Tag Drei

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Es dauert zwei weitere Tage, bis ich den scheinbar unbesiegbaren Typen wieder in den Kampfring gehen sehe. Wahrscheinlich hatte er sich ausgeruht und sich die Tage freigenommen. Ich hatte mich bereits gefragt, ob er nie mehr kommen würde und war schon enttäuscht. Immerhin hatte ich selbst noch nie erlebt, dass die Besucher dieser Events so voller Energie mitfieberten.

Dennoch freue ich mich komischer Weise, ihn wieder zu sehen. Ich hatte nicht gewusst, dass er heute kämpfte, weshalb es mich überraschte, als er durch das Tor kam und in den Ring lief.

Der Ablauf ist wie jedes Mal der Gleiche.
Gespannt lehne ich mich an das Gerüst und sehe von oben herab.
Es dauert nicht lange, da schweift sein Blick auf dem Weg in den menschlich gebildeten Ring kurz nach oben.
Zuerst schien es, als hätte er meine Anwesenheit selbst nicht erwartet, weshalb er direkt wieder weg sehen möchte. Als er jedoch bemerkt, dass ich anwesend bin, stellt er noch einmal Blickkontakt her.

Ich denke nicht nach und lächle ihn sofort an. Mein Denkvermögen scheint komplett ausgeschaltet zu sein, wenn ich ihn ansehe, was mir im Nachhinein selbst peinlich ist.
Immerhin ist er nur ein Kämpfer, der anscheinend meine Anwesenheit bemerkt hat. Ich sollte mir nichts einbilden. Wahrscheinlich glaubt er selbst, dass ich ein Freak bin, der sich abseits und ständig im Hintergrund aufhält.
Vielleicht machte er sich somit auch nur lustig über mich und ich konnte es nicht sehen.
Oder bildete ich mir das nur ein?

Ich schüttelte die Gedanken ab und fokussiere mich wieder auf das Geschehen unter mir

Der mir noch immer unbekannte Kämpfer wurde von den den Menschen in die Mitte des Kreises gedrängt und brach den Blickkontakt zu mir ab.
Es sollte auch besser so sein, denn der Kampf begann sofort.

Auch heute fieberte ich mit, doch nicht wie ich es normalerweise tat.
Normalerweise war ich immer unparteiisch und wartete den Kampf ab, ohne für einen bestimmten Kämpfer zu stimmten.
Dieses Mal hoffte ich jedoch, dass der mir Unbekannte mit dem ich wenige Augenblicke geteilt hatte, gewinnen wird.

Bei jedem Schlag, den er bei seinem Gegner landete, erwischte ich mich selbst dabei, wie ich jubelnd die Faust hob.
Immer und immer mehr steigere ich mich also jetzt in den Kampf und beginne sogar ab und zu laut Kommentare zu rufen. Mir ist klar, dass unten niemand auch nur annähernd versteht, was ich rufe, doch es scheint mir so besser zu sein.

Belanglose rufe halfen niemandem beim Kampf. Es ist mir bewusst, da ich selbst einmal an Kämpfen teilgenommen hatte. Damals konnte ich im Kreis hören, wie Menschen, deren Namen ich nicht einmal kannte, mir Tipps zuriefen oder stumpfe Kommentare abgaben.

Mit einem Upper Cut knockt der mir noch immer unbekannte Kämpfer seinem Gegner aus und die Menge beginnt zu jubeln.
Auch ich stehe auf und klettere vom Gerüst, um das erste mal mit den Menschen den Gewinner zu feiern.
Wie von einem Magneten angezogen werde ich in die Menschenmenge gezogen und von deren Atmosphäre angesteckt.
Ich ertappe mich selbst das erste mal dabei, wie ich mit ihnen juble.

Und ehe ich mich versehe, stehe ich vollkommen überrumpelt und unvorbereitet vor dem Gewinner des Kampfes, der von vielen umringt immer wieder anerkennend auf die Schulter geklopft wird.

Es fühlt sich so an, als würde die Zeit stillstehen, denn ich blende alles andere aus.
Ohne es zu kontrollieren lächle ich ihn an, was er erwidert.
„Guter Kampf.", sage ich etwas unbeholfen.
„Dankeschön.", antwortet er und mustert mich für einen Augenblick.

Ich möchte noch etwas erwidern, doch bereits nach wenigen Sekunden wird seine Aufmerksamkeit von den vielen anderen Menschen in Anspruch genommen und er verschwindet aus meinem Sichtfeld.

Alles, was ich jemals wollte. (Farid Bang FF) Where stories live. Discover now