Er ist wieder da.

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Heute war es soweit. Hätte ich einen Kalender, dann hätte ich mir diesen Tag damals vermutlich rot eingekreist. Nun wusste ich nicht so genau, was ich davon halten sollte. Elias würde heute wieder nach Deutschland kommen. Um ehrlich zu sein, hatte ich wirklich gar keine Lust, ihn zu sehen. Ich hatte viel nachgedacht über uns und wie es weitergehen soll und mich dazu entschieden, ihm die Chance auf eine Aussprache zu geben. Einfach, weil ich dann entscheiden konnte, ob es wirklich so schlimm für mich ist, was passiert ist, oder ob es vielleicht noch Hoffnung gibt. Denn eigentlich hatte ich ja gar keine Ahnung, was alles passiert war. Ob es beim Kuscheln und Küssen blieb oder mehr wurde. Die dreckigen Details konnte er mir allerdings ersparen, bitte.
Ob ich ihn wohl heute noch sehen würde? Da ich ihm ja sehr deutlich klargemacht habe, er soll sich vorerst von mir fern halten, wird er wohl kaum plötzlich vor meiner Türe stehen. Und vielleicht würde er, bevor er wieder an die Uni kam, noch einen Tag seine Eltern besuchen. Wann ich ihn auf jeden Fall sehen werde, ist morgen im Hörsaal und auf dem Campus.

Und so sollte es auch passieren. Gestern habe ich ihn nirgendwo gesehen, weshalb mein Verdacht mit seinen Eltern wohl richtig war. Heute hatte ich ihn bereits zweimal gesehen. Einmal vorhin, als ich über den Campus gelaufen bin, und das zweite Mal gerade, als unsere Blicke sich im Hörsaal trafen. Er hatte sich verändert. Ich konnte nicht genau sagen, was es war, aber ich erkannte äußerlich einen Unterschied an ihm. Ob dieser Unterschied mir gefiel oder nicht, das wusste ich nicht.
Was ich allerdings auch in seinen Augen sah, war, dass er traurig war. Er schaute mich einen kurzen Augenblick an und guckte dann verschämt weg. Nein. Das wollte ich mir wirklich die nächsten Tage nicht immer geben. Die ganze Zeit irgendwelche komischen Blickkontakte und sich dabei anschweigen. Außerdem wollte ich es wirklich klären, egal wie es auslaufen würde. Am Nachmittag schrieb ich ihm also eine Nachricht.

„Hey, hast du heute schon was vor?"

„Anna"
„Wie schön, dass du dich meldest! Nein ich habe heute noch nichts vor."

„Wollen wir uns vielleicht treffen?Ich habe gründlich nachgedacht und beschlossen, dass ich erst mal eine vernünftige Erklärung von dir haben möchte. Und dann können wir- beziehungsweise ich- überlegen, wie es weitergeht.

„Ja, sehr gerne. Wollen wir in das kleine Café in der Stadt gehen, wo wir das letzte Mal auch waren?"

Na super, dachte ich mir. In diesem Café saßen wir auch vor seiner Abreise. Dort hat er mir seine ganzen Versprechen gegeben, die er mit Bravour gebrochen hatte. Aber an sich war es schon ein schöner Ort und er war auch gut zum Reden, da das Café so klein und gemütlich war. Also beschloss ich zu zusagen.

„Okay, passt dir so um 17 Uhr?"

„Ja, klar, das geht.Soll ich dich dann abholen?"

„Nein, alles gut, ich fahre selber", ich hatte wirklich keine Lust auf eine schweigende Autofahrt dorthin. Und würde das Treffen ausarten oder wir würden uns entgültig trennen, müsste ich auch noch auf der Rückfahrt mit ihm mitfahren. Nein, da fuhr  ich wirklich lieber selbst.

„Ok, dann um 17 Uhr dort?"

„Ja"

„Ich freue mich."

