Das zweite mal Frauenarzt das erste mal Kino

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Ich wartete nun schon seit 45 Minuten in diesem stickigen Wartezimmer. Und wieder stand ich auf, um mir einen weiteren Becher Wasser bei dem dafür vorgesehenen Spender aufzufüllen. So nervös wie gerade war ich schon lange nicht mehr.

Ich war beim Frauenarzt. Das zweite Mal in meinem ganzen Leben. Das erste Mal war mit 14, als ich meine Periode bekommen hatte. Meine Mutter hatte mich gezwungen und bis heute hatte ich Traumata von diesem Stuhl. Damals erschien es mir schlimmer als alles andere. Das war auch der Grund, wieso ich seitdem nicht mehr hingehen wollte. Aber nun war ich erwachsen und erneut in einer festen Beziehung. Bei meiner ersten Beziehung war von Verhütung kaum die Rede. Das eine Mal benutzten wir einen Kondom, das andere Mal wieder nicht. Dieses Mal wollte ich es allerdings sicherer angehen lassen, da für uns beide unsere Karriere auf dem Spiel stand. Ich denke, egal wo das mit uns in Zukunft hinführen würde, ein Baby wollten wir derzeit nicht. Zumindest nicht jetzt, ach, Anna, du denkst schon wieder viel zu weit. Das war ein großes Problem von mir. In fast jeder Situation malte ich mir die möglichen Folgen aus- ob gut oder schlecht. Damit musste ich wirklich aufhören, entweder wurde ich am Ende enttäuscht oder ich machte mir einfach nur unnötig Angst damit.
„HALLO", die Arzthelferin stand direkt vor mir und schaute mich etwas säuerlich an.
„Sie sind dran, Frau Menger."
Mist, ich war schon wieder so am Träumen, dass ich nichts wahrgenommen hatte. Das passierte mir ständig. Peinlich.
„Entschuldigung", murmelte ich und stand auf.
„Gehen Sie bitte ins Sprechzimmer am Ende des Flurs", sagte sie schroff und zeigte auf den genannten Raum, der noch verschlossen war. Dahinter verbarg sich eine meiner größten Ängste. Ich musste mich echt zusammenreißen, ich war nun 21 Jahre alt und keine 14 mehr. Bestimmt würde es dieses Mal kaum weh tun.

Dieser Moment, den jeder hasste, war, wenn man im Wartezimmer saß und der Arzt einfach nicht kam. In meinem Falle war es eine Ärztin, da mir irgendwie nicht wohl dabei war, mich dort von einem Mann untersuchen zu lassen. Von Minute zu Minute schaute ich nervöser auf die tickende, uhrenige Standuhr, die im Wartezimmer stand. Die Tür ging endlich auf.
„Guten Tag, Frau Mengen, Frau Jasche, mein Name.„
Eine kleine, kräftige, schwarzhaarige Frau mit einem freundlichen Gesichtsausdruck betrat den Raum und streckte mir lächelnd die Hand entgegen.
„Hallo", piepste ich zurück und schüttelte ihre Hand, während ich mir ein Lächeln aufzwang. Ich hatte wirklich Angst, mir wohl auch anzusehen. „Alles klar bei ihnen?", fragte sie, als sie sich setzte.
„Ja, alles super", antwortete ich, wohl nicht so überzeugend.
„Ihr erstes Mal", fragte sie mit einem verständnisvollen Gesichtsausdruck.
„Ne zweites", engegnete ich.
„Wie kann ich ihnen denn helfen?"
„Ich hätte gerne ein Rezept für die Pille."
Vielleicht musste ich ja gar nicht auf den Stuhl. Der Bogen, den ich vorhin ausgefüllt hatte, beantwortete vielleicht alle wichtigen Fragen. Diese Hoffnung wurde mir ziemlich schnell genommen.
„Dazu müssten sie sich aber einmal der Standarduntersuchung bereit erklären." Diese ist wichtig, um zu sehen, welche Pille die richtige ist und ob sonst alles okay ist bei ihnen, vor allem wenn sie regelmäßigen Geschlechtsverkehr haben.
Sie sah wohl sofort meinen Gesichtsausdruck und sagte: „Ich bin auch ganz vorsichtig versprochen." „Es wird nicht weh tun."
„Na gut sagte ich."
Ich zog mich aus und setzte mich auf den Stuhl.

Im Endeffekt war die Untersuchung echt nicht so schlimm, wie ich mir vorgestellt hatte. Ein wenig tat es schon weh, aber nicht so, wie ich es in Erinnerung hatte. Ich bekam ein Rezept für die Pille, welches ich sofort in der Apotheke einreichte. Ich hatte nämlich gleich ein Date mit Elias. Wir wollten ins Kino gehen. Es hat lange gedauert, bis ich ihn überredet habe, in den Liebesfilm zu gehen. Er wollte lieber etwas anderes schauen, aber ließ sich am Ende doch noch breitschlagen. Es würde bestimmt schön werden, sich einfach an ihn zu kuscheln und den Film zu genießen. Ich freute mich riesig darauf. Ich hatte noch eine halbe Stunde, um zum Kino zu laufen, das auf der anderen Seite der Stadt war. Ich musste mich jetzt also beeilen, denn ich wollte ungern einen Bus nehmen.

„Hey, mein Schatz", sagte er, als er seine Autotür schloss.
„Hey Schatz„
Das war das erste Mal, dass ich ihm einen Kosenamen gab. Es war ihm wohl auch aufgefallen, denn er wurde plötzlich ziemlich glücklich.
„Ich finde es schön, wenn du mich so nennst„, flüsterte er mir ins Ohr und gab mir anschließend einen dicken Kuss.
„Dann werde ich das wohl ab jetzt öfter tun", flüsterte ich ihm ebenfalls ins Ohr.
„Ich bitte darum, es ist echt schön."
Es war schön, wie er das sagte. Nun mussten wir aber wirklich rein, der Film lief offiziell schon seit 2 Minuten, aber die 15 Minuten Werbung hatten wir schon einberechnet. Die Tickets waren schon gekauft, wir mussten uns nur noch einen Popkorn Eimer holen, den wir uns teilen konnten, wie es in den vielen Filmen passierte.

Ich kuschelte mich an ihn, aß Popkorn und genoss den Film. Er streichelte meine Hand, während er seinen anderen Arm um mich legte.
Es war unglaublich schön, mit ihm dort zu sitzen und eine Liebesgeschichte zu sehen, wo unsere doch erst anfing.
Ihm schien es auch zu gefallen. Wir kuschelten, fütterten uns mit Popkorn und waren einfach glücklich.

„Das müssen wir unbedingt wiederholen", sagte er, als wir uns in sein Auto setzten.
„Devinitiv, es war echt schön."
„Es war echt schön, dich ab und zu einfach nur anzuschauen, wenn du gespannt den Film geschaut hast. „Du siehst echt süß aus, wenn du so konzentriert schaust."
So ein Kompliment hatte er mir noch nie gemacht. Wie auch, es war das erste Mal, aber trotzdem war es wirklich schön, das zu hören.
„Dankeschön", antwortete ich und strahlte ihn an.

Wir ließen den Abend ruhig in meinem Zimmer ausklingen. Wir kuschelten, schauten meine Serie und schliefen am Ende des Tages ein. Ich liebte es, neben ihm einzuschlafen und am nächsten Morgen wieder aufzuzuwachen. Es war einfach das schönste Gefühl.
Ich hoffte, dass es noch oft so sein würde.

Mein heißer Sommerflirt-Oder doch mehr ?Where stories live. Discover now