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Noah:



„Was war das gerade?" Cameron sah mich ernst an.

Ich schluckte. „Vergiss es einfach", meinte ich mit belegter Stimme.

Es brach mir jedes Mal aufs Neue das Herz, Dave so zu sehen.

Zwar bewies dieser Zustand, dass er echt versucht hatte, clean zu werden, aber es bewies genauso, dass er wieder daran gescheitert war. Und jetzt alles wieder von vorne begann.

Seine Versprechungen waren eigentlich das Schlimmste dabei, denn sie machte mit immer wieder Hoffnung und enttäuschten mich jedes Mal aufs Neue.

„Das kann ich nicht. Und ich will es nicht. Erzähl mir, was mit Dave los war. Und vor allem, wo du das Geld herhast, das du ihm gegeben hast"

„Das ist mein Taschengeld!", sagte ich sofort.

Nicht, dass er noch dachte, ich würde hier irgendwen bestehlen, denn das tat ich nicht. Es war echt mein Taschengeld und das Geld, das Dad mit jeden Tag gab, um mir in der Schule etwas zu essen zu kaufen. Da kam ganz schön was zusammen.

„Das ist aber für dich und nicht für Dave", meinte Cameron ernst.

Ich seufzte. „Ich weiß das, Cam. Aber Dave kann es besser gebrauchen als ich"

Er schnaubte. „Wozu? Denkst du, ich bemerke nicht, dass er total drauf war? Er geht sich von diesem Geld wahrscheinlich sofort Drogen kaufen"

Er dachte wohl, das sei etwas neues für mich, doch das war es nicht.

„Ich weiß", murmelte ich. „Deshalb gebe ich es ihm ja" Beschämt sah ich zu Boden.

Ich wollte diesen Vorwurf in seinem Blick nicht sehen.

„Passiert das öfter?" Cameron umklammerte mein Kinn und drückte es so hoch, das ich ihn ansah.

Ich brachte nur ein leichtes nicken zu Stande.

Er schüttelte den Kopf. „Wieso tust du das?"

Und da war er, der Vorwurf.

Ich drückte seine Hand von mir weg. „Das geht dich nichts an" Mit diesen Worten ging ich die Treppen hoch in mein Zimmer.

Bei Cam musste ich mich nie rechtfertigen, das mochte ich eigentlich so an ihm, doch jetzt zwang er mich dazu und das passte mir nicht.

Und dieser Blick gerade...

Ich hatte nicht lange meine Ruhe, weil er einfach ungefragt in mein Zimmer kam und sich zu mir aufs Bett setzte. „Erklär es mir"

Ich schüttelte den Kopf. „Bitte vergiss es einfach"

„Noah!", knurrte er auffordernd.

„Nein, Cameron. Das ist eine Sache zwischen meinem Bruder und mir, es geht dich nichts an, okay?" Ich sah, wie sehr ihn diese Worte verletzten.

Das hatte ich nicht gewollt, aber anders würde er ja nicht aufhören.

„Ich bin auch dein Bruder", argumentierte er.

Aber ich schüttelte den Kopf. „Dave ist mein einziger Bruder."

So leid es mir tat, ich meinte das genauso.

Ich sah Cam einfach nicht als meinen Bruder an. Es fühlte sich falsch an, dass er mein Bruder sein sollte, aus so vielen verschiedenen Gründen.

Außerdem hatte ich mit Dave so viele Dinge durchgemacht, durchgestanden, da konnte Cam einfach nicht mithalten.

„Na schön", schnaubte Cameron dann und ging aus dem Zimmer.

Er knallte meine Tür zu, ich hörte seine lauten Schritte im Flur.

Aber würde ich ihm hinterher gehen, würde ich ihm erklären müssen, worüber ich nicht reden wollte und wenn ich mich selbst dazu zwang, dann würde ich nur sauer auf ihn sein.

Unlogisch, ich weiß, aber ich kannte mich und sah das schon vorher.

Ich nahm es also hin, dass er die nächsten Wochen über sauer auf mich war. Und damit übertrieb ich nicht.

Es dauerte 3 Wochen, bis er wieder mit mir redete und das nicht mal wirklich freiwillig.


Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Where stories live. Discover now