Tag Zehn

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Zweit Tage vergingen, in denen ich Farid nicht sah. Ich hatte ihn nicht nach seiner Nummer gefragt, als ich ihn an meinem Haus verabschiedet hatte.

„Danke, für alles. Ich mein's ernst." Farid sah mich mit einem unsicheren Blick an.
Ich stand selbst unbeholfen im Türrahmen. „Schon gut. War keine Ursache."
„Ich ... werd' dann mal gehen." Kurz schien er zu überlegen, hob aber dann verabschiedend die Hand und verschwand hinter der Ausfahrt.

Wie versprochen hatte er sich zwei Tage Ruhe genehmigt und hatte erst heute wieder gekämpft.
Seitdem wir uns besser kennengelernt hatten, konnte ich es mir selbst nicht mehr verleugnen: ich war sichtlich angespannter, wenn er kämpfte.
Mit jedem Schlag, den er von seinem Gegner kassierte, ballte ich meine Hände instinktiv zu Fäusten, obwohl er den Kampf dieses Mal wieder für sich gewann.

Der Gegner fällt mit einem letzten, harten Schlag auf den Boden und bleibt reglos liegen. Farid tritt oder schlägt nicht mehr nach. Anscheinend hat ihn sein eigenes Schicksal eines besseren belehrt.
Ich lächle, aber jubele nicht wie all die anderen nun um ihn herum. Stattdessen klettere ich gelassen wieder vom Gerüst und laufe, wie jedes Mal, aus der Lagerhalle, um dort wieder frische Luft zu atmen.
Es wurde kühler und man konnte bereits spüren, wie der Herbst immer näher rückte. Die Bäume wurden kahler und bereits am Morgen konnte man Raureif auf den vielen Rasen der Nachbarschatsgärten sehen.

Heute ist Freitag. Ich war glücklich, dass ich auch diese Woche unversehrt überstanden hatte. Ich malte mir bereits aus, wie ich das Wochenende gestalten könnte und mit diesem Gedanke fiel mir ein, dass ich noch etwas gekauft hatte, um mir diesen Abend besser zu gestalten.
Mit einem Lächeln lief ich auf mein Wagen zu, den ich dieses Mal näher geparkt hatte und öffnete die hintere Türe. Dort lagen zwei ungeöffnete Flaschen mit Alkohol.

„Whiskey und Vodka. Hast du heute eine Party, auf die du mich nicht eingeladen hast."
Ich zucke zusammen, kann aber gleich der Stimme erkennen, wer sich hinter mir angeschlichen hatte.
Ich drehe mich um und schaue Farid an, der in meinen Wagen sieht.
„Nein. Keine Party.", entgegne ich und setze mich auf den hinteren Sitz, sodass meine Füße noch immer auf dem Asphalt stehen. Gleichzeitig nehme ich den Whiskey in die Hand. „Komasaufen."

Farid sieht so aus, als wüsste er nicht wie er auf meine Aussage antworten soll, tut es aber mit einem Grinsen ab.
„Du solltest nicht alleine trinken. Ist nicht gesund." Er tippt sich an den Kopf und ich weiß, wovon er spricht.

Alleine zu trinken kann dich leicht zum Alkoholiker machen mit psychischen Schäden.
„Was schlägst du vor?" In einem Anflug von Mut hebe ich herausfordernd eine Augenbraue und öffne den Jack Daniels, bevor ich einen großen Schluck daraus nehme, ohne den Blickkontakt abzubrechen.
„Ich schlag' vor, dass du dir jemand suchst, der gerade Zeit hat und mit dir trinkt. Ich hab mal gehört das stärkt die soziale Beziehung."
Ich zwinge mich, nicht das Gesicht zu verziehen und lache. „So ist das also? Alles klar." Ich strecke Farid die Flasche hin. „Dann muss das gerade ja Zufall sein, stimmt's?"

Ohne zu zögern nimmt dieser sie an und trinkt selbst einen Schluck daraus. „Zufall ... oder Schicksal?"
Ich schweige und überlege, bevor ich endlich etwas sage. „Ich weiß es selbst nicht. Aber eine Sache weiß ich." Ich nehme die Flasche wieder entgegen und stehe auf, um die hintere Türe zu schließen und in Fahrersitz zu sitzen.
Die Autotüre schließe ich noch nicht, da ich Farid ansehe, der mir fraglich nachsieht.
„Bleibst du oder kommst du mit?", frage ich nun.

Mit einem Grinsen steigt er nun auf der Beifahrerseite ein. „Das lass' ich mir nicht entgehen."

Alles, was ich jemals wollte. (Farid Bang FF) Where stories live. Discover now