𝚔𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 8.2

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3. März 13:54 Uhr, Highschool, Halcolne

„Was soll das?", fragte ich, bereit in jeder Sekunde meine Nerven zu verlieren und meinen letzten Schuss zu vergeuden. „Wer ist das, Jane?"

„Das... ist mein Vater", antwortete sie und blickte mich schuldbewusst an. „Und? Was will er um diese Uhrzeit von dir? Wir hätten doch noch Unterricht?" Langsam zitterte die Hand, in der sich meine Waffe befand, sodass sie in jeder Sekunde zu Boden fallen könnte. Was hatte das alles zu bedeuten?

Jane senkte ihren Blick, als wäre es ihr unangenehm, mir die Antwort zu geben. Ihre blondes Seitenhaar hüllte sich über ihr Gesicht, sodass ich kaum erkennen konnte, was sich in ihren Augen abspielte. Dabei musste ich in diesen Augen sehen, dass es nichts Schlimmes war. „Er wird wissen, was hier los ist... Er ist Polizist."

„Wie bitte?", fragte ich, als hätte ich mich gerade verhört. Das konnte nicht wahr sein. Hatte sie mir etwa die ganze Zeit etwas vorgespielt?

„Er ist Polizist", wiederholte Jane trotzdem. Ich hatte mich nicht verhört. Auch wenn mir das lieber gewesen wäre.

Ich versuchte, ruhig zu atmen. Der Anruf war inzwischen vorüber. Doch bereits wenige Sekunden später klingelte Janes Handy erneut.

„Willst du mich verarschen? Hast du mir nur was vorgemacht, damit mich die scheiß Polizisten besser finden? War das ausgemacht, oder was?" Die Verzweiflung machte sich in mir breit und ich konnte ein Schreien kaum noch unterdrücken. Ich strapazierte damit meine Stimmbänder in die Unendlichkeit, sodass mein Hals zu schmerzen begann.

Um einen Zusammenbruch zu verhindern, hielt ich mich im Türrahmen der Toilette fest. Fast wären wir aus dem Toilettenraum in die Schule zurückgegangen. Wer wusste schon, wo die ganzen Polizisten verteilt waren. Seit ich wusste, was hier gespielt wurde, gab es keinen Zweifel mehr daran, dass draußen vor dem Gebäude irgendwelche Leute nur auf mich warteten. Wenn ich Pech hatte, waren sie schon in der Schule und suchten jedes Zimmer und jeden Winkel nach Jane und mir ab.

„Erklär es mir, bitte!", schrie ich sie an, worauf sie sofort zusammenzuckte und das Handy fallen ließ. „Ich hab dir nichts vorgemacht!", rief sie mir aufgebracht entgegen. „Wieso auch? Wie sollte das denn geplant gewesen sein? Du musst mir glauben!"

„Wie soll ich dir noch glauben?", fragte ich stattdessen, unfähig, mir eine Meinung zu bilden. Es war, als wäre die wenige Hoffnung auf Freiheit, die ich mir noch gemacht hatte, mit einem einzigen Knall verschwunden.

„Ich verspreche dir, dass ich nichts von dem Anruf weiß. Du kannst rangehen, wenn du möchtest. Aber viele Möglichkeiten bleiben uns bestimmt nicht mehr."

„Geh du ran", forderte ich sie auf. Meine Emotionen hatte ich abgeschaltet. Auch wenn ich für Jane etwas empfinden sollte, war das nun Nebensache. Es zählte nur, dass ich irgendwie aus dieser Sache herauskam. Und dafür war mir im Moment jedes erdenkliche Mittel recht.

____𝚗𝚎𝚞𝚗𝚞𝚑𝚛𝚣𝚠𝚊𝚗𝚣𝚒𝚐.Where stories live. Discover now