Loyalität oder Zerstörung

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TW: explizite Erwähnung körperlicher und seelischer Gewalt, Andeutung sexualisierter Gewalt, Blut

„Genau so habe ich mir das vorgestellt. Es ist ja fast schon schade, dass Minho nie in den Genuss kommen wird, es im passenden Moment von dir zu hören."

Dann zuckte Yoon-woo unbeteiligt mit den Schultern, als würde ihn all das nichts angehen. „Aber das ist ja allein seine Schuld." Er blickte sich kurz im Raum um, fokussierte dann erneut mich und seine Augen glitten wieder über meinen Körper. „Also eine kurze Geschichte könntest du mir jetzt aber wirklich mal erzählen, nachdem ich schon wieder so viel geredet habe Jisung."

„Ich-ich weiß aber nichts", gestand ich ihm leise und knetete meine Hände, da mir das alles hier so unangenehm und gleichzeitig so bedrohlich vorkam.

„Wie wäre es mit der Geschichte, wie Minho und du dieses kleine Wesen da gezeugt habt." Ekelhaft grinsend deutete er auf meinen Bauch und ich musste unwillkürlich eine Hand auf diesen legen. Natürlich war es viel zu früh, um als Außenstehender auch nur zu erkennen, dass ich schwanger war. Doch da er es nun wusste, versuchte ich mich mit dieser Geste selbst zu beruhigen.

„Vielleicht sollte ich mir ein Eigenes zulegen, nur um zu wissen, was alle immer an diesen schreienden, nervtötenden Bälgern finden." Sein abfälliger Ton hätte mich unter anderen Umständen sehr wütend gemacht, doch nun biss ich mir lediglich auf die Lippe und verkniff mir eine unangemessene Antwort.

„Oder ich könnte einfach dich noch schnell nehmen, bevor dein süßer, kleiner Prinz kommt und dich sterben sieht." Mir wurde eiskalt, als ich diese Worte hörte.

Er wollte was tun? Haltsuchend krallte ich eine Hand in meinen Oberschenkel und sah auf den Boden. Ich konnte wirklich vieles ertragen, die bösen Worte, die Versuche, mich zu demütigen, oder mich von Minho zu entfremden, aber das Yoon-woo meinen Körper benutzte, würde ich nie zulassen. Nie im Leben.

Diesmal handelte mein Körper von ganz allein.

Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, sprang ich auf, stieß die Kiste um und hechtete an Yoon-woo vorbei. Adrenalin floss durch meine Adern und geschickt wich ich der Wache aus, die mich ebenfalls festhalten wollte. Ich sprintete durch zwei kleinere Räume und wollte gerade nach rechts abbiegen, da ich mich erinnerte, dass wir diesen Weg herein gekommen waren, doch schon packte jemand mein Handgelenk. Yoon-woo riss mich förmlich nach hinten und strauchelnd, landete ich gegen seiner Brust. Dann wurde ich mit dem Gesicht voran gegen die Wand gestoßen. Glücklicherweise konnte ich meine Unterarme noch schützend vor mich halten, sodass ich nicht mit der Nase oder der Stirn gegen die Steinwand knallte. Trotzdem war der Aufprall heftig und ich wimmerte schmerzerfüllt.

„Netter Versuch."

Ich wurde ruckartig umgedreht, wieder gegen die kalte Steinwand gepresst und konnte sein beängstigendes Lächeln direkt vor mir sehen. Dann griff er nach meinem Handgelenk, hob den Arm über meinen Kopf und im nächsten Moment tropfte Blut über mein Gesicht und auf meine Schulter. Ich schrie gequält auf und biss mir auf die Lippe, um mich selbst von dem brennenden Schmerz abzulenken, der durch meinen Arm zuckte. Diesmal war der Schnitt tiefer gewesen und für einen Moment glaubte ich, er würde die Klinge ein weiteres Mal ansetzen. Doch er ließ mein Handgelenk los, packte stattdessen mein Hemd, wirbelte herum und warf mich auf den Boden.

Hart schlug ich mit dem Rücken auf und mir wich alle Luft aus den Lungen. Für einen Moment japste ich verzweifelt nach frischer Luft, um wieder atmen zu können. Hektisch hob und senkte sich meine Brust und ich traute mich nicht, mich zu bewegen.

„Tia, wer hätte gedacht, dass doch ein kleines Raubkätzchen in dir steckt. Umso mehr wird es mich freuen, dich zu zähmen. Aber das mache ich erst, wenn dein Liebster zusieht."

The Earl and the Prince | MinsungWhere stories live. Discover now