Ein guter Freund

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Es war die richtige Entscheidung, die ich getroffen hatte. Ich konnte mir das einfach nicht mehr antun, nichts und Niemand auf dieser Welt macht mich so kaputt wie Elias. Aber was nun? Ich hatte eigentlich ein ziemlich großes Bedürfnis, mich jemandem anzuvertrauen. Mein erster Gedanke war natürlich Celina. Aber die war noch nicht wieder zuhause. Und wenn sie kommt, muss sie bestimmt auch wieder anfangen zu lernen. Abgesehen von ihren Partys lernte Celina noch mehr als ich und war demnach auch meist noch gestresster als ich. Deshalb wollte ich sie auch nicht mit meinen Problemen belasten. Auch vorher habe ich ihr kaum etwas zu der aktuellen Situation mit Elias erzählt. Wenn ich es jetzt tun würde, würde sie bestimmt sauer sein, wieso ich nie etwas gesagt habe. Ne, darauf hatte ich im Großen und Ganzen einfach keine Lust. Aber wer blieb mir noch? Sollte ich mein Mom anrufen? Sonst hatte ich niemanden, dem ich so etwas privates erzählen wollte. Wobei eine Person gab es und die wäre sogar hier vor Ort. Joshua. Klar, wir kennen uns auch noch nicht ewig, aber bei dem, was ich bis jetzt so mitbekommen habe, scheint er ein guter Zuhörer zu sein. Und wenn ich mal Ablenkung brauche wegen der ganzen Sache, dann weiß ich, er wäre für mich da und wir würden etwas unternehmen. Das hoffte ich zumindest .Wird schon schiefgehen, dachte ich mir. Zu verlieren hatte ich doch sowieso nicht und ich sehnte mich wirklich sehr nach einer Person, die einfach Bescheid wusste und auch in nächster Zeit für mich da sein konnte. Ich brauchte das einfach gerade, da es mir wirklich dreckig ging und umgekehrt würde ich ja auch für ihn da sein. Also schrieb ich ihm, ob wir vielleicht heute ins Gym und danach spazieren gehen wollen. Gym, weil ich einfach meine ganzen Gefühle an der armen Hantelbank auslassen wollte und spazieren, weil man dabei gut reden konnte.

„Hey, wollen wir heute ins Gym und danach im Park spazieren? Es gibt da eine Sache bei mir, wo ich Redebedarf habe."

„Hey, ja klar können wir machen. Ich bin gespannt, was es ist, ich hoffe, es ist nichts Schlimmes. Ich bin dann so um 17 Uhr bei dir einverstanden?"

„17 Uhr klingt gut. Dankeschön ich freue mich."


„Ich mich auch."

Sehr gut, das hatte ich schon mal geschafft. Ich packte meine Gymtasche und ging vorher noch duschen. Wenn man die halbe Nacht und den restlichen Tag durchgeweint hat, sieht man nicht so sonderlich gut aus. Vielleicht würde eine ausgiebige Dusche und ein leichtes Make-up mein Gesicht ein bisschen aufbessern können.

Das tat es. Ich schaute noch einmal in den Spiegel und ja – auf jeden Fall viel besser als vorher!
Es klingelte an der Tür. Ich schnappte mir meine Tasche und ging runter.

„Hey", sagte Joshua und lächelte mich freundlich an. Allerdings merkte ich jetzt schon, dass er mich auch sehr gespannt anschaute. Verständlich war es ja, aber ich wollte es ihm später in Ruhe beim Spazieren erklären, nicht in den paar Minuten, die wir zum Gym gingen.
„Hey"

„Möchtest du jetzt schon reden oder lieber später inruhe?", fragte er.

„Lieber später Inruhe."

„Okay, alles klar. Darf ich vielleicht aber schon wissen, was das Thema ist? Mache mir da die ganze Zeit Gedanken drüber."

„Es geht um Elias, aber mehr möchte ich darüber gerade echt nicht sagen."

