𝚔𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 9.3

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3. März 14:24 Uhr, Highschool, Halcolne

Sienna. Da war Sienna. Meine Schwester. Augenblicklich hörte ich auf, darüber nachzudenken, wie ich Jane und gleichzeitig auch mich in Sicherheit bringen könnte und fokussierte mich einzig und allein auf Sienna. Was wollte sie hier?

„Alice!", kreischte sie erneut und drängte sich durch die Menge, die ihr augenblicklich Platz machte. Vor der Treppe, die hoch zum Gebäude führte, machte sie Halt. „Was machst du da? Hör damit auf!"

„Wieso sollte ich?", rief ich zurück. „Ich hab eh schon alles verloren. Also kommt es auf mehr oder weniger Leid nicht mehr an." Natürlich war mir Jane nicht egal. Auch wenn es in diesem Moment so rüberkam. Aber wenn man mich zu Entscheidungen drängte, dann kam wieder dieses elendige Biest aus mir heraus. Das Biest, das mich auch zu diesem Amoklauf getrieben hatte.

„Aber was hat sie dir denn getan, dass du sie töten willst?", wollte Sienna von mir wissen und zeigte mir damit, was ich eigentlich angerichtet hatte. Ich war ein Monster. Ich war eine schreckliche Person.

Jane hatte das nicht verdient. Also hob ich die Pistole in die Luft und von ihr weg. Jane wandte sich zu mir um. Sie wusste, was nun geschehen würde. „Geh, Jane", sagte ich zu ihr, um sie zu schützen.

„Nein, ich bleibe bei dir!", erwiderte sie und weigerte sich, aufzustehen. „Geh oder ich schieße wirklich." Demonstrativ senkte ich die Waffe wieder und tat so, als würde ich zielen. Sienna war nun da, die Jane an die Hand nahm und von mir wegbrachte. Sie rannte zu ihrem Vater, um sich bei ihm zu verstecken. Sie drückte ihren Kopf gegen seine Schulter, um nicht mitansehen zu müssen, was jetzt geschah.

Ich blickte ein letztes Mal zu diesem Mann, der der Vater einer wundervollen Tochter war. Er sah durch seine Brille zu mir zurück und wagte es allerdings nicht, etwas zu sagen. Er beobachtete mich und jeden meiner Schritte ganz genau.

Sienna wollte sich bereits wieder auf mich zu bewegen, was vermutlich der Grund war, weshalb die Einsatzkräfte nicht auf mich schossen. „Alice", begann sie. Wieder stand sie vor der Treppe.

„Geh, Sienna", riet ich ihr. Sie sollte das, was jetzt passieren würde, nicht auch noch sehen müssen. Ebenso wie Jane hatte sie es nicht verdient.

So entschlossen war ich noch nie in meinem ganzen Leben gewesen. Und so entschlossen würde ich nie wieder in meinem Leben sein.

Langsam bewegte sich meine Hand zu meinem Kopf. Der Auslöser war ganz nah. Ich musste nur drücken.

Alle Umstehenden waren ganz entsetzt. Genauso wie sie entsetzt waren, als ich heute erstmals zurückgeschlagen habe. Doch nun war es vorbei.

„Das Einzige, was ich bereue, ist es verfehlt zu haben, was ich mir vorgenommen habe. Ich hätte euch alle mit ins Verderben ziehen sollen. Ihr hättet es verdient mit mir zu sterben. Aber egal. Früher oder später sehen wir uns alle in der Hölle wieder."

Ich brachte es über mich, meinen Lippen einen letztes, bösartiges Lächeln abzuringen, bevor ich auf den Auslöser drückte.

____𝚗𝚎𝚞𝚗𝚞𝚑𝚛𝚣𝚠𝚊𝚗𝚣𝚒𝚐.Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang