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Nachdem die Tür zugeschlagen wurde, ist es ganz still.

Noch immer hält mich Chase in seinen Armen und ich höre ihn unregelmäßig atmen. Adam dagegen fährt sich mit seinen Händen verzweifelt durchs Gesicht und ich entdecke erst jetzt seine tiefen Augenringe.

Ich denke, ihm macht diese ganze Situation wirklich fertig.

,,Wieso bist du hier?'' fragt mich Chase sanft, so als würde er sich Sorgen machen, irgendwas wäre passiert.

Ich löse mich von ihm um ihn anzuschauen ,,Du warst nicht in der Schule und ich wollte nach dir sehen.'' erkläre ich und bin verunsichert, wie seine Reaktion jetzt wohl sein wird.

Ich beruhige mich sofort, als er schwach aber trotzdem ausreichend lächelt.

,,Es tut mir leid dass du das mitansehen musstest.'' entschuldigt er sich plötzlich und meine Augenbrauen ziehen sich zusammen.

,,Das braucht dir nicht leid zu tuen, entschuldige dich nicht deswegen.'' meine ich ernst. Ganz zustimmen tut er mir nicht, aber dann nickt er langsam.

,,Wird er wieder kommen?'' kommt es als nächstes von mir.

,,Wahrscheinlich nicht.'' antwortet mir Adam und seufzt. Mein Blick richtet sich auf die noch immer vorhandenen Glasscherben auf dem Boden und ich bin mir sicher, dass der betrunkene Mann weitaus mehr zerstört hat als nur die eine Flasche.

Also wende ich mich von Chase ab, was ihn sofort den Mund aufmachen lässt, ich ihn aber zuvorkomme.,,Habt ihr ein Kehrblech und ein Kehrbesen?''

,,Auf keinen Fall, du räumst nicht das auf was er angestellt hat.'' protestiert Chase und schüttelt heftig den Kopf. Ich atme hörbar aus und sinke dabei meine Schultern.

,,Lass mich das bitte machen. Wenn das hier so rum liegt, tretet einer von euch noch am Ende da rein und dann-.''

,,Victoria.'' unzufrieden guckt er mich an.

,,Es macht mir nichts aus, Chase.'' versichere ich ihn lächelnd.

Er sieht noch so aus als würde er es abstreiten wollen, gibt dann aber widerwillig nach und geht zu einer anderen Tür, die mit dem Flur verbunden ist. Durch den vielen Putzzeug, und weiteren unnötigen Sachen erkenne ich dass es ein Abstellraum ist. Dort holt er ein blaues Kehrblech und den dazugehörigen Kehrbesen heraus.

Zu meiner Verwunderung geht er aber selbst zu den Scherben und geht in die Hocke. Sturkopf

Kopfschüttelnd gehe ich auf ihn zu und knie mich vor ihm hin. Mit beiden Händen nehme ich sein Gesicht und bringe ihn so dazu, mir in die Augen zu schauen. Federleicht lege ich meine Lippen auf seine und schenke ihn einen zärtlichen Kuss. Das Kribbeln in meinem Bauch, welches ich bei unseren Küssen bekomme, wird wohl nie aufhören und das will ich auch überhaupt nicht. Ich wandere mit meinen Händen langsam zu seinen und nehme ihn die beiden Gegenstände ab. Auch wenn das gerade zum austricksen gehört, fühle ich, dass er diesen Kuss gebraucht hat. Und ich habe ihn auch gebraucht, nachdem ich mir drei Tage lang den Kopf vor Gedanken zerbrochen habe. Aber im Endeffekt waren es seine unschönen Tage und da möchte ich ihm am liebsten alle möglichen Aufgaben abnehmen.

Als ich mich wieder von ihm löse, sehe ich wie er erst nach paar Sekunden seine Augen öffnet. Er blickt runter zu seinen Händen und dann wieder zu mir.

,,Das war also dein Plan?'' fragt er gespielt schockiert und ich grinse. Anscheinend ist er aber schon ein wenig durch den Wind, wenn er es nicht bemerkt hat.

,,Ach Quatsch.'' spiele ich genauso mit, unschuldig.

,,Vielleicht sollten wir dann öfter Meinungsverschiedenheiten haben, wenn du anschließend deine Lippen auf meine legst.'' sagt er frech.

Gerade als ich empört antworten wollte, fällt mir ein dass Adam noch neben uns steht. Wie auf Knopfdruck drehe ich meinen Kopf zu ihn, doch er starrt nur gedankenverloren ins leere.

,,Eigentlich würde ich genauso wie er dort stehen.''haucht mir Chase zu, weswegen ich augenblicklich meine Aufmerksamkeit wieder auf ihm fokussiere. Sein Gesicht ist immer noch so unglaublich nah und ich kann seinen ruhigen Atem auf meiner Haut spüren.

,,Eigentlich?'' frage ich verwirrt. Ich meine, was ändert die Tatsache, dass er angeblich auch so wie Adam reagiert hätte, es aber jetzt doch nicht so ist?

,,Der Grund wieso ich überhaupt noch glücklich sein kann, bist du.'' dieser Satz ist der Auslöser für die Wärme, die ich in meinen ganzen Körper zu spüren bekomme.

Von allein ziehen sich meine Mundwinkel nach ganz oben und ich kann nicht aufhören zu lächeln.

,,Dann schätze ich, wir machen uns gegenseitig glücklich.'' eigentlich hatte ich nicht vor zu flüstern, doch die Worte verlassen leiser als beabsichtigt meinen Mund. Aber es stimmt, er macht mich glücklich.

Nicht nur glücklich, er macht mich überglücklich.

Jetzt lächelt auch er und seine Augen funkeln mich an.

~~~

Die Schritte bis zum Wohnzimmer kommen mir so vor, als würde ich einem Nervenkitzeligen Film live dabei sein und es könnte jeden Moment ein Monster oder eine andere Überraschung hervorspringen.

Und dann sehe ich es: ich war noch nie vorher in Chase' Haus und ich könnte mir vorstellen dass es sehr schön aussehen würde, wenn nicht die Hälfte der Möbel umgekippt wären. Zwei schwarze Stühle liegen auf dem Boden, auf den Tischen sind unzählige Alkohol Flaschen, verdreckte Aschenbecher mit zum Teil auch angefangen Zigaretten daneben und überall verteilt. Kaputtes Geschirr, sogar mit Essensreste. Die Lampe an der Decke hängt schief herunter, die Kissen des Sofas sind auf dem Boden verteilt, die Türen der schränke stehen offen und die allgemeine Luft riecht nach Rauch und Wodka.

Das wird eine harte Arbeit.

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Endlich ein neues Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch.

Wer ist eigentlich schon bereit den Ex von Victoria kennenzulernen?(Wenn er überhaupt kommen sollte)

You belong to meWhere stories live. Discover now