Ich schickte darauf nur noch einen Daumen. Erstens, weil ich nicht gleich zu viel Euphorie zeigen wollte und zweitens wusste ich selber auch nicht, ob ich mich freuen sollte oder nicht.

Um 17:00 Uhr saß ich also auf einem
kleinen Sessel an einem der Tische. Ich liebte dieses Café wirklich sehr. Es war so süß und schnuckelig eingerichtet, einfach herrlich und gemütlich. In diesem Moment war es allerdings nicht ganz so herrlich und gemütlich denn Elias kam rein. Mein Herz fing an zu klopfen, denn ich wusste, ein langes Gespräch würde mich erwarten und manche Antworten, die ich vielleicht gar nicht hören wollte.

„Hey",sagte er und setzte sich auf den gegenüberliegenden Sessel.

„Hey"

„Wie geht's dir so?"

„Ganz gut dir?„

„geht so.Ich hatte mit meiner Anreise eigentlich anders vorgestellt."

Sein, Ernst? Sollte ich jetzt vielleicht auch noch Mitleid zeigen, weil er sich seine Anreise etwas anders vorgestellt hatte? Entschuldigung, dass ich ihn nicht sofort mit offenen Armen begrüßt hatte, nachdem er mich betrogen hat.

„Naja, da bist du ja selbst dran schuld, würde ich sagen", antwortete ich leicht schnippisch.

„Ja, das weiß ich auch.So war das nicht gemeint."

„Okay, dann ist ja gut. Also ich habe beschlossen, dass wir uns heute treffen und eine kleine Aussprache halten. Beziehungsweise ich möchte einfach ein paar Sachen wissen, in denen ich mir noch unklar bin. Zum Beispiel, was genau in der Nacht passiert ist, ob es nicht nur einmal passiert und so weiter. Außerdem möchte ich wissen, wieso du mich so Kacke behandelt hast.

„Einverstanden." Also, auf deine erste Frage, was in der Nacht genau passiert ist, was meinst du damit? „

„Blieb bei der Aktion im Club oder hast du mit ihr geschlafen?", sagte ich einfach gerade heraus.

„Ja, ich habe mit ihr geschlafen. Und ich bereue wirklich nicht so sehr, das ich das getan habe, das musst du mir glauben."

Eine riesige Wut baute sich in mir auf. Er hatte wirklich mit ihr geschlafen. Mein Freund hat mit einer anderen Frau geschlafen. Konnte ich ihm jetzt ernsthaft noch verzeihen?

„Aber wieso? Ich verstehe es einfach nicht. Wieso hast du mich betrogen? Ich habe dir doch wirklich null Gründe dazu gegeben. Ich habe mich immer bemüht und ich habe mich immer bei dir gemeldet, obwohl du nie Interesse an mir gezeigt hast. Und dann betrügst du mich auch noch? Ich habe dich doch wirklich immer unterstützt."

„Ich und meine Mannschaft hatten an dem Tag ein wichtiges Spiel gewonnen und sind darauf feiern gegangen. Meine Gefühle waren an dem Tag ziemlich gemischt. Zum einen war ich sehr glücklich, da wir gewonnen hatten. Zum anderen ging mir seit Tagen das mit diesem Joshua durch den Kopf. Dann habe ich mich wie auch die anderen ziemlich besoffen. Ich selber kann mich auch nicht an jede kleine Kleinigkeit in dieser Nacht erinnern. Ich war wirklich dicht. Aber ich weiß noch, dass ich in diesem Moment dachte Elias, jetzt zahlst du es ihr heim. Ich glaube, ich habe in dem Moment einfach Sachen gedacht, die überhaupt nicht passiert sind und es deshalb getan. Ich weiß, dass es keine Entschuldigung dafür gibt, nicht ansatzweise, aber ich versuche es irgendwie zu erklären, denn so ist es immerhin dazu gekommen."

