Das erste mal Gym mit Joshua

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Seit zwei Tagen war nun Funkstille zwischen uns. Ich wollte mich nicht melden, weil mich seine Worte sehr verletzt hatten. Er wollte sich vermutlich nicht melden, weil es ihn verletzte, dass ich etwas mit Joshua unternahm. Oder er war einfach mal wieder zu „beschäftigt" für mich. Es war mir gerade eigentlich auch alles ziemlich egal. Ich und Joshua standen vor dem Fitnessstudio und ich freute mich sehr, meine ganze Wut nun auszulassen. Wenn ich traurig oder wütend bin, tat einfach nichts Besseres, als mich auszupowern. Um ehrlich zu sein, freute ich mich heute aber auch sehr, mal Gesellschaft zu haben. Allerdings hoffte ich, dass er schon ein bisschen für sich trainierte und nicht die ganze Zeit an mir klebte. Das würde ich ja gleich sehen. Schnell zog ich mich um und verschloss meine Klamotten im Spind.
Ich trat aus der Kabine und als ich so dort stand, schaute ich nicht schlecht. Joshua hatte eine kurze schwarze Sportshorts und ein enges weißes T-Shirt an. Es war eins von irgendeiner Marke, die soweit ich weiß in der Männerwelt sehr berühmt ist. Eins musste ich ihm lassen, schlecht sah er nicht aus. Man merkte deutlich, dass es nicht das erste Mal war, dass er ein Gym betrat. Und so einer bekam keine Frau an, das konnte ich nicht glauben. Oder vielleicht war er doch das Gegenteil von meinem Freund und vögelte nicht alles, was ihn anhimmelte. In letzter Zeit merkte ich einfach immer mehr, dass mir an Elias nur noch die schlechten Sachen auffielen. Es machte mich irgendwie auch traurig, dass es so war, aber ich meine, wie sollte es sonst sein? Sollte ich immer nur an die guten Sachen denken, so wie er mich in letzter Zeit behandelte? Ich hatte einfach keine Ahnung, was mit ihm los war.
„Hey, wollen wir vielleicht auch mal anfangen?", fragte mich Joshua, der mich wohl beim Nachdenken beobachtet hatte.
„Oh ja klar, lachte ich.
Er beschloss sich einfach, an mein heutiges Training (Bauch, Beine, Po) anzuschließen. Nur die Gewichte verstellte er oft um weiten Haha. Ich konnte es ihm auch nicht verübeln. Wenn er seit Jahren ins Gym geht, bin ich mit meinem einen Monat natürlich nichts dagegen. Wenn ich ihn so bei seinen Übungen beobachte, musste ich schon staunen. Er war wirklich muskulös. Er war nett, muskulös und studierte etwas Vernünftiges. Es war nichts an ihm auszusetzen, weshalb ich mir wirklich sehr für ihn wünschte, dass er seine Liebe fand. Mein zweiter Hintergedanke waren nämlich Vierer-Dates mit mir und Elias. Es war eine schöne Vorstellung, und wenn ich und Elias uns raffen würden und er auch seine große Liebe fand, wer weiß... Vielleicht wird sie wahr.

Es war ein wirklich schönes Training gewesen. Anschließend waren wir noch bei ihm in seiner WG und ich lernte Moritz kennen, seinen WG genossen. Er schien sehr nett zu sein. Er studierte Psychologie und machte auf mich auch einen sehr vertrauenswürdigen Eindruck. Später wollte er Therapeut in irgendeinem bestimmten Gebiet werden, das ich schon wieder vergessen hatte. Ich glaube, es war Paartherapeut. Wenn ja, würde dies auf jeden Fall gut passen. Wir machten eine Zuchini-Pfanne mit Kartoffeln und Lachs.
Es war mega lecker. Danach saßen wir drei am Tisch und quatschten noch ein bisschen.
„Und ihr beiden erzählt mal, was läuft da zwischen euch", fragte Moritz uns grinsend. Joshua wurde rot. Ich lachte und sagte: „Da läuft nichts, ich habe einen Freund." „Wir sind einfach nur gute Freunde." Moritz schaute Joshua daraufhin mit einem seltsamen Blick an. Ich fragte mich bis jetzt noch, was dieser bedeuten könnte.
Nach diesem schönen Abend lag ich nun in meinem Bett und schaute meine Serie.
Mein Handy klingelte- Elias.
Hatte er sich verwählt? Er hatte mich, seit er in England war, erst ein oder zweimal angerufen und das war schon länger her. Als es aber weiterhin klingelte, dachte ich mir, dass es sich wohl nicht um einen Versehen handelte. Ich ging ran.
„Hallo?", fragte ich leise.
„Hey", kam es zurück.
„Wie kommt es, dass du angerufen hast?"
„Du hattest dich ja letztens beschwert, ich hätte zu wenig Zeit für mich, also habe ich dich angerufen."
„Ah, ok", antwortete ich etwas misstrauisch. Meine Worte sollten ihn interessiert haben? Ich denke eher nicht.
„Wie war dein Tag so", fragte er, um die Stille zu füllen.
„Gut deiner?"
„Auch gut, danke, was hast du so gemacht?"
Ich überlegte, ob ich ihm wirklich genau detailliert sagen sollte, was ich heute so gemacht habe. Es würde vermutlich für Streit sorgen. Aber Lügen oder Verschweigen sollte man doch auch nicht, oder? Also erzählte ich ihm alles. Kurz kam nichts. Dann kam ein knappes „Alles klar". Auf meine Frage, was er denn so gemacht hatte, kam keine Antwort mehr.
„Ja, ich muss jetzt auch wieder auflegen, freue mich, dass dein Tag so toll war. Dann brauche ich mir ja keine Mühe mehr, geben mit der Aufmerksamkeit, die bekommst du ja anscheinend schon genug.„
„Ok, und das ist ein Grund, mir keine-."
„Tschau", unterbrach er mich und legte auf. Seine Stimmlage klang wütend und traurig zugleich. Ich verstand ihn irgendwie. Ich sollte vielleicht wirklich etwas umsichtiger sein. Er hatte womöglich einfach wirklich viel zu tun und dann sprang er über seinen Schatten und rief mich an und musste so etwas hören. Die nächsten Tage würde ich wieder umsichtiger sein. Dass dies ein großer Fehler sein würde, sollte sich bald herausstellen.

Mein heißer Sommerflirt-Oder doch mehr ?Where stories live. Discover now