23. Rollkragen Pullover

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Blaue und rote Lichter flackerten über die Fenster des Diners als ich dort auf einer Bank gehüllt in eine Decke saß und nach draußen sah.

Stephanie fand mich keine drei Minuten später immer noch in der Gasse stehend und fragte mich was ich da machen würde.
Ich stand immer noch im Regen, der mittlerweile aufgehört hatte und als sie sich umsah bemerkte sie denn Mann und fing hysterisch an zu schreien, ehe sie nach drinnen rannte, um die Polizei zu rufen.
Die Polizei kam bereits wenige Minuten später und deckte die Leiche mit einem Tuch ab, ehe der Leichenwagen kam und sie mitnahm.

Eine Polizistin begleitete mich nach drinnen und wickelte mich fürsorglich in eine Decke.
Mir wurde gefühlt hunderte Fragen gestellt, auf die ich kaum eine Antwort hatte.
Ich wusste nicht wieso, aber ich sagte ihnen genau das was mir der Mann gesagt hatte und dabei sagte ich es nicht einmal aus Angst vor ihm.
Man glaubte mir schon beinahe zu einfach und Stephanie beklagte sich über das Trauma, das sie nun haben würde.

Ich verdrehte bei dem Satz bloß die Augen und wickelte mich tiefer in die Decke.
Die Polizisten sahen mich alle prüfend an und wahrscheinlich wurde ihnen gesagt das ich vor nicht allzu langer Zeit schon einen Angriff überlebt hatte.
Einer der Polizisten fuhr mich nach Hause, nachdem ich abgelehnt hatte ins Krankenhaus zu gehen.
Ich wollte nicht schon wieder eine Nacht dort verbringen und einfach nur nach Hause gehen.

Kurz vorher schrieb ich Alex und Clara die sich beide mal wieder überschlugen mit ihrer Sorge und mich zuhause erwarteten.
Clara steckte mich sofort in die Badewanne da ich immer noch nass und am Frieren war vom Regen.
Als ich im Wohnzimmer auf der Couch war erzählte ich ihnen die gleiche Story, die ich auch den Polizisten erzählt hatte und wieder einmal wusste ich nicht warum.

Ich wollte sie nicht in Gefahr bringen, nur weil ich nicht das erzählte, was der unbekannte Mann von mir wollte.
Mir war immer noch etwas schlecht und ich bat Alex dazu bleiben was für ihn eine Selbstverständlichkeit war.
Alex wickelte mich wie einen Borito in meine Bettdecke und deckte mich zu.
Er wich die ganze Nacht nicht mehr von meiner Seite und ließ mich leise in sein T-Shirt weinen, während ich mich ankuschelte.
Mein Hals schmerzte jedes Mal beim Schlucken doch nach kurzer Zeit schief ich nun endlich ein.

Nach langen Diskussionen mit Alex und Clara ging ich am nächsten Tag trotz allem zur Vorlesung.
Ich hatte an dem Tag Gott sei Dank nur drei und wollte nicht schon wieder fehlen.
In der Hoffnung so etwas Ablenkung von dem gestrigen Abend zu finden, suchte ich einen dünnen Rollkragen Pullover aus meinem Schrank, um die nun lila und blauen male an meinem Hals zu überdecken.
Ich nahm eine strake Schmertablette und musste zugeben das ich heute wirklich genauso aussah als hätte mich jemand gestern nachtversucht umzubringen.

Ich hatte dunkle Augenringe und meine Haut war blass.
Mein Handy hatte ich nach gestern Abend kontinuierlich ignoriert und das auch zu Recht.
Meine Mutter war das letzte was ich jetzt brauchte und das war nicht böse gemeint.
Selbst Logan hatte mich mehrfach versucht anzurufen was darauf hindeutete das Clara es ihm wohl erzählt hatte.
Es war doch schwieriger als vermutet die Vorlesungen durchzustehen und als die letzte endete lief ich so schnell ich konnte Richtung Bushaltestelle.

Mein Handy klingelte und ich sah auf dem Display, das es Logan war.
Ich überlegte kurz und sah dem Klingeln zu, ehe ich seufzte und dran ging.
„Hallo?" fragte ich noch immer heiser.
„Novalee dreh dich um und steig ein." Sagte er nur, ehe ich mich umdrehte und verwirrt umherschaute.
Logan stand mit seinem Auto in der Straße hinter mir.
„Was - „aber da legte er schon auf und ich ging zu ihm rüber.

Er ließ das Fenster runter und lehnte sich vor, um die Tür zu öffnen.
„Steig ein ich fahre dich nach Hause."
Ich wusste das eine Diskussion nicht viel brachte und um ehrlich zu sein war es mir heute wirklich lieber nicht mit dem Bus fahren zu müssen.

