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Cameron:




Mum zog Dad durch den Park wie ein kleines Kind und machte ein Foto nach dem anderen, die sie danach alle auf Facebook posten wollte.

Seit sie wusste, dass es sowas wie Soziale Netzwerke gab, war sie richtig schlimm geworden. Sie kannte sich damit nicht aus, war aber auf so gut wie jeder Plattform angemeldet und ich musste mich darum kümmern, weil sie es nicht hinbekam.

Das nervte.

Ich packte kurzerhand Noahs Oberarm und zog ihn mit mir mit.

Er nahm endlich mal diese blöden Kopfhörer aus den Ohren, als ich ihn wieder losließ und folgte mir freiwillig.

„Zerrst du mich in einen Busch und fällst dann über mich her?", wollte er wissen.

Ich lachte. „Klar. Weil ich es auch so nötig habe"

Idiot.

Noah zuckte nur mit den Schultern, stecke die Hände in die Hosentaschen.

Meine Freunde hatten Recht. Er war hübsch. Aber das lag vermutlich an den guten Genen, die ich ja auch hatte. Er hatte gar keine andere Chance als gut auszusehen.

Ich fand aber, ihm standen die dunklen Haare um einiges besser als mir, vor allem weil sich seine noch leicht lockten und seine braunen Augen ließen ihn irgendwie so geheimnisvoll aussehen.

Ich hatte blaue Augen-von meiner Mutter- und eigentlich auch dunkle Haare, doch ich hatte einen Undercut und mein oberes Haare blond gefärbt. Und die Jungs standen da drauf.

„Ist was?" Noahs Stimme riss mich aus meinen Gedanken, erst jetzt bemerke ich, dass wir stehen geblieben waren und ich ihn angestarrt hatte.

Ich schüttelte schnell den Kopf und sah mich um, um nach einer Ausrede zu suchen. Und ich fand sie.

„Willst du ein Eis?"

Ohne auf seine Antwort zu warten, ging ich zum Eiswagen.

Ich brauchte mal kurz Abstand. Der Kleine richtete irgendetwas mit meinen Gedanken an.

Ich kam mit zwei Waffeln und jeweils einer Kugel Haselnuss zurück und streckte ihm eine davon hin.

Er musterte sie erst kritisch, ehe er sie annahm.

Ich beobachtete, wie seine Zunge über das Eis leckte und biss mir unterbewusst auf die Lippe.

Okay, das sollte definitiv aufhören. Der Typ war mein Bruder, verdammt!

Außerdem war er doch gar nicht mein Typ. Ich interessierte mich nicht für ruhige und schüchterne Jungs. Ich wollte laute, offene BadBoys, die mich im Griff hatten. Aber ich hatte ja bei Matt gesehen, was mir das gebracht hatte...

Als das Eis schon über meine Hand lief, leckte ich es ab und aß es dann ebenfalls.

Noah und ich lehnten an dem Geländer, das angebracht war, damit man den Abhang nicht runterfallen konnte.

Er setzte sich darauf und ließ die Beine baumeln, während er konzentriert an seinem Eis leckte.

Ich sah ihn nicht wirklich oft essen, doch ich wusste, dass er sich jeden Morgen nach dem Frühstück die Seele aus dem Leib kotzte.

Ich wusste nicht, ob er das mit Absicht tat oder das bei ihm morgens normal war, doch ich nahm mir vor, das zu beobachten.

„Ach da seid ihr ja!" Mum rief über den halben Park zu Noah und mir, sodass sie viele Leute zu uns umdrehten.

Oh Mann, sie war so scheiße peinlich.

„Lass uns einfach so tun, als würden wir sie nicht kennen", flüsterte ich Noah zu und drehte meiner Mum den Rücken zu.

Noah sah mich an, er grinste, als er sich neben mich stellte und ebenfalls den Abgang hinunter sah, was mich dann noch mehr zum Grinsen brachte.

„Hei, ihr zwei Schlawiner, ihr müsst gar nicht so tun, als wisst ihr nicht, dass ich mit euch rede!" Meine Mum tippte uns auf die Schultern.

Sie weiterhin zu ignorieren war zwecklos, weshalb wir uns wieder zu ihr umdrehten.

Mit unserem Eis waren wir fertig, weshalb sie mich zum Glück nicht anmaulen konnte, weil ich ihr nicht auch eins gekauft hatte.

„Wisst ihr was, wir machen jetzt Fotos. Ihr habt den perfekten Platz gefunden" Sie rief Dad zu uns, drückte ihm das Handy in die Hand und stellte sich dann zwischen Noah und mich.

Sie war einen Kopf kleiner als Noah und ich war einen Kopf größer als er, weshalb das ganze ziemlich lustig aussehen musste.

„Cheese!", meinte Mum grinsend mit ihrem Foto-Gesicht.

Mein Dad lachte und drückte auf den Auslöser.

Weder Noah und ich lachten so breit wie meine Mum, doch ich versuchte wenigstens erfreut auszusehen, weil wir sonst stundenlang hier stehen mussten.

Dann rannte meine Mum zu Dad und sah sich die Bilder an, während Noah und ich wie automatisch zusammen rutschten.

„Ich mag deine Mum", meinte er wie aus dem Nichts.

Er sah zu ihr, ich sah zu ihm. „Ich mochte deine Mum auch"

Das war die Wahrheit. Sie war zwar die Affäre meines Dads gewesen, doch ich hatte sie immer nett gefunden und sie hatte mir immer Geschenke mitgebracht also...

Ich wusste nicht, ob es falsch war, was ich da gesagt hatte, doch als Noah das Gesicht zu mir hochdrehte, war ich davon überzeugt, dass es richtig gewesen war.

Er sah in meine Augen und dann hoben sich seine Mundwinkel, fast unmerklich.

Wie von alleine lächelte ich ihn an, um ihn zu animieren etwas mehr zu lächeln und ich schaffte es sogar.

Das überraschte mich, doch es freute mich auch sehr.

Er hatte ein echt schönes Lächeln Es war eine Schande, dass er das der Welt nicht öfter zeigte.


Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Where stories live. Discover now