Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)

69

Cameron:

Ich versuchte Noahs Rat zu befolgen und Daves seltsame Blicke und dieses gruselige Grinsen halfen mir echt, in einfach nicht mehr ernst zu nehmen. Er hatte einen Schuss, so leicht war das.

Noah hatte mich schon nach dem Frühstück entführt. Wir waren fast Ewigkeiten gelaufen und dann über einen Zaun geklettert. Ich war mir also relativ sicher, dass wir gerade eine Straftat begangen.

„Was sollen wir hier?", fragte ich verwirrt, als Noah in ein altes Haus ging, das mit Graffiti vollgesprüht war.

„Ich zeig dir mein Versteck", meinte er euphorisch.

Ich zog die Augenbrauen hoch und folgte ihm einfach mal in die obere Etage, wo eine abgenutzte Matratze in einem Eck lag und noch Graffiti-Dosen und leere Bierflaschen herumstanden.

„Was zum Teufel ist das hier?" fragte ich verwirrt.

Es fehlte echt nur noch, dass eine Ratte an uns vorbeirannte oder wir hier irgendwo benutzte Heroin-Spritzen fanden...

„Dave und ich sind immer hierhergekommen, wenn es uns zuhause zu viel wurde. Ich weiß nicht, ich denke, ich wollte es dir einfach mal zeigen. Ich finde es auch ziemlich cool hier"

Er nahm eine er Dosen vom Boden, schüttelte sie und sprühte dann etwas an die Wand.

Ich erwartete etwas total poetisches, aber es kam nur ein FUCK! raus.

Ich lachte. Noah grinste mich an und warf mir die Dose zu. Ich fing sie auf. „Und jetzt?"

„Und jetzt, lässt du deiner Kreativität freien Lauf"

Ich musste lachen. „Also das hier..." ich deutete auf das FUCK!. „...überflutet einen ja schon total vor Kreativität"

Noah lachte, während er sich zu einer zweiten Dose beugte. „Toll, dass du meine Kunst so zu schätzen weißt"

Kopfschüttelnd lächelte ich und schüttelte die Dose, während ich darüber nachdachte, was ich denn sprayen konnte.

Ich entschied mir für das naheliegendste und sprayte einen großen Penis an die Wand, der in das U von Noahs FUCK! spritzte.

Er sah es nicht, weil er an der gegenüberliegenden Wand beschäftigt war.

Während er irgendwas malte, sah ich mir die anderen Symbole an.

Das hier war wohl sowas wie ein Anlaufpunkt für verlorene Jugendliche. Es waren allerhand Muster und Zeichen da, viele Worte, Sprüche und auch ziemlich viel überraschend Tiefsinniges. Ich wurde aus meinen Bewunderungen gerissen, als sich Arme von hinten um meinen Bauch legten.

Noah drückte mich fest, aber auch sanft, sodass ich mich geborgen und pudelwohl fühlte.

„Hast du schon mein Kunstwerk gesehen?", Stolz zeigte ich zu dem Penis.

Ich spürte ihn hinter mir lachen. „Du bist so schwul"

Er ließ mich los, um sich das Prachtstück besser ansehen zu können und kicherte dabei amüsiert.

Ich lachte mit. Er hatte immerhin recht. Ich stand ja auf Schwänze, wieso also nicht mal einen würdigen und ihn an die Wand malen?

„Ich mag es, dass er da rein spritzt" Noah deutete lachend auf den Spritzer.

„ich mag es auch zu spritzen", stimmte ich ihm zwinkernd zu.

Er lachte noch mehr, sodass er fast rüberkam wie ein Verrückter, der gerade in einer ziemlich manischen Phase war.

Oh Mann. ich liebte sein Lachen.

Am liebsten würde ich ihn einfach packen und abknutschen.

Er musste einfach nur glücklich sein und sorgte somit dafür, dass auch ich es war. Gab es etwas schöneres?

„Da war ich schon etwas tiefsinniger unterwegs", meinte Noah, nachdem er sich beruhigt hatte und drehte mich zur anderen Wand.

Ich sah sie mir an und spürte meinen Mund aufklappen.

„IF YOU'RE GOING THROUGH HELL, KEEP GOING" , stand in roter Schrift da, während sich verschiedenfarbige Flammen darum schlängelten.

„Wow also das hätte ich dir nicht zugetraut", gestand ich offen.

Er grinste. „Ich bin halt immer für eine Überraschung gut"

Es war faszinierend, dass ich diese Wand ansah und Noahs Wesen darin erkannte. Man sah den Kampf, den er jeden Tag führte, man sah sein Temperament, seine Leidenschaft, seine Impulsivität, seine Stärke, aber am meisten ließ sich mein Gefühl für ihn mit der Heimat eines wärmenden Feuers identifizieren.

„Willst du wissen, von dem das ist?"

Noah zog mich aus meiner Melancholie, ich sah fragend zu ihm. „Dir?"

Leicht lachend schüttelte er den Kopf. „Nein, schön wärs. Winston Churchill"

Ich musste Noah gar nicht fragen, wieso er sich für ausgerechnet diese Zitat entschieden hatte. Es lag doch nahe. Aber ich fand es gut, dass er mit diesen Spruch bewies, dass er das noch hatte, was für den Gewinn eines Kampfes entscheidend war: Überlebenswillen.

„Das ist echt cool", meinte ich lächelnd zu Noah und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, um ihm meinen Stolz bewusst zu machen.

Er grinste breit, als er mit strahlenden Augen zu mir hochsah.

„Eine wichtige Sache muss ich aber hier noch verewigen", meinte ich, löste mich von ihm und schüttle meine Dose durch, um sie vorzubereiten.

Ich sprayte mit einem fetten Grinsen etwas an die Wand und hörte, als ich damit fertig war wie Noah ein Empörtes: „Du Arschloch!" von sich gab und mri halbherzig auf die Brust schlug.

Ich lachte nur, denn an der Wand stand dick und fett: „NOAH LIEBT CAMERON!"

Noah schob mich grob zu Seite und rächte sich durch ein: „CAM LUTSCHT SCHWÄNZE!"

Ich lachte, fügte „MIT VERGÜGEN" hinzu und wollte gerade meine Nummer dazuschreiben, als Noah meine Hand packte und mich somit davon abhielt.

„Du hast wohl nen Knall. Dein Handy wird nicht mehr aufhören zu klingeln"

Ich lachte. „Dann wird mir schon nicht langweilig" ...und ich kann mich von dir Ablenken.

„Dafür werde ich schon sorgen, keine Angst", meinte Noah und sprayte noch etwas dazu.

„ABER NUR NOCH NOAHS SCHWANZ"

Ich lachte und legte von hinten meine Arme um seinen schmächtigen Körper, während wir beide stolz unser Werk betrachteten.

Wir waren solche hirnverbrannten Idioten. Aber ich liebte ihn. So sehr.

„Es fehlt noch was" Mein Körper machte sich selbstständig, um unter das „NOAH LIEBT CAMERON" ein „CAMERON LIEBT NOAH" zu schreiben.

Er lächelte mich auf meinen prüfenden Blick hin an, setzte das alles in ein großes Herz und überprüfte dann meine Reaktion, die aus einem Lächeln bestand, dass all mein Glück nach außen trug.

Noch nie hatte ich in meinem Leben etwas Schöneres empfunden als in diesem Moment.