Regressive Phase

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Ein paar Tage später...

Ich wusste nicht welcher Tag heute war. Ich wusste nicht, ob es Mittag oder Abend war. Ich wuste nicht wo ich war  und ich wusste auch nicht, ob ich weinte oder nicht. Mein Verstand sagte mir, dass es hell ist. Er sagte mir, dass ich bei den Amite war. Mein Verstand sagte mir, dass mein  Gesicht nass war, aber es war als würden diese Informationen an mir abprallen. Ich hörte, ich sah und doch verstand ich nichts. Nahm nichts wahr. Ich fühlte mich schwerelos. Irgendwo zwischen Himmel und Erde ohne das Gefühl einen Boden unter den Füßen zu haben. Eigentlich ohne jegliches Gefühl. Nur ein Gedanke hatte sich in mein Hirn gebrannt. Er war da präsent und doch irgendwie unerreichbar. Wie ein dicker schwerer Mantel über einer toten Person. ,,Johanna ist tot." Immer wieder hatte sich das in meinem Kopf abgespielt. Es war nur ein Satz. Nur Worte. Nur Buchstaben. Mehr nicht. Und doch hätte die Bedeutung nicht größer sein können. Ich wusste, dass es mein Herz langsam zerstört, aber ich fühlte keinen Schmerz. Irgendwann würde ich wohl innerlich sterben ohne, dass ich es auch nur mitbekomme. Vielleicht war ich schon tot. Wer weiß das schon?

,,Lia? Hörst du mich?" Ich brauchte einen Moment um zu begreifen, dass da jemand mit mir sprach. Einen weiteren um diese Stimme zu zuordnen. Einen Moment um das Ganze zu begreifen. Und einen langen, um mich daran zu erinnern wie man sprach. Ich konnte es nicht. Ich hatte das Gefühl als würden meine Worte im Hals stecken bleiben. Unnötig, ohne Bedeutung, schwach. Zu viel Anstrengung. Also hob ich nur meinen Kopf und sah in das sorgenvolle Gesicht von Eric. Aber warum ist er besorgt? Wegen mir? ,, Lia, bitte rede mit mir.", flehte er mich fast schon an. Warum sollte ich? Was hatte das Leben für mich noch übrig?  Ich war getrennt von meinem Zuhause. Ich sollte getötet werden. Ich. Nicht Johanna. Langsam kam Eric auf mich zu und strich mir vorsichtig über mein nasses Gesicht als hätte er Angst mich mit der kleinsten Bewegung zu erschrecken. Ich hatte nicht mal gemerkt, dass ich wieder weinte.

Eric PoV:

Es waren 5 Tage vergangen seit ich Lia von dem Tod erzählt hatte. 5 Tage seit sie nur noch apathisch vor sich hinstarrt. Oft bemerkte sie es nicht mal, wenn ich den Raum betrat. Ihre Haut war blass und dünn. Ihr Gesicht eingefallen und müde. Ihre Augen waren im starken kontrast dazu so rot, dass man denken könnte sie wären entzündet. Da ist nichts mehr von der starken Feroxschönheit, die sich jedem widersetzt. Jeden Tag schien sie ein bisschen mehr von sich zu verliern und ich hatte keine Ahnung wie ich ihr helfen konnte. Im Gegenteil. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass ich, wenn ich mit ihr sprach alles nur noch schlimmer machte. Joana sagte ich solle ihr Zeit lassen zu trauern. Wenn ich ihr so noch mehr Zeit zum Trauern gebe, kann ich mir schonmal überlgen welche Blume ich für ihren Grabstein gerne hätte. 7 Tage ohne dass sie etwas gegessen hatte. Sie starrte das Essen an als wüsste sie nicht was man damit machte. Als wüsste sie nicht wie man as.

Innerlich seufzte ich. Vorsichtig strich ich ihr Tränen zur Seite, nachdem sie wieder angefangen hatte zu weinen. Eigentlich hatte ich nur mit ihr reden wollen um sie zum Essen zu bewegen, aber stattdessen sitze ich mal wieder nur da und sehe ihr beim Trauern zu. Wie immer. Langsam nahm ich meine Hand zurück und sah auf die große Uhr die an der Wand hing. 14.05. Mist ich muss los zu meiner Schicht. Widerstrebend erhob ich mich und verließ das Zimmer, allerdings sagte ich Lana, einer netten älteren Amite, die unsere Nachbarin Bescheid, dass sie, falls sie etwas hören sollte, mal hinüber gehen soll.

