Kapitel 13

247 23 2
                                    

Kapitel 13.

"Ich weiß es noch ganz genau. Es war an dem 13 September 2005. Ich hatte eine Gitarre zum Geburtstag bekommen. Mein Traum war es schon immer gewesen, Sänger zu werden. Ich fing an zu lernen, und irgendwie hatte ich direkt eine Begabung dafür. Meine Mutter fand es ebenfalls toll. Sie war sehr überzeugt von mir. Sie war damals in der Junior High School eine Lehrerin. Sie wollte sich dann doch eher auf die Oberstufe konzentrieren, und unterrichtete, als ich in die 8 Klasse kam, nur noch in den höheren Klassen.

Meine Eltern waren schon lange getrennt. Sie lernte Klaas kennen, mit dem sie kurz darauf zusammenzog. Ich mochte ihn nicht. Mein großer Bruder auch nicht, aber der war fast nie Zuhause. Er heißt Greg.

In der Schule wurde ich gemobbt und ausgelacht, weil mich ein paar Jungs im Jungsklo singen gehört hatten. Das sprach sich rum, und als ich das nächste mal gesungen hatte, wurden sogar Sprachaufnahmen verschickt. Meine Stimme klang damals weiblicher wie jetzt. Zumindest höher.

Ein paar der Jungs bezeichneten mich als Pussy oder Schwuchtel. Die Schule war einfach nicht musikalisch. Und da passte ich nicht rein. Auch ich wurde geschlagen, getreten, beleidigt und herumgeschubst.

Ich zog mich weiter zurück, und irgendwann sang ich nicht mehr, spielte keine Gitarre mehr, uns wurde ein Wrack. Ein Junge, der mit 14 Jahren nicht mehr strahlte, sondern die Ausstrahlung verloren hatte. Ich hatte mak blaue Augen. Über die Jahre haben sie ihren Schein verloren. Aus Blau wurde Grau. Aus Selbstbewusst wurde Ängstlich und Zurückhaltend.

Aus einem frischen jungen Kerl wurde ein immer kleiner werdender Junge, der auf offener Straße verprügelt wurde.

Und das schlimmste war.. ich hatte nicht nur die Musik und Freundschaften verloren, nein ich hatte auch mein Lächeln verloren."

Ich wischte meine Tränen weg, und ich würdigte Zayn in diesem Moment keines Blickes. Aber ein leises Schluchzen konnte ich wahrnehmen.

"Zu den Problemen in der Schule kam noch, das ich Zuhause nicht gut behandelt wurde. Klaas hatte seinen Job verloren. Um seine Wut verarbeiten zu könnten, schlug er eines Abends einfach auf mich ein. Mum war bei ihrer besten Freundin, uns deswegen musste ich leiden. Er schlug uns tratt weiter, bis ich vor Angst wimmerte. Er zog mich hoch und sagte das er mir schlimmeres antuen würde, wenn ich jemanden davon erzählen würde.

An diesem Abend war er das erste mal handgreiflich geworden. Er legte sich wirklich oft mit mir an. aber er hatte mich nie geschlagen."

Ich atmete tief durch.

"An meinem Geburtstag letztes Jahr, musste meine Mum arbeiten. Die Schüler hatten bis 4 Uhr mit ihr Unterricht. Deswegen war nur Klaas Zuhause. Greg war auf dem College. Ich bekam das Sofa geschenkt für mein Zimmer.

Ich wollte den Tag nicht alleine mit Klaas verbringen, deswegen schloss.ich mich in mein Zimmer ein. Damals hattte ich noch den Mut Zuhause zu singen. Ich hörte auf Kopfhörern Musik.

Ich sang ziemlich laut mit. Das Klopfen an meiner Tür merkte ich erst gar nicht. Doch kurz darauf sprang die Tür auf, uns Klaas stand in Türrahmen.

Er stapfte auf mich zu. Er riss mir meinen IPod aus der Hand, und schmiss ihn gegen die Wand. Als ich mich gerade beschweren wollte, stopfte er mir ein Tuch in den Mund, sodass ich nicht reden konnte. Er schleppte mich Hals über Kopf auf mein Bett. So genau weiß ich es nicht mehr, aber er vergewaltigte mich. Er riss mir die Klamotten vom Körper. Er schrie mir mehrmals in mein Ohr, das mein Gesang schrecklich wäre, ich bin eine Schwuchtel, ein Freak, eine Pussy.