„Gut, dann weiß ich Bescheid, ich bin ja schon still", sagte er etwas eingeschreckt von meinem schroffen Ton.

„Tut mir leid, war unfreundlich ausgedrückt die Sache belastet mich echt sehr"

„Ach, alles gut."

Ich durfte ich echt nicht so ankeifen, er konnte schließlich überhaupt nichts für das Ganze. Er war sogar derjenige, der sich bereit erklärte, mit mir zu reden, da ich sonst gerade niemanden hatte. Und das musste ich zu schätzen wissen.

Das Training tat gut. Ich konnte alle meine Aggression dort auslassen, was er mir wohl anmerkte. Nachdem wir die Ausgangstür des Gyms verlassen hatten, meinte er.
„Jetzt erzähl bitte, was los ist, du hast heute trainiert, als würdest du gegen einen Tieger kämpfen wollen. Scheint ja echt nicht ohne zu sein was dir auf dem Herzen liegt"

„Nein, das ist es leider nicht", sagte ich und fing an zu erzählen. Ich erzählte ihm einfach alles von Anfang an. Das er sich nach der Abreise so komisch verhielt, sich nie meldete und dass ich so ein komisches Gefühl im Bauch hatte. Und schlussendlich, was gestern passiert war.
Je mehr ich erzählte, desto wütender und bemitleidender wurde Joshuas Gesichtsausdruck. Als ich fertig war, schaute er mich an und runzelte die Stirn.

„Mein Gott, Anna, das ist ja wirklich schrecklich, was er dir angetan hat. Wieso bist du denn noch mit ihm zusammen? Pause? Der Typ hat dich doch gar nicht verdient.Wirklich."

„Aber vor der Abreise hatten wir so eine perfekte Beziehung. Er hat mich immer gut behandelt und alles war schön und ich weiß einfach nicht, ob ich jetzt alles wegschmeißen möchte was im ganzen Jahr vor England schönes passiert ist .Außerdem bedeutet er mir einfach immer noch viel. Ich habe einfach keine Ahnung, was ich tun soll und deshalb habe ich auch um diese Pause gebeten, um gründlich darüber nachzudenken."

„Ja, das verstehe ich schon. Im Endeffekt ist es deine beziehungsweise eure Sache. Ich bin auf jeden Fall immer da. Wenn du mit mir reden möchtest, dann unterstütze ich dich dabei. Aber auf seiner Seite werde ich niemals sein darauf kannst du dich schon mal einstellen. Ich finde den Typen einfach allerletztes Niveau. Sorry das ich das so sage."

„Alles gut, das brauchst du ja auch nicht. Vielen Dank, dass du für mich da bist. Ich kann das gerade wirklich gebrauchen. Außer dir habe ich hier gerade niemanden außer Celina und die ist meistens beschäftigt deshalb möchte ich sie mit sowas nicht nicht nerven."

„Mich nervst du nie. Und ich bin gerne für dich da. Also ab jetzt, wenn irgendetwas ist, komm bitte einfach zu mir und wir reden darüber. Du solltest damit nicht alleine sein!"

„Danke dir, das ist wirklich lieb."

Wir ging am Ende noch spontan eine Salatbowl essen. Wir unterhielten uns ein bisschen über Dinge,die mich von Elias ablenken. Ich muss schon sagen, dass ich wirklich sehr froh war, dass ich Joshua hatte. Wenn ich ihn nicht hätte, würde ich jetzt wahrscheinlich immer noch auf meiner Couch sitzen und hätte niemanden zum Reden. Trotzdem hoffte ich immer noch, dass Elias sich irgendwie bessern würde und dass wir das alles wieder hinkriegen würden. Zum einen vermisste ich ihn und unsere Beziehung zum anderen hatte ich wirklich so viel Wut in mir. Ich habe einfach keine Ahnung, was ich machen soll.

Mein heißer Sommerflirt-Oder doch mehr ?Where stories live. Discover now