50 | Epilog

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┊┊Paramore: The Only Exception┊┊


Der Bass wummert unter meinen Füßen und lässt mich zittern. Er fährt durch meinen ganzen Körper und lässt mich beinahe fliegen. Auf der Tanzfläche bewegen sich die Besucher des Clubs zum Beat des Liedes und lassen sich von der Musik davontragen. Ich bemerke Idas Blick und wende mich ihr zu. Sie lächelt und atmet tief ein. Meine Hand sucht ihre und drückt sie. Sie erwidert die Geste und sieht sich anschließend suchend im Club um. Es ist schwierig, wenn man relativ klein ist, den Überblick zu haben. Ich kenne das, glaubt mir. Ida springt immer wieder in die Luft, wie ein kleiner Flummi und sucht nach Max.

"Wo sind sie denn?", möchte sie wissen. Doch als Antwort kann ich leider auch nur meine Schultern zucken.

"Wollen wir uns was zu Trinken holen?", frage ich sie und zerre sie gleichzeitig mit mir mit an die dezent beleuchtete Bar. "Die anderen tauchen irgendwann schon noch auf", füge ich hinzu und sehe mich noch einmal kurz um.

Ida nickt und wir bestellen uns beide jeweils Gin Tonic. Ich liebe den Geschmack des bitteren Tonics der sich mit dem Gin mischt. Gerade rühre ich in dem durchsichtigen Getränk um und lasse die Eiswürfel gegen das Glas knallen, als Ida aufschreit und anschließend in schallendes Lachen ausbricht. Max steht hinter ihr und schlingt die Arme um sie. Mir wird warm um mein Herz, meine beste Freundin so zu sehen. Und auch, dass Max so glücklich ist, freut mich. Er ist mir, wie Felix und Tom, in den letzten Monaten extrem ans Herz gewachsen. Die Sache auf der Hütte hat uns alle zusammengeschweißt. Kaum zu glauben, dass das schon wieder Monate her ist und wir inzwischen fast vor dem Sommer stehen. Gott sei Dank - der Frühling und seine Pollen bringen mich noch um den Verstand.

Das Ding ist: Manchmal muss man durch die Dunkelheit gehen und durch die vollkommene Dunkelheit schreiten. Ohne Licht, ohne Sterne, ohne einen Kompass, ohne irgendeine Hilfe. Und dann gibt es auf diesem Weg kleine Glühwürmchen, die dir den Weg erhellen. Die dir helfen, die Dunkelheit zu überstehen und zu bekämpfen. Glühwürmchen, die sich nicht vertreiben lassen, egal, wie dunkel es auch ist. Das sind Freunde.

Wo Daniel wohl ist? Ich werfe einen Blick auf die Tanzfläche, kann Daniel aber nirgendwo entdecken.

"Hannah", raunt Ida mir ins Ohr und nickt hinter mich.

Ich drehe mich um und da steht er. Beleuchtet vom blauen Licht der Strahler an der Decke sieht er aus wie ein Engel. Das Licht tanzt in seinem Gesicht und beleuchtet es so intensiv, dass ich nicht aufhören kann ihn anzustarren. Er mustert mich, von oben bis unten. Mir wird warm und ich kann nicht verhindern, dass ich rot werde. Noch immer macht mich seine Anwesenheit komplett verrückt. Ich kann nicht fassen, dass dieser Mann sich für mich entschieden hat; dass wir den ganzen Scheiß hinter uns gelassen haben und wieder zueinander gefunden haben.

Daniel lächelt und kommt mir langsam näher. Mein Herz hüpft zum Takt des Liedes, das aus den Boxen schallt. Nervös zupfe ich mein schwarzes Kleid zurecht. Der Ring den er mir auf dem Weihnachtsmarkt geschenkt hat, ist mein Lieblingsaccessoire. Es vergeht kein Tag an dem ich ihn nicht trage. Ich gehe ihm langsam entgegen.

"Hallo, Hannah." Daniel wispert in mein Ohr und ich kann ihn kaum verstehen.

"Hallo, Daniel", entgegne ich. Ich bin nervös und schlucke aufgeregt.

Daniel nimmt meine Hand, streichelt sie kurz und legt sie schließlich in seinen Nacken. Das Gleiche macht er mit meiner anderen Hand. Er selbst legt seine Hände an meine Taille und wippt sich mit mir zum Takt der Musik.

Meine Augen schließen sich irgendwann wie von selbst, als ich mich gegen seine Brust sinken lasse. Er schlingt die Arme um mich und so stehen wir da. Mitten im Club und halten uns fest. Schließlich löse ich mich wieder von ihm und sehe ihn an. Sehe ihm in die Augen und versinke darin. Mein Blick wandert über seine perfekten Wangenknochen zu seinem Mund, der sich gerade wieder zu einem Lächeln verzieht. Sanft fahre ich mit meinen Händen sein Gesicht nach, als er mich noch näher an sich zieht und mich küsst. Vorsichtig, zärtlich und unglaublich liebevoll. So liebevoll, dass mir ganz schwindelig ist. Es ist die Art von Kuss, die einem den Atem raubt und bei dem man hofft, dass er nie endet.

"Ich liebe dich, Hannah." Daniel sieht mir in die Augen und legt all seine Gefühle in diesen Blick.

"Ich liebe dich", erwidere ich und küsse ihn erneut. Aus den Schmetterlingen in meinem Bauch wird ein ganzer Bienenschwarm und ich dränge mich an ihn.

Als wir uns kennengelernt haben hätte ich nie gedacht, dass er derjenige sein würde, der meine Mauern durchdringt; der mir zeigt, dass es Liebe doch gibt - für jeden von uns. Ich hätte niemals geglaubt, dass Liebe gut ist. Und ich bin froh, dass Daniel mir wieder die Hoffnung geschenkt hat. Und den Glauben an die Liebe. Ich habe lange nicht mehr an die Liebe geglaubt. Denn es gibt Momente und Menschen, die einen genau diesen Glauben nehmen. Den Glauben an die Liebe, an das Gute. Aber egal wie dunkel die Nacht ist - der Morgen kommt und es wird gut. Alles wird gut. Wenn man daran festhält, dann passiert es auch. Man darf nur nicht aufgeben. Niemals.


Im Leben trifft man auf viele Mensche. Menschen, die einen ein Stück lang begleiten. Manche Menschen sind ein Geschenk, andere eine Probe. Und dann gibt es Ausnahmen. Menschen, die die eigene Welt komplett auf den Kopf stellen und durcheinanderwirbeln. Wie ein Wind. Wie eine perfekte Pizza. Menschen, die einem zeigen, dass man Sichtweisen und Gefühle auch ändern kann. Jeder Mensch hat in seinem Leben so eine Ausnahme. Daniel ist meine.



Ich sehe in die Runde und blicke in die Gesichter meiner Freunde. Sie unterhalten sich angeregt miteinander, doch ich genieße es, einfach nur dabeizusitzen und ihnen zuzuhören. Ich habe mich noch nie so zugehörig gefühlt wie heute. Daniel unterhält sich mit Max, sie diskutieren über Bremsscheiben für Autos und das Thema könnte für mich nicht langweilliger sein. Aber Daniel hält meine Hand fest, wie ein Anker inmitten der wogenden See. Und ich weiß, dass ich nirgendwo sicherer bin als hier, bei ihm.

Und daran wird sich auch nie wieder etwas ändern.

Von Pizza & Badboys | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt