Tag Neun

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Es ist bereits Mittag, als ich Schritte höre, die in das Wohnzimmer führen.
Ich konnte die gesamte Nacht nicht schlafen und hatte mich deshalb auf mein Sofa gesetzt, um dort etwas Fern zu sehen. In den frühen Morgenstunden bin ich wahrscheinlich eingeschlafen, war aber hellwach, als ich Geräusche vernahm.

Verschlafen schoss ich auf und sah mich um. Meine schnelle Reaktion hatte mein Gegenüber offensichtlich selbst nicht erwartet, da er nun zusammenzuckt.

„Verdammt ... du hast mich drangekriegt.", sagt Farid erleichtert, als er sieht wer ich bin.
„Ich glaube es ist eher anders herum.", kommentiere ich vorsichtig und stehe auf.
Müde reibe ich mir den letzten Schlaf aus den Augen und gehe auf ihn zu, um mir seinen Zustand genauer anzusehen.

Sein Gesicht ist schon gut abgeschwollen und durch mein schnelles Eingreifen konnte die Platzwunde sich bereits schließen und begann damit sich durch das eigene Immunsystem selbst zu heilen.

„Wie geht es dir?", frage ich, um nicht nur schweigend sein Gesicht zu betrachten.
„Ist es so schlimm?", hinterfragt Farid meine Mimik und ich schüttle den Kopf.
„Nein. Gestern. Da war es schlimm. Aber dafür habe ich gesorgt.", entgegne ich, bevor ich ihm direkt in die Augen sehe. „Komm' ich mach' dir was zum Frühstück und dann lass' ich dich in Ruhe."

Ich laufe ohne eine Antwort zu erwarten durch das Wohnzimmer in meine Küche, die direkt daran anschließt.

„Ich wusste gar nicht, dass du so ein verdammt krasses Haus hast.", betont Farid, als dieser mir langsam folgt und sich umsieht.
Ich beobachte ihn kurz. „Das ist nicht allein mein Verdienst. Du kannst denken von mir was du willst. Das Haus haben meine Eltern gezahlt, jetzt sorge ich nur noch um die Erhaltungskosten. Aber glaub nicht, dass ich es leicht habe. Nicht alles ist Gold was glänzt. Und erst recht nicht in meinem Familienkreis.", antworte ich und hoffe, dass er mich versteht.

Um das Thema schnell zu wechseln, hänge ich eine weitere Frage nach. „Willst du Rührei? Außerdem hätte ich hier Orangensaft. Aber du kannst hier auch noch einen Proteinshake haben. Davon hab' ich genug."
Farid setzt sich mit einem Grinsen an die Theke, die der einer Bar ähnelt und beobachtet mich dabei, als ich eine Pfanne aus einem der Schränke hole und den Kühlschrank öffne.

„Ich hab' schon bemerkt, dass du selbst trainierst. Also ja, bitte.", antwortet er und verschränkt seine Unterarme auf dem Tisch.
Ich stelle ein Glas und einen Teller vor ihn, bevor ich anschließend Orangensaft aus dem Kühlschrank hole, den ich ebenso neben ihn stelle.
„Wie ist's mit den Schmerzen?", frage ich während ich den Herd erhitze und die Eierschachtel daneben stelle.
Während ich also warte mache ich für uns beide auch noch einen Proteinshake.

„Ist Okey. Ich hab' schon schlimmeres erlebt. Da hat mir keiner geholfen. Also Danke dafür. Ich weiß das alles hier sehr zu schätzen." Zur Demonstration sieht er sich um und anschließend wieder mir in die Augen.
„Ich konnte nicht mit ansehen, wie der Kerl dich tötet. Jeder mit normalem Menschenverstand hätte eingegriffen. Scheint mir als wäre die Halle voll mit hirntoten gewesen."
Farid lacht über meinen Kommentar und nickt. „Ich bin mir sicher."

Ich stelle den fertigen Becher vor ihn und trinke selbst aus meinem Eigenen.
„Ich hoffe du machst wenigstens einen Tag Pause. Und lass dich untersuchen wenn die Wunden verheilt sind. Dann hast du bessere Chancen es als einen Unfall abzustempeln.", schlage ich ihm vor.
„Mir wird's schon gut gehen.", erwidert er nur.
Da ich kein Recht habe, ihm irgendetwas vorzuschreiben, belasse ich es dabei und mache die Rühreier fertig, die ich ihm anschließend auf den Teller mache.

„Du isst nichts?" Fraglich sieht Farid mich an.
Ich schüttle verneinend den Kopf. „Ich bring' um die Zeit noch nichts runter."
In der Zeit, in der er noch isst, hole ich mein Handy von der Couch und schalte die Musik an, damit wir nicht in einer erdrückenden Stille landen.

„Dir gefüllt Rap?", höre ich Farid plötzlich fragen, als ich den ersten Titel spielen lasse.
„Ja klar. Ich hoffe das Okey so." Ich deute auf die Musikanlage.

„Rap ist ein Teil meines Lebens geworden. Interessant dass auch jemand wie du das feiert.", kommentiert er lachend.
„Das höre ich oft. Ist wohl nicht so verbreitet unter Weibern.", spaße ich, was auch Farid sichtlich amüsiert.

„Und Humor hast du auch noch."

Alles, was ich jemals wollte. (Farid Bang FF) Where stories live. Discover now