36. Vergangenheit

32 4 1
                                    

Nach ein paar Minuten, in denen mir vorsichtig über den Rücken gestreichelt wird und mir beruhigende Worte zugeflüstert werden, beruhige ich mich immer mehr. Nachdem ich wieder normal Atmen kann und ich auch nicht mehr Weine, hebe ich langsam meinen Kopf an und schaue mit noch einem leichten Tränenschleier zu Seite, wobei ich sofort in die Augen von Kyung-won schaue. Etwas beschämt darüber, dass ich eine Panikattacke hatte schaue ich schnell wieder weg und wische mir über die Wangen, um die Spuren von meinen Tränen zu beseitigen.

>>Geht es wieder?<< fragt er mich mit einer so sanften Stimme, dass ich nicht einmal glaubte das er diese überhaupt besitzt.

Vorsichtig schau ich wieder in seine Richtung und nicke anschließend, um seine Frage zu beantworten.

>>Am besten ist es, wenn du dich etwas hinlegst und versuchst zu schlafen.<< erklärt er mir, wobei er sich vom Bett erhebt und mir Andeutungen macht mich hinzulegen. Ich schüttel jedoch nur mit dem Kopf und erwider nur, dass er es viel nötiger hat zu schlafen, woraufhin er sich verlegen am Kopf kratzt.

>>Woojin hat vorhin gesagt, dass du nicht schlafen konntest. Wieso?<<

>>Ich-mhm in letzter Zeit war es echt stressig.<< erklärt er mir, wobei ich ihm das nicht wirklich abkaufe, da er sich wieder am Kopf kratzt und in eine andere Richtung schaut.

>>Na los, leg dich hin und schlaf etwas.<< vordert er mich wieder auf, wobei er mich an der Schulter leicht nach unten drückt und mich dann richtig zudeckt.

Gerade als er sich von mir entfernt und sich in Richtung Tür bewegen möchte, packe ihn ihn schnell am Handgelenk, um ihn davon abzuhalten zu gehen, wobei ich nicht ganz weiß, woher dieses Gefühl kommt, ihm irgendwie Nahe sein zu wollen. Erschrocken von mir selber möchte ich in schon wieder los lassen, da dreht er sich jedoch langsam zu mir um und schaut dabei erst auf meine Hand und danach wandern seine Augen zu meinem Gesicht, wo sie bei meinen Augen ein paar Sekunden verweilen, weshalb ich es doch nicht schaffe meine Hand von seinem Gelenk zu lösen. Nach ein paar Sekunden löst er jedoch den Blickkontakt und plötzlich spüre ich seine andere Hand auf meiner, welche vorsichtig meine Hand von seinem Gelenk löst. Ein Mischung aus leere und enttäuschung überrollt mich plötzlich, wobei ich mich schon darauf einstellen, dass er sich umdreht und geht. Jedoch hebt er in genau diesem Moment die Decke an, zieht seine Schuhe aus und schaut mich kurz eindringlich an. Sofort rutsche ich etwas zur Seite, woraufhin er sich dann zu mir legt und mich kurz auf eine liebevolle Art musstert. Langsam hebt er seinen Arm an und legt ihn hinter meinen Kopf, kurz überleg ich, was er genau damit erzielen möchte. Anscheinend bemerkt er das ich nicht genau was ich machen soll, weshalb er seine Hand anhebt, sie an meinen Kopf vorsichtig an meinen Kopf legt und leicht zu sich drückt, sodass ich vorsichtig meinen Kopf auf seine Brust lege. Gänsehaut breitet sich auf meinem ganzen Körper aus, sowie ein gefühl von Geborgenheit. Gerade als ich denke, dass seine Hand verschwindet, streichelt seine Hand plötzlich meinen Kopf, was ein wolliges Gefühl in mir auslöst.

>>Ich hab vorhin gelogen. Also das mit dem, dass es in letzter Zeit stressig war. Der Eigentliche Grund, weshalb ich nicht schlafen konnte...warst du.<< flüstert er gegen meinen Kopf, wobei ich merke, dass es ihm schwerfällt, diese Worte auszusprechen.

