no. 22

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New Chapter.
Enjoy!

× × ×

Am nächsten Tag gingen Samantha Josephine und Ardian zu Markus, Ardian's Vater.
Sie gingen als Nancy mit Chess das Haus verlassen hatte, zudem wäre es Ardian und Josi generell egal gewesen, ob Nancy die beiden nun erwischt hätte oder nicht.

Josi's Arm mit Ardian's umschlungen, setzten sie sich gemeinsam in den nächsten Bus, der in Richtung Stadt fuhr. Ardian kannte den Busfahrer diesmal nicht, nein. Er saß nur schweigend in seinem Sitz und atmete so schnell und tief durch, dass Josi dachte, er würde im Vorstadium einer Panikattacke sein.

"Ist alles okay?" Josi stupste ihn mit ihrem Ellenbogen an, doch Ardian muckte sich kein Stück.

Er hatte sich am Morgen geschworen, er würde seine Sonnenbrille nicht aufsetzen und zu seiner Blindheit stehen, auch wenn er seinem leiblichen Vater begegnen würde, doch da saß sie nun: die Brille mit den verdunkelten Gläsern - prominent auf seiner Nase; verdeckte seine Augen wie eine Sonnenfinsternis das Licht des Tages.

Josi sah ihn schlucken, -wie sein Adamsapfel sich bewegte-, doch sie seufzte nur leise, da er ihr nicht antworten konnte. Viel zu sehr dachte er über Markus nach. Zu sehr übernahm ihn die innerliche Angst, nicht genug zu sein. Auch für ihn nur der Blinde zu sein, der weder selbstständig, noch selbstbewusst oder stark sein konnte. Er glaubte, für Markus vielleicht so zu sein wie für Nancy. Ein Fehler in dem System der Familie.

"Wir hätten meine Geburtsurkunde niemals finden sollen.", sprach er einfach so aus, ohne wirklich nachzudenken. Seine Gedanken stempelten seine Entscheidung als falsch ab, dabei sagte ihm sein Gefühl, dass er das Richtige tat.

Josi brauchte kein Wort sagen, da sprach Ardian schon weiter. Seine Worte im Bus hörbar als würde er durch ein Megafon sprechen.

"Ich weiß wie du mich anschaust. Bestimmt denkst du jetzt von mir, dass ich irre geworden bin." Er wandte seinen Kopf zu ihrem rüber, seine Sonnenbrille saß bloß noch auf seiner Nasenspitze, da er sie nicht hoch schieben wollte. "Du hältst mich für einen Feigling, oder?"

"Ich halte dich für bescheuert.", sagte Josi gerade heraus. Sie fühlte sich, als hätte er sie soeben eine Klippe hinunter gestoßen. "Du hast dein gesamtes Leben bei einer falschen Mutter verbracht, die dich sozusagen eingesperrt hat, und jetzt hast du eine Chance auf eine Veränderung und deine richtige Familie und du willst sie nicht mehr nutzen?"

"Sam-"

"Weil du Angst hast?", sagte sie, doch es klang mehr wie eine Feststellung.

Sie sah sein braunes Haar an, das seine Augen teilweise verdeckte, und schob dann mit ihrem Zeigefinger seine Brille höher. Er verzog sein für sie perfektes Gesicht. Seine Mimik eingefroren, verweilte so für einige Minuten, in denen er nichts und sie alles sagte.

"Du hast Angst, das versteh ich ja und das ist auch okay, aber du solltest dich von deiner Angst nicht aufhalten lassen. Es war und ist eine gute Idee und dein Vater hat ständig an dich gedacht! Er freut sich auf dich. Denk jetzt nicht, dass er dich nicht mögen wird, nur weil du nicht sehen kannst.", sie schüttelte ihren Kopf ungläubig. Die Gefühle, die sie fühlen musste, -nicht gemocht zu werden, für das, was man ist-, krochen zurück in ihr Bewusstsein. Josi kannte das Gefühl, das Ardian so unsicher machte. Die Angst vor der Ungewissheit. Die Angst vor den Menschen, die man nicht kennt. "Denn wenn er das tut, dann...dann-"

Sie schaute an ihm vorbei, sah aus dem Fenster und erblickte Teenager, die miteinander lachten, bevor diese dann hinter ihnen blieben und der Bus davon zog. Ihre nun glasigen Augen fokussierten wieder Ardian, der noch immer in ihre Richtung schaute, ohne wirklich zu schauen. Er sah nur die Dunkelheit und fand in ihr Frieden, da sie neben ihm saß und ihre Stimme seine Sicherheit war. Weil sie ihm zeigte, dass Josi diese Angst kannte. Er orientierte sich ständig an ihrer zarten Stimme, die so viel für ihn bedeutete. Mehr, als Josi wusste.

blind.Where stories live. Discover now