4. Antwort

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Bettyyyy!!!

Endlich einmal habe ich ganz viel zu berichten und vor allem habe ich wahnsinnig viel Positives zu erzählen.

Freust du dich? Ich hoffe doch!

Mit deiner vierten Challenge hast du jedenfalls absolut ins Schwarze getroffen, auch wenn ich wirklich mehr Glück hatte als Verstand, aber dennoch möchte ich mich hierfür einmal ganz herzlich bei dir bedanken, denn ich weiß, ohne dich hätte ich diesen Punkt in meinem Leben nie erreicht - niemals.

Ich liebe dich dafür! Ich liebe dich für so vieles. Du bist einfach toll Betty, du bist so unglaublich toll. Ich vermisse dich!

Ich habe Milena besucht und ich hatte sie wirklich noch gut in Erinnerung, aber hat sie tatsächlich schon damals so grausam viel geredet wie jetzt? Das ist ja schlimm, meine Güte Betty, das ist schlimmer als bei dir, noch dazu kommt, dass sie absolute zusammenhanglose Gedankensprünge besitzt, vor denen sie sich nicht scheut, sie in das Gespräch mit einfließen zu lassen. Außerdem kann ich sie ja nicht unterbrechen und das kann einem wirklich auf die Nerven gehen. Sie ist anstrengend, nicht minder anstrengend als du, aber eben anstrengend.

Eigentlich ist es exakt eine Viertelstunde, von der es sich lohnt zu berichten, weil der Rest absolut unspektakulär war, aber in jener Viertelstunde ist vermutlich mehr passiert als seit deinem Tod und ich hoffe ich kann hier nur annähernd realitätsgetreu wiedergeben was vorgefallen ist.

Fangen wir an.

Ich habe ihn wieder getroffen!!!

Ich kann nicht glauben, dass er da einfach so saß, auf Milenas Bett. Ich kann nicht glauben, dass er ihr Bruder ist, ich kann nicht glauben, dass ausgerechnet dieser Junge mich gerettet hat.

Ich kann es einfach nicht fassen.

Ich glaube ich habe im letzten Brief ganz vergessen zu erwähnen, dass wir uns währen der Rettungsaktion gar nicht unterhalten haben, nicht durch gesprochene Worte jedenfalls, wir haben geschrieben, auf seinem Handy. Ich habe es als unwichtig erachtet, irgendwie verdrängt, bin vielleicht auch davon ausgegangen, dass er diese Maßnahme für mich ergriffen hat. Dem war nicht so, Mensch Betty, dieser Junge ist taubstumm. Er kann nicht hören und nicht sprechen und dementsprechend ist es ihm vollkommen egal, ob ich genau diese Fähigkeiten nun beherrsche oder nicht. Ich habe wahrhaftig einen Menschen getroffen, der nicht verlangt, dass ich mit ihm rede und ich kann nicht in Worte fassen wie dankbar ich dafür bin. Unendlich dankbar.

Jedenfalls hat Doktor Redcliff uns Papier gebracht und wir haben dort eine geschriebene Unterhaltung geführt, während Milena ständig gequasselt hat und gleichzeitig irgendwie mit ihrem Bruder durch Gebärdensprache kommunizierte. Ziemlich schnell haben ihr die Ärzte dann aber ein Beruhigungsmittel verabreicht und sie ist eingeschlafen.

Ein geschriebenes Gespräch hat so einige Vorteile. Wir haben die schlafende Milena nicht gestört und vor allem, habe ich es hier vor mir liegen, wortwörtlich, denn nachdem Philipp, so heißt ihr Bruder, gegangen ist, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, das Papier mit unseren Aufzeichnungen mitgehen zu lassen, extra für dich wohl bemerkt und genau aus diesem Grund will ich es dir hier jetzt einfach beilegen.

Mich würde ehrlich brennend interessieren, was genau du zu diesem Gespräch zu sagen hast. Es ist deutlich schwerer sich über das Schreiben kennen zu lernen und erfordert jede Menge Zeit, aber Philipp ist mir nicht nur wegen der Rettungsaktion total sympathisch, ich finde er macht auch durch das was er da schreibt einen wirklich netten Eindruck.

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