>>Ich hatte Angst um dich, weshalb ich die letzten Tage ständig bei dir war und somit nicht schlafen konnte, aus Angst dir könnte es schlechter gehen und ich würde es nicht mitbekommen.<<

>>Wieso?<<

>>Wieso was?<< fragt er mich, wobei er etwas seine Stirn runzelte, als ich kurz zu ihm rauf schaue.

>>Naja, wieso hast du es getan? Ich dachte du magst mich nicht.<<

>>Wie kommst du darauf?<<

>>Naja, als es mir nicht gut ging und du auf mich aufgepasst hast, hast du mich einfach rausgeschmissen und mich daraufhin auch die restlichen Tage lang ignoriert.<< erkläre ich Wahrheitsgemäß, woraufhin von ihm nur ein säuftzen zu hören ist.

Minuten vergehen, in denen keiner von uns beiden etwas sagt, wobei ich jedoch sein sein Herz schneller Schlagen höre.

>>Ich wollte dich Hassen, doch als ich erfahren habe, dass du nachdem Einsatzt immer noch nicht wiedergekommen bist ist mir selber, als auch von den anderen erst richtig klar geworden, dass ich dich mag, auch wenn ich es nicht möchte. Als ich zur Wehrpflicht mit neunzehn gegangen bin, war mir klar, dass ich dies länger machen würde, als nur die Zeit der Wehrpflicht. Eigentlich war mir dass schon als ich noch klein war klar. Jedoch habe ich zu mir selbst gesagt, solange ich das machen werde, ich keine Beziehung anfangen möchte. Und dann kamst du und hast meine Prinzipien umgeschmissen.<< erklärt er mir.

Kurz sage ich nichts dazu, da ich erstmal verstehen muss, was er gesagt hat. Hat er gerade indirekt gesagt, dass er mich mag? Mal wieder breitet sich ein wolliges gefühl in mir aus. Kurz überlege ich, was ich darauf antworten könnte, da stellt sich mir plötzlich die Frage, weshalb er keine Beziehung eingehen möchte. Ich überlege nochmal kurz, ob ich wirklich nachfragen sollte, da ich weiß, dass er nicht so gerne von sich erzählt, doch meine Neugierde ist größer, weshalb ich es dann doch tue.
Mal wieder dauert es einen Moment, bis er sich jedoch doch dazu entschließt mir zu antworten.

>>Mein Vater war beim Militär gewesen. Er wurde ins Kriegsgebiet geschickt, wo er drei Monate später im Krieg verstarb. Als mein Vater starb war ich vierzehn gewesen und meine Mutter war mit meiner Schwester Schwanger. Er war damals derjenige gewesen, der das Geld verdient hat. Dadurch das meine Mutter Schwanger war könnte sie nicht arbeiten und das Geld was wir vom Militär bekommen haben hat auf längere Zeit nicht gereicht, weshalb ich angefangen habe zu arbeiten, um meiner Mutter zu helfen. Ich habe mir vorgenommen in die Fußstapfen meines Vaters zu tretten, jedoch habe ich zu mir gesagt, dass ich keine Familie gründen möchte, solange ich beim Militär sein werde, einfach aus dem Grund, dass ich niemanden in diese Situation bringen möchte, wie es uns damals passiert ist.<<

Geschockt und traurig zugleich davon, was er mir gerade erzählt hat, lege ich meine Hand auf seine Brust und flüster ein leises 'Das tut mir leid' zu, da ich erhlich gesagt etwas überfordert mit der Situation in dem Moment bin. Außerdem war ich noch nie besonders gut darin gewesen, Leute in meinem Umfeld aufzumuntern, da ich immer Angst habe etwas zu sagen, was die Person vielleicht noch mehr verletzen könnte. Minuten, wenn nicht sogar Stunden vergehen, in denen wir dicht aneinander gekuschelt liegen und keiner von uns beiden etwas sagt. Ab und zu strechel ich vorsichtig mit meiner Hand über seine Brust, wobei ich ständig an seine Worte denken muss, während er die ganze Zeit über meinen Kopf streichelt.

----------------------------------------

Between us Where stories live. Discover now