Wir schwiegen uns an, bis wir bei mir Zuhause ankamen.
„Ich komme noch mit hoch dann können wir reden." Sagte er nur.
„Worüber genau?" fragte ich ihn.
„Alles." Sagte er und spannte seinen Kiefer an.
Und im nächsten Moment war er auch schon ausgestiegen.
Wir saßen auf der Couch und ich trank eine dampfende Tasse Tee.
Logan schwieg und sah mir dabei zu wie ich an meinem Tee nippte, ehe er mir die Tasse aus der Hand nahm und sie auf den Tisch abstellte.

„Was war los gestern? Du bringst dich wirklich gerne in Schwierigkeiten, oder?"
Ich bekam ein komisches Gefühl und wusste nicht genau, ob ich Logan nicht doch besser erzählen sollte, was wirklich vorgefallen war.
„Ich hatte es zumindest nicht vor." Murmelte ich und sah ihm dabei in die Augen.
Er musterte mich intensiv und streckte dann eine Hand nach mir aus die sanft den Kragen meines Pullovers runterzog.
Sein Blick fiel auf meinen Hals und ich hätte schwören können das sich seine Augen verdunkelten.

„Erzähl es mir." Sagte er dunkel.

Ich zögerte einen Moment und sagte ihm dann das Gleiche was ich auch der Polizei erzählt hatte ich kam nicht ganz dazu wie Stephanie mich gefunden hatte da unterbrach er mich schon.

„Du lügst. So ist es nicht gewesen."

Ich erstarrte und wusste nicht was ich sagen sollte.
Mein Herz klopfte schneller und Logan rutschte näher auf der Couch zu mir.
Sein Duft nach Kiefern und Wald umhüllte mich wie eine Decke und seine dunkelblauen Augen bohrten sich in die meinen.
„Was meinst du genau? Wieso sollte ich das tun?" fragte ich und schluckte den Klos in meinem Hals herunter.
„Sag du es mir."
„Ich denke wir haben genug geredet." Sagte ich und wollte gerade aufstehen da hielt er mich an meinem Arm fest und zog mich näher zu sich.

Sein anderer Arm legte sich um mich und ich starrte nun in seine dunkelblauen Augen.
„Was genau willst du von mir hören? Was ist es das du eigentlich von mir willst?" fragte ich nun leise.
„Die Wahrheit. Dort in dieser Gasse ist weit aus mehr passiert als das eine Gruppe von betrunkenen oder Vandalen einen Mann ermordet hat. Ich merke es, wenn du lügst."
Ich blickte auf meine Hände die nervös am saum meines Pullovers spielten und wich damit seinem Blick aus.
„Das ist alles was ich dir dazu sagen kann."
„Kannst oder willst?" fragte er ruhig.
„Das Thema ist abgeschlossen. Sie werden die Täter noch finden. Es ist kompliziert."

„Wenn du meinst. Früher oder später werde ich es erfahren das weißt du hoffentlich."
Ich wusste das er recht hatte. Etwas sagte mir das es dort noch sehr viel mehr gab das selbst ich nicht einmal wusste.
„Hast du über das was ich dir gesagt habe nachgedacht?"
Ich wusste sofort, dass er unser kurzes Gespräch nach dem Kuss meinte und schüttelte zögerlich mit dem Kopf, doch eine Sekunde später seufzte ich und nickte.
„Schon irgendwie. Aber es hat sich nicht viel geändert. Du bist immer noch derselbe und ich werde nicht aus dir schlau."

Er zog mich, ohne zu zögern in seine Arme und ich erstarrte förmlich bei der Geste.
Ein Kribbeln durchzog mich am Körper und ich spürte, wie ich einmal tief einatmete und mein Herzschlag sich beruhigte.
Seine Hand schlang sich um meinen Nacken und er strich mit seinen Fingern langsam über meine Haut.
Plötzlich waren seine Lippen an meinem Ohr und er flüsterte mir etwas zu.
„Lass mich dir zeigen das ich auch anders sein kann."
Eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper und er lehnte sich zurück, um mir tief in die Augen zu sehen.

Im nächsten Moment lagen seine weichen Lippen auf meinen und ich ließ es zu.
Dieses Gefühl war unglaublich.
Ich konnte immer noch nicht glauben das Logan und ich uns küssten.

Schon wieder.

Und dass es sich so gut anfühlen würde.
Ich war der festen Überzeugung das zwischen uns keine Sympathie herrschte und es deswegen nie gut sein würde.

1343 Wörter
02.11.2021

Ein neues Kapitel 😊💫
Fleißig Voten bitte.
Über Kommentare freue ich mich umso mehr denn die helfen mir beim weiter Schreiben ✍

LG AUDINIA 🧡

The MATE of TWOWhere stories live. Discover now