Er krallte seine Fingernägel in meine Oberschenkel, und an meinem linken hinterließ er eine rot blutende Narbe. Er hatte seinen Nagel einmal quer durch gezogen. Die Stelle brennt heute noch. Das war der schlimmste Tag meines Lebens. Dieses Jahr im Mai hatte er mich das letzte mal vergewaltigt. Ich war Ende der neunten Klasse, und war der Außenseiter der Klasse, nein, des ganzen Jahrganges.

Niemand redete mit mir. Ich war der verschlossene, hässliche, und schwule Niall, den alle kannten.

Eines Tages fand ich eine Zigarettenpackung auf der Straße. Die musste wohl jemand verloren haben. Ich dachte mir, wieso nicht? Mal ausprobieren schadet doch nicht, vielleicht hilft es mir auch!

Ich nahm die Schachtel mit nachhause. Ich schnappte mir ein Feuerzeug aus der Küche. Als ich die erste anmachen wollte, stürmte Klaas in mein Zimmer, uns traute seinen Augen nicht! Er schrie mich an, nahm mir die Kippe, die ich noch nicht ausprobiert hatte, aus der Hand, er zog meine kurze Hose hoch, uns hinterließ Brandflecken unter der Narbe, die ihm nicht aufgefallen war. Er machte es immer wieder, bis mein oberes Bein mit 21 kleinen Brandflecken versehen war. Sie schmerzten. Er machte die Zigarette manchmal doppelt drauf, damit ich den Schmerz spürte.

Er ließ von mir ab, schmiss die Packung Zigaretten aus dem Fenster, uns verließ mein Zimmer. Er hat mir Tage später die Gitarre auf den Kopf gehauen. Ich hatte eine leichte Platzwunde. Die überdeckte ich mit einer Beanie. Meine Mutter hatte nie etwas davon mitbekommen. Und ich hatte auch keine Kraft mehr ihr das zu sagen.

Im Juni hatte meine Mutter sich endlich von Klaas getrennt. Der hatte sie nämlich betrogen.

Meine Mutter und ich kehrten zum Alltag zurück. Anfang September brannte unsere Schule ab, und deswegen bekam sie hier in Chesire an der Sprachschule ein Angebot. Sie nahm es an. Seitdem wohnen wir hier.

Ich hatte nie die Kraft gehabt, es irgendwen zu sagen, geschweige denn es meiner Mutter zu sagen. Ich habe seit fast 1 Jahr kein Gitarre mehr gespielt, und gesungen auch nicht. Sie Vergangenheit hängt sich immer wieder in meine Gedanken, wenn ich Musik machen will, oder sie höre.

Ich bin ein wertloser, zerstörter Mensch. Mehr bin ich nicht!"

Meine letzten Worte waren gefallen, und ein kalter Wind durchfuhr mich. Meine Tränen liefen immernoch mein Gesicht herunter. Zayn guckte mich traurig an. Ihn nahm meine Geschichte wohl sehr mit.

"Kann ich die Narben sehen?" sagte er vorsichtig aber zugleich auch hektisch aufatmend.

Ich zog die Hose runter,und meine Boxershorts hoch. Heute hatte ich die Stellen nicht angedeckt mit Schminke. Die Narbe war knallrot, und die Flecken waren grau rot. Wie getrocknetes Blut.

Sein Gesicht verzerrte sich, und ein paar Tränen entwichen ihm.

"Scheisse!" sagte er und guckte wirklich sehr traurig.

"Niall, ich hatte ja keine Ahnung!" sagte er und guckte mich verzweifelt an.

"Schon gut Zayn, jetzt weißt du ja Bescheid!" sagte ich, und im gleichen Moment hörte ich die Treppe knacksen.

"Fuck, das ist meine Mum, sie darf uns so nicht sehen." sagte ich panisch.

"Ins Bad!" sagte ich und wir rannten ins Bad.

"Niall? Wo bist du?" fragte meine Mutter.

"I-ich bin im Bad, ich komme gleich runter."

"Okay."

sagte sie und meine Tür schloss sich. Wir wuschen noch unsere Gesichter, beruhigten uns, und gingen nach unten zu meiner Mutter.

still alive // n.h ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt