Eine kleine E-Mail...

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Einfach alles brach gerade in meinem Kopf zusammen. Wie sollte es weitergehen? Würde das überhaupt funktionieren? Ich will das nicht. Das waren die Gedanken, die in meinem Kopf schwirrten, nachdem Elias mir seine Neuigkeit verkündet hatte.
Aber ich erzähle erstmal von Anfang an.

Wir haben gestern Abend gefacetimed wie fast jeden Abend. Alles lief super, wir quatschten und lachten, bis er plötzlich eine Nachricht bekam. Sie schien lang zu sein, denn er brauchte fünf Minuten, bis er sie zu Ende gelesen hatte. In diesen fünf Minuten wechselten seine Gesichtsausdrücke von fröhlich zu traurig zu nachdenklich. Ich hatte wirklich keine Ahnung, was hinter dieser Nachricht stecken könnte. Als er fertig mit dem Lesen war, schaute er mich an, zwang sich offensichtlich das folgende Lächeln auf und sagte: „Wo waren wir, mein Engel". Wie, ernsthaft? Er wollte mir nicht mal sagen, was hinter der Nachricht steckte, die ihn anscheinend so beschäftigte. „Elias, was war das für eine Nachricht", fragte ich mit einem sehr fordernden und auch leicht besorgten Ton. „Wollen wir uns morgen treffen? Vielleicht einen Kaffee trinken gehen oder etwas in der Art. Ich würde dir lieber persönlich davon erzählen. Na toll. Jetzt würde ich bis dahin grübeln, was es sein sollte. Allerdings kannte ich Elias solangsam ziemlich gut. Ich wusste, dass er es mir heute so oder so nicht mehr sagen würde, also musste ich es akzeptieren. „Na gut dann morgen."

Ich saß nun dort in diesem kleinen schnuckeligen Kaffee und war den Tränen nahe. Was er mir erzählt hatte, passte überhaupt nicht in meine Sommerpläne, die ich mit ihm hatte. Wir waren nun bald ein Jahr zusammen und es war unglaublich schön. Und jetzt erzählte er mir das Schlimmste, was er mir hätte sagen können. Er wird den ganzen Sommer über weg sein.
Er hatte gestern ein Angebot bekommen, drei Monate lang als Auswechselspieler in einem berühmten Fußballverein in England zu spielen. Ein Talentscout hatte ihn wohl schon länger im Blick und nun sollte Elias diese große Chance bekommen. Die er natürlich auch nutzen wollte. Ich verstand es selbstverständlich, aber ich wollte es nicht. Ich wollte ihn einfach diese lange Zeit lang nicht missen. Für drei Monate in England toll. Drei Monate kein Kuscheln, keine Dates, kein Sex – kein Elias. Dieser Gedanke war einfach furchtbar. Noch schlimmer war allerdings, dass ich wusste, dass er diese Chance annehmen wird, also der Alptraum auch noch wahr werden würde. Die erste Träne kullerte über meine Wange.
„Hey Schatz", er kam zu mir und quetschte sich neben mich auf die kleine Sessel-Couch. „Tut mir leid", antwortete ich mit einer zitternden Stimme. Die Tränen kullerten nun am laufenden Band meine Wangen runter. „Es sind doch nur drei Monate und wir werden jeden Tag face timen Engel", versuchte er mich zu beruhigen.
„Und was ist, wenn irgendwann nicht? Wenn es dir mal zu anstrengend wird, immer zu schreiben oder zu telefonieren, oder du da vielleicht eine bessere als mich siehst, wimmerte ich.
„Also jetzt hör aber auf, erstens, ich liebe es, deine Stimme zu hören und dich zu sehen. Vor allem werde ich es tun, wenn es der einzige Kontakt zu dir sein wird. Und zweitens, Anna, ich habe den absoluten Jackpot mit dir. „Es gibt keine bessere, und zwar nirgendwo auf dieser Welt, und das versichere ich dir."
„Das denke ich nicht."
„Doch bitte glaub mir das. Und glaub mir auch, dass diese paar Tage im Flug rumgehen und ich ganz bald schon wieder da bin.„
„Und wann würdest du fahren?"
„Das ist es nämlich. Die ganze Sache ist sehr spontan, ich werde schon morgen Abend fliegen. Deshalb würde ich den restlichen Tag heute auch gerne mit dir verbringen.„
„Schon morgen?"
Toll, dann hatte ich ja gar keine Zeit, mich vernünftig darauf vorzubereiten und darauf einzustellen, dass er bald weg sein würde.
„Schatz, bitte, das ist eine große Chance für mich. Ich möchte das Angebot annehmen."
„Ich habe wohl keine andere Wahl, als dich zu unterstützen, oder? Aber bitte halte dein Wort bezüglich des Telefonierens und vor allem das mit einer anderen."
„Telefoniert wird jeden Abend und eine andere gibt es für mich auf dieser Welt nicht." „Fertig."
Er bemühte sich wirklich, mich zu trösten, also lächelte ich einfach und gab ihm einen Kuss. Mehr blieb mir in diesem Moment nicht übrig. Es ging so schnell, ich war einfach komplett überrumpelt. Aber so ist das Leben halt. Es nimmt nicht auf alles und jeden Rücksicht und das bekam ich heute zu spüren. Ich hoffte einfach nur, dass unsere Beziehung diese drei Monate überstehen würde. Vor allem hoffte ich, dass, wenn er soweit weg war, er nicht in alte Muster verfiel und mich am Ende auch betrog. Klar, er versprach das nicht, aber Worte sind nicht in Stein gemeißelt. Wir hatten uns so viel aufgebaut in diesem Jahr. Mir viel gerade auf, dass wir nicht mal unser Einjähriges feiern könnten, das nächste Woche wäre. Ich war einfach nur am Boden zerstört, was eine kleine E-Mail alles anrichten konnte. So leid es mir tat, ehrlich für ihn, freuen konnte ich mich nicht.

Mein heißer Sommerflirt-Oder doch mehr ?Where stories live. Discover now