27

12.4K 307 15
                                    

Am nächsten Tag fahre ich mit dem Bus zur Schule, da Kyle die erste Stunde frei hat. Um ehrlich zu sein, ist mir der Bus auch gerade lieber. Nach dem Kuss von gestern bin ich fast ins Haus geflüchtet.

Es war ein einfacher Kuss, nicht lange und auch nicht mit Zunge. Und auch wenn er eigentlich ganz schön war, kann ich damit jetzt nichts anfangen.

Das letzte was ich wollte, ist ihn Hoffnungen machen und genau das habe ich gestern getan.

Ich dachte, vielleicht würde ich ein Kribbeln in meinem Bauch spüren doch da war nichts. Wirklich gar nichts.

Was mache ich jetzt?

Erstmal in den Unterricht. Ich habe trauriger Weise diese Stunde keinen Sitznachbarn, da meine Freundinnen  woanders Unterricht haben, aber dafür habe ich gleich in der zweiten mit Rose zusammen Geschichte.

Auch mit Chase.

Der Lehrer ist gerade irgendwas am erzählen von früher, doch hinhören tue ich erst garnicht. Auf meinem College Block kritzele ich irgendwelche Dinge drauf und stehe viel zu übermotiviert auf, als es klingelt und ich so schnell wie möglich aus dem Raum flitze.

Vom weiten sehe ich Rose schon an unserem Tisch sitzen und ich lasse mich auf dem Stuhl neben ihr plumpsen.

,,Und wie war's gestern?'' fragt sie sofort aufgeregt. Da Kyle und ich später als gedacht wieder zuhause waren, konnte sie mich nicht mehr besuchen kommen.

,,War eigentlich ganz okay. Er hat mich abgeholt, wir waren im Kino und danach hat er mich wieder nach Hause gefahren.'' fasse ich zusammen, doch das scheint ihr nicht zu reichen. Ich wandere mit meinen Augen den Raum ab und stelle fest, dass Chase noch nicht da ist.

,,Ist nichts weiter passiert?'' hakt sie nach und ich zögere ob ich den Kuss wirklich erwähnen soll. Wieso eigentlich nicht?

,,Als Kyle mich nach Hause gefahren hat, ist er noch mit vor meiner Tür gekommen und hat mich dann geküsst.'' gestehe ich und Rose' Augen weiten sich überrascht. Doch dann schaut sie an mir vorbei und öffnet ihren Mund, wo allerdings nichts raus kommt.

So neugierig wie ich bin, folge ich ihren Blick und sehe einen wütenden Chase.

Er hat es gehört.

Gerade eben war er noch nicht da.

Plötzlich stürmt er raus und ohne nachzudenken stehe ich ebenfalls auf und renne ihm hinterher. Ein Glück, dass die Lehrerin noch nicht da ist.

,,Chase!'' rufe ich und er dreht sich ruckartig um. Ich gehe auf ihn zu und bleibe genau ein Meter vor ihm stehen. Nicht nur seine Aufmerksamkeit habe ich dadurch bekommen, sondern auch von allen Schülern die in diesem Flur stehen.

,,Wohin gehst du?'' seine zusammengepressten Kiefer und seine zu Faust geballten Hände sind keine guten Zeichen.

,,Ich bringe ihn verdammt nochmal um!'' zischt er voller Wut und wollte wieder los gehen, doch ich versperre ihn den Weg.

,,Chase hör sofort auf damit! Du hast kein recht, wütend zu sein.'' mache ich ihn klar.

,,Und er hat kein Recht, dich zu küssen!'' gibt er zurück und atmet schwer.

,,Wieso kümmert es dich?'' frage ich.

,,Wieso ignorierst du mich?'' bewusst ignoriert er meine Frage und ich war kurz davor, meine Augen zu verdrehen.

,,Das habe ich dir schon beantwortet.'' erinnere ich und verschränke meine Arme vor meiner Brust.

,,Aber was genau an mir erinnert dich von jemanden an früher?'' fragt er weiter. Dass wir gerade von allen Seiten angeguckt werden, blende ich aus.

,,Das! Genau das.'' unbeabsichtigt rede ich bei diesen Worten etwas lauter. Chase scheint nicht ganz zu verstehen, was ich meine und ich habe wirklich keine Lust mit ihn zu streiten.

,,Ist auch jetzt egal, lass einfach Kyle in Ruhe.''

,,Seid ihr jetzt zusammen oder was?'' fragt er spöttisch und mit einen noch komischeren Unterton.

,,Nein sind wir nicht. Aber lass ihn einfach in Ruhe.'' ich lasse ihn nicht mehr darauf antworten und gehe zurück zum Klassenraum.

Nach paar Sekunden kommt auch Chase zurück und ich schließe kurz beruhigt meine Augen, da er nicht zu Kyle gegangen ist.

,,Alles okay bei euch? Er sieht ziemlich angespannt aus.'' fragt mich Rose leise und alles was ich kann, ist mit den Schultern zucken.

Während der Stunde spüre ich seinen Blick in meinem Rücken brennen, doch ich starre weiterhin geradeaus und wünsche mir, so schnell wie möglich wieder nach Hause zu können.

You belong to meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt