Wunderland

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Ihr Lieben,

da bin ich mal wieder. Für die vergangene Zeit ist das hier mal wieder relativ kurz. Na ja. Update ist Update. ;) 

Viel Spaß!

Kuss,

Luna


* * *



21. Wunderland

„How do you know I'm mad?", said Alice.

„You must be", said the Cat, „or you wouldn't have come here."

Lewis Carroll: Alice's Adventures in Wonderland

*

Die Stufen, die Adam sie nach oben führte, glänzten wie frisch poliert. Indigo spürte Lysanna und Moreno dicht neben sich und konzentrierte sich auf dieses Gefühl, während sie höher stiegen und schließlich eine weitere, mattweiße Tür erreichten. Adam stockte kurz. „Stellt euch darauf ein, dass es gleich ein bisschen merkwürdig wird", sagte er mit einem raschen Blick über die Schulter. Dann streckte er einen Arm aus und stieß die Tür auf.

Vor ihnen lag Dunkelheit.

Zumindest für einen Moment.

Im nächsten glitt etwas wie ein Flirren durch die Luft und direkt vor ihren Augen erstrahlte ein Raum, der an Luxus kaum zu überbieten war. Plötzlich standen sie auf leicht federnden Dielen, weiße Ledermöbel boten Platz für mindestens zehn Personen. Da waren ein Hochglanzkochbereich, eine umwerfende Musikanlage, freischwebende Regale wie frisch aus dem neuesten Design-Magazin. Alles schimmerte verführerisch in täuschend echt wirkendem Tageslicht, doch etwas stimmte nicht und nach einer Sekunde begriff Indigo, was es war: Es gab keine Fenster. Die weißen Wände waren sicher drei Meter hoch, geschickt platzierte Lichtquellen schrien ihr Freiheit ins Gesicht, aber es war eine Lüge. Das hier war nicht Freiheit, sondern ein Gefängnis.

Indigo schluckte trocken. Neben sich hörte sie Lysanna leise Luft holen und für einen Moment war sie sicher, dass etwas wie ein Wimmern in ihrem Atem mitschwang. Sie streckte die Hand aus, ohne nachzudenken, doch Lysanna war schon an ihr vorbei an die Wand getreten und fuhr mit zitternden Fingern über die makellos weiße Fläche.

„W-wo sind wir hier?", brachte sie hervor, als würde Adam plötzlich Antworten aus dem Ärmel schütteln, „Wo sind die Fenster?"

Er beobachtete, wie ihre Hände verzweifelt nach einer Unebenheit suchten, einer Schwachstelle in ihrem Kerker. Der düstere Ausdruck in seinen Augen machte deutlich, dass Lysanna keine finden würde.

„Es gibt keine", sagte er trotzdem. „Auch keine Tür, zumindest habe ich keine gefunden. Oben sind Schlafzimmer, Bäder. Sogar ein verdammtes Fitnessstudio, aber nichts, was nach draußen führt."

Lysanna fuhr zu ihm herum. „Aber wir haben Essen bekommen! Warst du das? Wieso konntest du uns überhaupt rauslassen? Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du mit all dem hier nichts zu tun hast!"

Adam wurde eine Spur blasser, doch er wich ihrem zornsprühenden Blick nicht aus. „Habe ich nicht", gab er entschlossen zurück. „Ich weiß auch nicht mehr, das habe ich doch gesagt. Ich wurde nachts auf der Straße von irgendwelchen Scheißkerlen mit Skimasken betäubt und bin in dem Raum da unten wieder aufgewacht, genau wie ihr. Keine Ahnung, woher das Essen kommt, im Kühlschrank taucht auch immer wieder welches auf. Ich weiß nicht, wie –"

INDIGO EYES - Im Zeichen der ErdeWhere stories live. Discover now