Natürlich stellte mich diese Antwort nicht wirklich zufrieden. Aber wenigstens schien sie ehrlich. Und was sollte er denn noch sonst sagen? Ich wollte ja die Wahrheit von ihm hören, und die sagte er mir jetzt wenigstens.

„Und wieso hast du mich immer ignoriert?"

„Keine Ahnung, ich weiß es selber nicht. Es waren so viele neue Eindrücke dort, und ich muss mich an alles gewöhnen. Ich habe mich so sehr darauf fixiert, mit meinen Mannschaftskameraden gut zurechtzukommen, dass ich kaum noch Zeit für dich hatte. Und das tut mir wirklich leid, was du mir aber glauben musst, ist, die Sache mit der Frau im Club war einmalig. Ansonsten hatte ich mit keiner einzigen Frau Kontakt, das verspreche ich dir."

Ob ich ihm das glauben konnte? Was sollte ich denn jetzt tun? Ich meine, zum einen war ich natürlich mega sauer, dass er wirklich mit ihr geschlafen hatte und generell, was in England passiert war. Zum anderen hatte ich das Gefühl, dass er es wirklich bereuen würde, und als ich ihn so anschaute vermisste ich es ihn zu berühren, ihn zu umarmen und ihn zu küssen. Ich sehnte mich einfach danach, ihn wieder an meiner Seite zu haben. Außerdem, was passiert war, war passiert, er konnte es nicht rückgängig machen. Entweder würde ich ihm jetzt verzeihen oder ich würde sagen, dass es aus ist. aber wenn ich ehrlich mit mir war,ich wollte nicht, dass es aus ist. Aber konnte ich ihm das alles jetzt einfach so verzeihen? Eigentlich ja nicht. Außerdem hätte ich bestimmt sehr große Vertrauenssängste in Nächster Zeit. Ist ja auch logisch, wenn man betrogen wird. Ein paar Augenblicke später hatte ich mich entschieden. Ich würde ihm noch eine Chance geben. Es sollte aber die Letzte sein, die er kriegen würde, und würde er sie einmal in irgendeiner Art verbocken dann wäre es wirklich endgültig vorbei.

„Ich gebe dir jetzt noch eine Chance. Ich werde mich noch nicht von dir trennen. Es wird allerdings die letzte sein, die du von mir kriegen wirst. Wenn ich irgendwann noch mal etwas mitkriege, dass du heimlich mit einer anderen Frau Kontakt hast, dann ist es aus. Denn ich möchte mir das einfach nie wieder antun. Außerdem möchte ich jetzt nicht sofort wieder von null auf 100. Wir können uns langsam wieder annähern und gucken, ob es jemals so werden wird wie früher. Ich würde es uns wünschen, aber um ehrlich zu sein, liegt es an dir und deinem Verhalten."

„Dankeschön, Anna, wirklich! Du wirst diese Chance nicht bereuen. Ich werde dir so etwas nie wieder antun. Ich werde dich ab jetzt nur noch behandeln wie eine Prinzessin, denn so hast du es auch verdient. Ich weiß, dass ich eine Menge wiedergut zu machen habe und das werde ich in den nächsten Wochen tun und das wirst du auch merken. Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu früh dafür, aber ich muss es einfach sagen. „Ich liebe dich."

„Dann bin ich ja mal gespannt auf die nächste Zeit. Gut, dann hätten wir das ja geklärt. Ich würde jetzt ehrlich gesagt auch ganz gerne wieder zurück nach Hause. Es ist spät."

Ich wollte noch nicht so emotional werden und ihm ebenfalls sagen, dass ich ihn liebe. Meiner Meinung nach konnte er sich ruhig noch etwas anstrengen, bis ich wieder soweit war . Das ist ja mal das Mindeste, was er tun konnte.

„Okay, alles klar. Dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend. Vielleicht schreiben wir gleich noch kurz? „

„Vielleicht. Einen schönen Abend dir noch",sagte ich, stand auf und ging.

Mein heißer Sommerflirt-Oder doch mehr ?Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin