no. 7

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>We're not who we used to be
We're just two ghosts standing in the place of you and me
Trying to remember how it feels to have a heartbeat<

Harry Styles - Two Ghosts

×××

Beide befanden sich auf seinem Bett. Sie sprachen nicht mehr. Sie sprachen schon eine Weile nicht mehr.

Er dachte noch immer über das nach, was sie ihm erzählt hatte. Dass sie von allen abgestoßen und verlassen wurde. Dass sie sich allein fühlte.
Er fühlte sich auch allein.
Er konnte mitfühlen, und doch fühlte er sich noch immer so weit entfernt von ihr.

Wahrscheinlich, da er nichts sehen konnte, glaubte er. Deshalb kam es ihm so vor, als sei sie eine 100 und er eine 1. Als sei sie so weit oben auf dem Thron, während er unten am Boden lag.

Ihre Augen waren müde und sie blinzelte oft, um nicht jeden Augenblick im Sitzen einzuschlafen. Obwohl sie viel Schlaf hatte, fehlte ihr noch immer eine satte Portion davon.

Er war wach. Hellwach. Obwohl er nachts nicht viel schlafen konnte, war er wach. Wahrscheinlich, da für ihn alles immer dunkel war. Er konnte nie etwas anderes sehen. Für ihn unterschied sich Tag und Nacht nicht, weshalb er oft am Tag schlief und in der Nacht wach war. Das war sein Rhythmus, den er nicht immer einhielt. Manchmal schlief er auch einfach tagelang nicht, da seine Gedanken ihn zerfraßen.

Durch das offene Fenster in seinem Zimmer konnte sie die Vögel draußen hören. Sie stellte sich das Leben in dieser perfekten Nachbarschaft vor. Wie nicht nur sein Leben sein musste, sondern auch das der anderen dort.

Sie sagte: "Du musst hier sicher viele Freunde haben.", dachte aber nicht viel über ihre Aussage nach. Es war bloß einer ihrer verstreuten Gedanken, der aus ihrem Mund kam.

"Glaubst du, ja?" Er neigte seinen Kopf zu ihrer Stimme, hörte ihr gern zu.

Sie nickte, doch merkte erst später, dass er ihr Nicken ja nicht sehen konnte, sagte aber nichts mehr. Samantha Josephine sah zu seinem Gesicht hinunter, das von einigen Sonnenstrahlen erwärmt wurde.

Das liebte er an dem schrägen Fenster in seinem Zimmer. Die Sonne schien ihm oft ins Gesicht, wenn er so dort herum lag. Er mochte die daraus entstehende Wärme, die sich über seine Haut ausbreitete. Er mochte es, wie die Sonne ihn etwas positiver denken ließ. Deshalb mochte er es auch, raus zu gehen. Wenn er denn raus konnte. Wenn Chess mal da war, seine Mutter ihn auch ließ.

"Was ist es, das du am meisten am Sehen magst?", stellte er ihr eine Frage, über die sie erst richtig nachdenken musste. Sie kam nicht direkt auf eine schlüssige Antwort.

Seine Frage war eine der Art, die man sonst nicht gestellt bekam. Ihr kam es so vor, als könnte nur er so absurde Fragen stellen, die sie ihr ganzes Leben durchdenken ließen.

Sie mochte vieles am Sehen.
Die Farben, wie das grün des Grases.
Sie mochte es, Tiere und Landschaften zu beobachten.
Sie mochte es, andere Menschen anzusehen, auch wenn diese ihr nie dieselben Blicke zurückgaben.

Sie mochte so vieles, und doch suchte sie sich eine Sache aus, die sie am meisten mochte. Die ihr erst bewusst wurde, als sie diese auch wirklich bemerkte.

"Ich mag es, dich ansehen zu können."

Sie war so ehrlich zu ihm, wie noch zu keinem zuvor. Hatte das Gefühl, ihn anzulügen oder ihm was zu verschweigen wäre wie sich selbst zu belügen. Er konnte ja nicht sehen, dass sie log, wenn sie es würde. Er konnte so vieles nicht richtig erkennen, glaubte sie, weshalb sie so ehrlich zu ihm war, wie sie nur konnte. Auch, wenn sich ihre Worte kitschig anhörten.

blind.Место, где живут истории. Откройте их для себя