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Noah:




Ich fand es schade, dass Cameron und ich den nächsten Kurs nicht zusammen hatten.

Musik hatte keiner meiner Freunde mit mir, weshalb ich alleine in meinen Kursraum ging und mich auf meinen Platz setzte.

Ich dachte über Cam nach, wie eigentlich immer. Die Gedanken an ihn befreiten mich zumindest von den depressiven...

Er gab sich große Mühe für mich, er kümmerte sich um mich, das alles sah ich.

Doch ich sorgte mich, weil ich nicht wusste, warum er gestern so in Tränen ausgebrochen war. Ich wollte ihm auch helfen, sowie er mir half, doch ich konnte es nicht.

Lange grübeln konnte ich leider nicht, weil sich plötzlich jemand auf den Platz neben mir setzte, der eigentlich immer leer war.

Verwirrt sah ich dorthin und erkannte Ken.

Er lächelte mich an. „Hier war doch noch frei oder?"

Ich nickte stumm und rutschte etwas von ihm ab.

Persönliche Zone, Mann.

„Du redest echt nicht viel", dachte Ken hörbar. „Nur wenn dein Bruder auch da ist."

Was sollte das denn jetzt heißen? Dass ich ohne Cam ein Schwächling war?!

Ich konnte diesem Model hier vor mir trotzdem in den Arsch treten, wenn ich es wollte! Musste ja nicht jeder so ein nervender Idiot sein wie der.

„Oder vielleicht hast du einfach Angst, das Falsche zu sagen?", vermutete Ken, während er mich musterte.

Ich kniff die Augen zusammen. „Und was soll das sein?"

Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ein Junge wie du hat bestimmt viele Geheimnisse"

Was sollte das denn jetzt heißen?!

„Ein Junge wie ich?!", fragte ich leicht empört.

Was bitteschön sah er in mir?

Er lachte leicht und legte beiläufig die Hand auf meine. „Naja, ein eher ruhiger, verwegener Junge. Ich steh auf sowas, weißt du?"

Äh, Moment mal.

Was?!!!

Ich dachte, der fährt auf Cam ab?!

Ich zog meine Hand unter seiner hervor.

Bevor ich etwas sagen konnte, startete der Unterricht.

Ich rutschte unauffällig so weit wie möglich von ihm weg, aber die Tische hier waren leider ziemlich eng und so lehnte er die ganze Zeit sein Knie an meines.

An sich nichts Schlimmes, aber ich fühlte mich plötzlich total unbehaglich, weil ich Angst hatte, er würde mich abschleppen wollen.

Deshalb stürmte ich aus dem Klassenzimmer, nachdem die Stunde zu Ende war und wollte direkt zu dem Platz gehen, an dem ich immer mit meinen Freunden stand, aber ich wurde am Handgelenk gepackt und in die Besenkammer gezogen.

Ken schob mich von innen gegen die Tür und stellte seine Hände neben meinem Kopf ab. „Du versuchst doch jetzt nicht ernsthaft vor mir davon zu rennen?" Er klang belustigt.

Ich schluckte.

Ich hasste es, dass ich so klein war. Das war so unfair.

Ich musste zu ihm hochsehen. Das schlimme war ich fühlte mich nicht mal unwohl. Aber ich wollte es.

„Doch, um ehrlich zu sein tue ich das", gab ich zurück und versuchte mich weiter aufzurichten, damit ich nicht mehr so weit zu ihm hochsehen musste.

Er grinste. „Und wieso?"

Ich bildete mir ein, er würde immer näher kommen, doch das lag wahrscheinlich nur am Luftmangel hier drinnen.

„Weil du ganz offensichtlich auf Jungs wie mich stehst" Ich setzte das Ganze in Anführungszeichen, wodurch ich ihn zum Lachen brachte. Ich fand das nicht so lustig.

„Und du stehst wohl nicht auf Jungs wie mich oder?"

Ich schüttelte den Kopf. „Ich stehe allgemein nicht auf Jungs"

„Oh" Er richtete sich leicht auf und nahm eine Hand wieder weg, wodurch ich plötzlich viel besser Luft bekam.

„Meinst du das ernst?" Unsicher sah er mich an.

Ich nickte.

„Und bist du dir da sicher?" Er wirkte total kritisch und misstrauisch, aber ich fragte mich, was es ihn denn anging.

„Ja, ich bin mir sehr sicher"

Er musterte mich daraufhin aus zusammengekniffenen Augen. „Schon mal nen Typen geküsst?", wollte er dann wissen.

„Nein!"

Was wollte er denn bloß?

„Na gut, dann kannst du ja gar nicht wissen, ob das so gar nichts für dich ist. Ich finde, wir sollten uns küssen, damit du das rausfindest" Dabei grinste er wieder, aber ich fand das jetzt nicht mehr so sympathisch.

„Nein danke", schnaubte ich, verschränkte die Arme.

Er grinste. „Na gut, zwingen will ich dich nicht. Aber wenn du deine Meinung änderst, bin ich gerne für dich da" Er zwinkerte, nahm den anderen Arm auch noch weg und ging etwas zurück.

Danke!

Ich brummte eine Zustimmung und nickte.

„Und Cameron? Hab ich bei dem eine Chance?"

Sein scheiß Ernst? Erst ich und dann mein Bruder oder was? Ne, ganz sicher nicht, Freundchen, nicht mit meinem Cam.

„Nope.", meinte ich.

Er sah daraufhin ernsthaft enttäuscht aus, als er tief durchatmete. „Naja, heute Abend ist ja eh Party, vielleicht sinkt da euere Hemmschwelle und ich bekomme doch noch einen von euch"

Er lächelte schwach und ich versuchte den Drang zu unterdrücken, ihm meine Faust ins Gesicht zu ballern.

Ich hatte ja schon bei Matt gesehen, dass das nicht wirklich begrüßt wurde.


Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Where stories live. Discover now