Ohne Himmel

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Ihr Lieben,

geht doch. Ich bin letzte Nacht schon fertiggeworden, wollte aber lieber nochmal überprüfen, was ich da so fabriziert habe, bevor ich update. Da ist es nun also. Ich hoffe, es gefällt! Eigentlich wollte ich mal wieder einen schönen Cliffhanger, aber das wäre zu lang geworden ... sad story. ;)

Viel Spaß!

Kuss,

Luna

PS: Das Zitat im Text ist aus "Welcome To The Jungle" von Guns N' Roses. Falls sich hier jemand an Luné erinnern mag, kann er sich "Sweet Child O' Mine" anhören. Zu diesem Kapitel natürlich noch "Misty" von Ella Fitzgerald, was übrigens auch der Soundtrack zur Pendolin-Szene von Indigo und Parl war. Da habe ich mir btw vorgestellt, dass er die Melodie spielt, die Analina bei der Hochzeit ihrer Mutter zu hören bekommt. Ja, genug gequasselt jetzt. Kuss, L. :) 

* * *


22. Ohne Himmel

(...) Don't you notice how hopelessly I'm lost

That's why I'm following you

On my own

When I wander through this wonderland alone (...)

Ella Fitzgerald: Misty

*

Es gab nur zwei Schlafzimmer. Sie waren riesig, boten mehr als genug Platz, aber es waren nur zwei und Indigo wusste nicht, ob sie das beruhigte. Lysanna hatte recht gehabt, der mysteriöse Plan, dessen Teil sie nun waren, war offensichtlich auf nur zwei Personen ausgelegt. Aber waren sie dadurch im Vorteil? Oder würde der unbekannte Puppenspieler nun erst recht dafür sorgen, dass die überflüssigen Figuren von der Bühne verschwanden? Während Adam sie durch das obere Stockwerk führte, wuchs ihre Anspannung und sie spürte deutlich, dass es nicht nur ihr so ging. Lysannas Augen huschten rastlos hin und her, unermüdlich auf der Suche nach einem Fleckchen Tageslicht, einem Windhauch, den es nicht gab. Je nervöser sie offensichtlich wurde, desto verschlossener reagierte Moreno. Auch er sah sich um, doch in seiner Miene stand nicht die gehetzte Panik eines Tieres, das sich von einer Sekunde auf die nächste in Gefangenschaft wiederfindet. Stattdessen wirkte sein Blick in sich gekehrt, vielleicht sogar leer, als hätte sich längst mehr als nur Gitterstäbe vor seine Welt geschoben.

„Mor?", wisperte sie, als sie vor der Tür des Fitnessraumes hinter Lysanna und Adam zurückblieb. Er blinzelte und die Art, in der er seinen Fokus nur langsam auf ihr Gesicht richtete, ließ einen Verdacht in ihr aufkeimen.

„Schon gut", murmelte sie, bevor er etwas erwidern konnte. „Ich hab' genug hiervon. Ich bin im Schlafzimmer, wenn sie fragen."

Er nickte wortlos.

Die wenigen Meter, die sie auf dem Weg in das bisher unbenutzte Schlafzimmer allein zurücklegen musste, schnürten ihr gnadenlos die Atemwege ab. Bei jedem Schritt fühlte sie sich nackter, wehrloser, und als sie endlich die unerträglich makellose Tür hinter sich geschlossen hatte, hielt die Erleichterung nur eine Sekunde an. Dann kehrte das Gefühl der tausend Augen mit neuer Wucht zurück und sie taumelte rückwärts, auf das verschwenderisch mit Kissen überladene Doppelbett zu, hielt davor inne. Ihr Blick irrte durch den Raum, über Ledermöbel, Regale voller Bücher, Filme, Musik, blieb an der spiegelnden Schranktür hängen. Sie hatten ihr ihren Mantel weggenommen, das bemerkte sie erst jetzt. Da stand sie, in zerrissenen Jeans und einem ausgeleierten Kapuzenpullover, ihr Piercing und die Stiefelkappen unerwartete Silberkleckse auf ihrer farblosen Gestalt. Die irdische Kleidung saß immer noch schlecht und dass sie nun ihr Gesicht ohne Make-up sah, machte sie Sache nicht besser. Ihr Blick hatte an Härte verloren, mit nackten Lidern und Wimpern fühlte sie sich unerwartet kindlich und ihr halbherzig um die Wangen baumelndes Haar legte den Eindruck nahe, sie hätte noch nie von einer Frisur gehört. Indigo presste die Lippen zusammen. Wem machte sie etwas vor? Sie sah nicht nur hilflos aus, sie war hilflos. Ausgeliefert. Vermutlich beobachtete man sie in diesem Moment über irgendeine der sicher zahllosen Überwachungskameras in diesem Irrenhaus und amüsierte sich köstlich über ihre Dummheit. Wie anmaßend sie gewesen war, einfach zurückzukehren und zu erwarten, dass es damit getan war. Etwas in ihr hatte die ganze Zeit geglaubt, sobald sie wieder bei Lys und Mor war, würde ihnen sicher etwas einfallen. Schließlich waren sie bisher immer irgendwie entkommen.

INDIGO EYES - Im Zeichen der ErdeWhere stories live. Discover now