Wein mit Schokolade

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Ich war ziemlich genervt, als Celina wieder dort vor mir stand. Sie fragte mich nun zum dritten Mal, ob ich sie heute Abend zu irgendeiner dämlichen Feier begleiten kann. Und auch zum dritten Mal verneinte ich Ihre Frage. Wie sie eigentlich auch war ich sehr im Stress. Die Klausurenphasen hatten begonnen und wir verbrachten jede freie Minute damit dafür zu lernen. Sie wohl erfolgreicher als ich, wenn sie so gerne feiern gehen wollte. Mir fiel das viele lernen sehr schwer und es wurde nicht besser, wenn Celina mich die ganze Zeit dabei störte.
„Ich muss wirklich lernen, Celina, bitte geh alleine hin oder such dir jemand anderen, aber hör auf mich zu fragen, es bleibt bei nein. Bald wieder versprochen, aber ich muss echt lernen."
„Na gut, tut mir leid. Dann viel Erfolg dir noch",sagte sie entschuldigend.
„Ja, alles gut", sagte ich und deutete in Richtung Zimmertür.
„Hab ja schon verstanden", antwortete sie leicht säuerlich und verlies den Raum.
Es tat mir ja auch leid, aber wie oft war ich schon mitgekommen. Dass ich heute mal hier bleiben würde, musste sie akzeptieren.
Ich stöpselte mir meine AirPods in die Ohren und beugte mich wieder über den Stapel von Lernkram.

Nun war es wirklich genug. Mein Hirn qualmte förmlich. Es war Samstag, ich war seit neun Uhr wach und hatte seitdem durchgelernt. Nun war es schon nach 18 Uhr und ich beschloss, für heute Feierabend zu machen, den ich mir wirklich verdient hatte. Der Kühlschrank war mal wieder leer und auch sonst sah es relativ kahl in unserer Küche aus. Ich griff in unser kleines Haushaltsschweinchen und beschloss, einkaufen zu gehen. Ich wollte den Abend schön ausklingen lassen. Mir etwas Schönes kochen, ein bisschen Wein zu trinken und mir dabei einen richtig kitschigen Liebesfilm anzuschauen. Ja, das klang nach einem guten Plan.
Ich schnappte mir den Autoschlüssel und setzte mich in meinen kleinen Opel. Er war klein, aber fein, sagte ich immer, wenn Elias mich dafür ärgerte. Ach, Elias... wir hatten wieder seit Tagen keinen Kontakt gehabt. Aber solangsam war ich das schon gewöhnt. Und jetzt stopp. Elias sollte heute ganz aus meinen Gedanken verbannt werden. Der Abend sollte schließlich schön werden, oder?
Ich fuhr los zum nächsten Supermarkt und schnappte mir einen Wagen. Was wollte ich mir eigentlich zu essen machen? Ich überlegte kurz und entschied mich dazu, mir ausnahmsweise mal eine Tiefkühlpizza zu holen. Normalerweise aß ich sowas nicht mehr oft wegen meines Trainings und weil es einfach nicht so gesund war, aber Ausnahmen mussten doch sein, oder? Dazu holte ich noch die restlichen Sachen für mich und Celina, damit wir mal wieder Essen im Haus hatten. Zum Schluss entschied ich mich für einen süßen Rotwein meiner Lieblingsmarke und ging zur Kasse.

Ich saß nun im Bett in meinem Schlafanzug mit meiner Pizza, meinem Wein und vielen anderen Snacks. Ich hatte heute auch noch meine Tage bekommen und daher einen Heißhunger.
Nach kurzer Suche hatte ich mich auch schon entschieden, welcher Film es werden sollte. „Wie ein einziger Tag" – einer meiner Lieblingsliebesfilme.
Ich drückte auf Start und genoss mein Essen. Wie gesagt, der Film war wirklich einer meiner Favoriten, aber heute machte er mich ziemlich traurig. Er erinnerte mich einfach immer wieder daran, wie beschissen es gerade mit Elias lief. Trotzdem ich mir verboten hatte, heute an ihn zu denken, war dieser Gedanke die ganze Zeit in meinem Kopf. Ach, egal, das wird schon alles wieder, sagte ich mir und verdrängte alles Negative, was ich gerade mit ihm im verband .

