys, aber das war, wie beide ihr immer wieder beteuerten, nur eine Frage der Übung.

„Es ist wie Drachenreiten", erklärte Lysanna ihr unbekümmert, während Indigo sich bemühte, die Funkenschauer um ihre Fingerspitzen zu etwas wie einem Strahl zu verdichten. „Wenn du einmal den Dreh raushast, ist das Obenbleiben kein Problem. Die komplizierten Manöver kommen später."

„Ob du es glaubst oder nicht, mit diesem Vergleich kann ich nur begrenzt viel anfangen", seufzte Indigo und versuchte, sich auf die leiser werdende Melodie in ihrem Kopf zu konzentrieren. Inzwischen reichten einige vertraute Töne aus, um ihre Magie zum Vorschein zu bringen, wie das kurze Anstimmen vor einem Konzert. Indigo hatte immer noch keine Ahnung, woher das Lied in ihrem Kopf gekommen war, denn obwohl ihr die Melodie vertraut vorkam, verstand sie kein einziges Wort des Textes. Sie war sich nicht einmal sicher, ob es wirklich einen richtigen Text gab oder ob sie sich die fremdartig klingenden Silben nicht nur eingebildet hatte. Auf Morenos Nachfrage hin hatte sie nicht ein Wort wiedergeben können und so gab es keine Möglichkeit, mehr über die Bedeutung herauszufinden.

„Es ist wie Fahrradfahren", sprang Mio ein, der in seinem üblichen Sessel saß und sie teetrinkend beobachtete. Obwohl sich herausgestellt hatte, dass er über ähnlich mysteriöse finanzielle Mittel verfügte wie die Geschwister, hatte er in den letzten Tagen die Galerie offengehalten und alle Termine mit seinen wenigen Kunden eingehalten, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Abends gesellte er sich zu ihnen, versuchte sich hin und wieder als Koch und amüsierte sich über die Taschen voller Steine, die Indigo regelmäßig vom Strand mitbrachte. „Und täusche dich nicht bei den Drachen, Lila. Ein guter Reiter weiß, dass man nie alle Umstände unter Kontrolle haben wird. Jeder kann abstürzen."

Lysanna seufzte. „Du bist wirklich nicht der Erste, von dem ich das höre. Schön, rein theoretisch kann man abstürzen. Aber das war nicht der Punkt."