,, Logan, geht es deiner Frau besser? ", fragte mich ein anderer Feldarbeiter neugierig. Logan. Was für ein bescheuerter Name. Hätte sich Joana keinen besseren überlegen können? ,, Nein leider nicht.", ist meine knappe Antwort. ,, Das wird bestimmt wieder. Immerhin ist die medizinische Versorgung hier weitaus besser als am Zaun, wo ihr vorher gearbeitet habt. " Die Idee kam von Joana. Logan und Jenny ein junges Ehepaar, dass sobald sie zu den Amite gewechselt waren die Arbei am Zaun außerhalb der großen Gesellschaft wählten. Jenny wurde jedoch schwer krank, weshalb das Ehepaar sich entschied zurück zu kehren. An sich keine schlechte Geschichte, wie ich zugeben musste, da sich deswegen keiner wunderte, warum uns keiner kennt. Oder warum Lia alias Jenny nicht zur Arbeit erschien.
Jonathan lächelte mich aufmunternd an und wären wir bei den Ferox wäre spätestens jetzt meine Faust in seinem Gesicht gelandet. Dieses ewige Dauergrinsen. Nervt es dich nicht selbst ? Eric beruhige dich. Du bist jetzt ein Amite und wenn du nicht willst, dass deine Tarnung auffliegt, reißt du dich verdammt nochmal zusammen. Ich setzte mein bestes Lächeln auf. ,, Natürlich Jonathan. Ich freue mich schon sie euch allen vorzustellen. " Arschloch. Ich versuchte mich wieder darauf zu konzentrieren, das Getreide mit der Sense zu ernten, doch immer wieder schweiften meine Gedanken zu Lia. Noch während ich meinen Gedanken nachhing, kam plötzlich ein aufgebrachter George,der Ehemann von Lana, auf mich zu. Man sah seine Angst und seine Sorge deutlich. ,, George was ist los? "  ,, Logan.. ich... ich Lana und...",stammelte er nur vor sich hin. Langsam aber sicher ist meine Geduld am Ende. ,, George was ist passiert? ",, Lana.. sie.. sie" ,, George atme tief durch und erzähl mir was passiert ist. " Ich zwang meine Stimme dazu freundlich und dennoch bestimmt klingen zu lassen, aber selbst in meinen Ohren hörte es sich drängend und kurz vorm Ausrasten an. George atmete tief ein, bevor er mir direkt in die Augen sah. ,, Lana und ich haben vor etwa 5 Minuten einen lauten dumpfen Schlag gehört. Wir sind sofort zu Jenny gegangen und... und.. da lag sie aufeinmal.."

Länger hörte ich nicht zu. Ich ließ die Sense achtlos auf das Feld fallen und rannte los. Ich rannte so schnell ich konnte. Ich achtete nicht auf die irritierten Gesichter der Amite oder daruf was sie wohl von mir denken. Mir war alles egal bis auf eins: Lia. Scheiße, was wenn ihr was passiert ist. Ich hätte sie niemals alleine lassen sollen. Es ist meine eigene Schuld. Abgehetzt kam ich an unserer Hütte an. Die Tür stand offen und von drinnen hörte ich bereits ein Schluchzen. Angespannt lief ich zum Schlafzimmer, auf dessen Boden eine aufgelöste weinende Lana saß. Auf ihrem Schoß lag ein zusammengekrümmter, abgemagerter, kleiner Körper, der mir nur allzu vertraut war. Das Gesicht meiner wunderschönen Verlobten war jedoch voller Blut.

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Es tut mir Leid, dass so lange kein neues Kapitel mehr raus gekommen ist, aber ich war irgendwie nicht in der Stimmung zu schreiben. Naja heute war das anderes. Ich hoffe es gefällt euch🙈❤️
Glg gwenny_sheperd❤️

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⏰ Last updated: Dec 30, 2018 ⏰

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Zwangsverheiratet?! Vergiss es!! (Eric Ff)Where stories live. Discover now