Mit einem vollen Bauch und einer halben Flasche Wein intus lag ich nun im Bett. Es war bestimmt schon nach 12 Uhr, aber ich konnte einfach nicht schlafen. Aus Langeweile beschloss ich mir ein paar Insta-Reels anzuschauen. Das machte ich eigentlich immer, wenn ich nicht schlafen konnte. Doch als ich auf Instagram gegangen war, war ich überrascht. Elias hatte eine Story hochgeladen, welche die erste war, seit er in England ist. Ich schaute sie mir an. Er war anscheinend im Club mit seiner Mannschaft. Auf einem Bild waren viele Männer zu sehen, einschließlich ihm, die einen Pokal hochhielten. Sie hatten wohl irgendetwas bedeutendes gewonnen. Ich freute mich sehr für ihn über diesen Erfolg. Diese Freude sollte allerdings beim nächsten Bild sofort verschwinden. Er war dort zu sehen, zusammen mit einer sehr gut aussehenden Brünette an seiner Seite. Sie schienen zu lachen und sie legte dabei ihre Hand auf seine Schulter. Was sollte das? Wieso ließ er zu, dass irgendeine Frau ihn anfasste? Vielleicht steckt ja auch nichts dahinter, beruhigte ich mich selber. Da es die letzte Story war, konnte ich leider kein weiteres Bild von den beiden sehen. Natürlich wusste ich mir trotzdem zu helfen. Ich ging in seine Followerliste und schnell hatte ich jemanden gefunden, der der Frau in der Story sehr ähnlich sah. Ich ging auf ihren Account und auch sie hatte mehrere Storys hochgeladen. Viele einfach vom Club und ihr und ihren Freundinnen. Als ich allerdings auch bei ihrer letzten Story angekommen war, blieb mein Herz kurz stehen. Ich konnte nicht glauben, was ich sah. Ein zweites, drittes und viertes Mal schaute ich sie mir an, aber der Inhalt war eindeutig. Tränen liefen über meine Wangen. Auf dem Video sah man sie und Elias eng umschlungen tanzen und sich am Ende intensiv küssen. Wie konnte er mir das antuen? Wie? Ich fühlte denselben Schmerz, den ich damals bei meinem Exfreund gespürt habe. Nur dieses Mal war er tausendmal schlimmer. Ich liebte Elias mehr als alles andere und ich dachte, es wäre auch umgekehrt so. Wie lange das schon lief? Ob es das erste Mal war? Vielleicht war er auch deshalb immer so „beschäftigt". Ich konnte einfach immer noch nicht glauben, dass der Mann, der mir so viele Versprechen gegeben hatte, mich betrogen hat. Weinend, wütend und einfach am Ende machte ich eine Bildschirmaufnahme, damit er das Ganze morgen ja nicht leugnen konnte. Davor wollte ich ihn nicht darauf ansprechen wahrscheinlich war er sehr beschäftigt gerade...Ich überlegte kurz, ob ich mit Celina reden sollte, aber ich wollte sie nicht auf ihrer Party stören. Das würde ich schon alleine hinkriegen. Ich nahm mir die restliche Flasche Wein, schaltete mein Handy aus und ging ins Wohnzimmer. Zusammen mit einer Tafel Schokolade setzte ich mich aufs Sofa. Mehrere Stunden saß ich einfach nur dort, weinte, trank und knabberte an meiner Schokolade. Ich musste dann wohl irgendwann eingeschlafen sein, denn als ich heute Morgen aufwachte, lag ich dort auf der Couch. Kurz hatte ich die Hoffnung, es war nur ein schlechter Traum gewesen, aber alleine der Fakt, dass ich dort zusammen mit der leeren Weinflasche auf der Couch lag, war der Beweis des Gegenteils. Es war kein schlechter Traum gewesen, nein. Elias hatte mich wirklich betrogen.

Mein heißer Sommerflirt-Oder doch mehr ?Where stories live. Discover now