28 | Krankenschwester Hannah.

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"Du musst stillhalten." Konzentriert wasche ich ihm mit zittrigen Händen das Blut aus seinem Gesicht. Daniel hat seine Augen geschlossen. Ein kurzes Schmunzeln huscht über sein schönes Gesicht, das durch das Blut total wild wirkt. Und erschreckenderweise sehr anziehend. Aber das könnte auch an unserer Nähe liegen. Ich stehe zwischen seinen Beinen, seine Hände ruhen zwar auf seinen Oberschenkeln, aber berühren auch die meinigen. Er hat seine Augen zwar geschlossen, aber dennoch habe ich das Gefühl, er bemerkt jede Körperregung meinerseits. Angestrengt versuche ich, mein Zittern zu unterdrücken. Seine langen Wimpern sind beneidenswert. Und ich kann nicht aufhören, seinen Mund anzustarren. Wir befinden uns in seinem Badezimmer. Daniel sitzt auf dem Rand der Badewanne der an einigen Stellen ein bisschen abgeschabt ist. Die Lüftung quietscht und lässt mich immer wieder kurz zusammenzucken. Ich mache den Waschlappen sauber und streife dabei das Glas in dem Zahnbürste und Zahnpasta stehen. Gerade noch kann ich verhindern, dass es umfällt - erreiche aber damit nur, dass der Seifenspender mit der blauen Seife umkippt und laut scheppernd in das Waschbecken fällt.

Daniel bricht in schallendes Lachen aus und sieht mich belustigt an. Schmollend drehe ich mich von ihm weg und stelle den Seifenspender wieder an seinen Platz. Wir tauschen Blicke im Spiegel ehe er seine Augen wieder langsam schließt. Ich starre ihn an und kann ein Seufzen gerade noch unterdrücken.

Konzentriere dich, Hannah. Hör auf, ihn so anzustarren. Er ist doch kein Ausstellungsstück! Es ist nur schwer, ihn nicht anzustarren. Ihm so nah zu sein. Dieser ständiger Drang ihn zu küssen. Meine Finger berühren immer wieder seine Haut, sie ist weich bis auf seinen Dreitagebart.

Ich sprühe Desinfektionsmittel auf seine Wunden und klebe anschließend vorsichtig Pfaster darauf. Daniel zuckt nicht unter meinen Berührungen zusammen, was schon mal ein gutes Zeichen ist. Vielleicht hat er auch einfach kein Schmerzgefühl. Oder er ist ein Superheld und empfindet nicht so intensiven Schmerz. Hannah, du bist bescheuert. Ich kann es nur wiederholen.

"Fertig", sage ich leise und räume die Pflaster zurück in die Schachtel. Der Karton ist kalt und glatt unter meinen Fingern.

Daniel schlägt die Augen auf und fixiert mich mit seinem Blick an Ort und Stelle. Seine Augen sind wogende Seen die mich im Sturm hin- und herwirbeln.

"Danke, Frau Krankenschwester." Das Lächeln auf seinem Gesicht lässt seine Augen noch intensiver funkeln. Das Fenster im Badezimmer ist geöffnet. Die frische Luft lässt mich frösteln.

"Deine Wunden sind nicht allzu groß, also müsste es reichen wie ich es dir mache."

Er lacht ein raues, kehliges Lachen. "Wie du es mir machst. Verstehe."

Ich rolle mit den Augen und seufze. Gespielt genervt schlage ich ihm leicht auf den Oberschenkel. Schnell greift er nach meiner Hand und hält sie fest.

Sein Grinsen ist ansteckend und auch wenn ich versuche, meines zu unterdrücken, es möchte mir nicht so recht gelingen.

"Du bist unmöglich, Daniel", flüstere ich. Sein Daumen fährt über meinen Handrücken und diese kleinen Bewegungen bringen mich gänzlich aus dem Konzept. So viel Zärtlichkeit und Nähe sind vollkommen ungewohnt. Daniel schluckt und zieht mich dann zu sich. Nah. So nah, dass unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander getrennt sind. Ich kann nichts anderes tun als ihn anzustarren. Seine blauen Augen, die mich an Meere erinnern und mich vom Festland wegziehen. Seine weichen Lippen, die mich schon einmal geküsst haben und an die ich seitdem immer wieder denken muss. Vor allem wenn ich ihm so nah bin wie es jetzt gerade der Fall ist.

Von Pizza & Badboys | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt