Tag Acht

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Unbeholfen hebe ich Farid auf den Beifahrersitz. Dieser war wortwörtlich zu erschlagen, um sich zu beschweren oder sich selbst anzuschnallen.
Ich greife also nach dem Gurt und beuge mich über ihn, um das für ihn zu tun.
„Ich bringe dich zu mir. Du weißt hoffentlich, dass ich dich nicht ins Krankenhaus bringen kann. Wie sollte ich erklären, in was du reingeraten bist? Immerhin sind die Kämpfe illegal. Ich hoffe, das ist Okey für dich. Ich nehme an ... du hättest heute sowieso kein Geld bekommen. Nur das Geld für's mitmachen. Aber das bekommt man ja davor, oder?" Ich sehe in sein Gesicht und seine geschlossenen Augen bewegen sich unter seinen Augenlidern. Antworten kann er dennoch nicht.

„Ich ... ich versuche das so gut es geht zu fixen." Mit diesen Worten schließe ich langsam die Beifahrertür und steige auf der Fahrerseite ein, um loszufahren.

Auch wenn die Lage ernst ist, versuche ich nicht übermäßig schnell zu fahren und vielleicht noch einen Unfall zu bauen.
Ich versuche Farid zu helfen und nicht ihn umzubringen.
Glücklicherweise ist mein Haus nicht weit von dem abgelegenen Industriegebiet entfernt, weshalb wir innerhalb von sechs Minuten ankommen.

Schnell parke ich und schließe bereits meine Haustüre auf, ehe ich zurück an den Wagen gehe und die Fahrerseite öffne.
Mittlerweile schwillt die rechte Seite von Farid's Gesicht an, was seinen Zustand noch schlimmer aussehen lässt.
Vorsichtig schnalle ich ihn ab und greife sanft an seinen Arm.

„Farid. Ich bin's, weißt du noch? Der kälteste Ort der Welt? Arctic. Ich brauche deine Hilfe. Nur noch ein mal, dann hast du es geschafft ja?"
Langsam kommt Farid zu sich. Nur schwer öffnet er seine Augen und sieht mich an. Fast schon stürmisch möchte er aufstehen, was ihn aber aufgrund seiner instabilen Lage nicht gelingt.
„Langsam, ich bin hier. Ich werde mich um alles kümmern, Okey? Wir sind bei mir. Ich sorge dafür, dass es dir bis morgen wieder gut geht. Aber du musst jetzt einfach dahin gehen, wo ich dich hinführe, ja?", beruhige ich ihn und bekomme ein leichtes nicken zur Antwort.

Wieder hebe ich ihn stützend und helfe ihn aus dem Wagen. Schnell kicke ich währenddessen die Autotüre zu und laufe zusammen mit Farid in meine Wohnung. Die Treppen nach oben würde er wahrscheinlich nicht schaffen, weshalb ich ihn in das Gästezimmer im unteren Stock bringe.

Dort angekommen überrede ich ihn dazu, sich auf das Bett zu legen. „Bleib hier. Beweg dich nicht. Ich sorge für alles.", versichere ich ihm.
Farid macht keine Anstalten sich gegen meine Forderungen zu wehren.

Ich renne förmlich zu meinem erste Hilfe Kasten , welcher in einer Schublade meines Wohnzimmerregals ist, und wieder zurück in das Gästezimmer. Anschließend hole ich aus dem Bad, welches an das Gästezimmer anschließt, einen nassen Waschlappen und ein Handtuch.

Ich setze mich neben Farid auf das Bett.
Mittlerweile war er wieder zu sich gekommen. Er atmet schwer und man kann ihm seine Schmerzen ansehen.

„Ich werde dir jetzt erstmal das Blut aus dem Gesicht wischen, Okey? Also bitte halte still. Ich kann es nicht riskieren, dich noch einmal zu verletzen."
Als Antwort nickt Farid stumm, was mir vollkommen reicht.

Ohne zu zögern begann ich damit, ihn mit dem Waschlappen von dem bereits getrockneten Blut zu befreien. Farid ließ es über sich ergehen, ohne sich nur einmal zu beschweren.
Anschließend versorgte ich seine Platzwunden und seine Fäuste, die es mittlerweile bitter nötig hatten.
Zum Schluss gab ich ihm ein Schmerzmittel und ein Medikament, welches gegen die Schwellungen helfen sollte.

„Du brauchst nicht zu antworten, aber ich werde dich jetzt schlafen lassen. Dafür ziehe ich dir deine Schuhe aus und werde dich zudecken. Dann lasse ich dich in Ruhe.", erkläre ich.
„Okey.", antwortet er zum ersten Mal mit Worten und öffnete für eine längere Zeit seine Augen, um mich zu beobachten.

Ich sehe ihn an und ringe mir ein Lächeln ab. „Das wird schon."
Ich ziehe ihm seine Schuhe mit einem Ruck aus und decke ihn anschließend zu. Dabei hält mich Farid kurz an meinem Arm fest. „Danke."

Ich nicke anerkennend und bleibe kurz stehen. „Ist kein Problem.", antworte ich sanft, bevor seine Hand schlaff neben seinen Körper fällt.

Auf meinem Weg nach draußen nehme ich den Koffer des erste Hilfe Kits wieder mit und schalte das Licht aus.
„Bis morgen.", murmle ich leise und atme erleichtert aus, da ich nun wenigstens weiß, dass ich alles versucht habe.

Jetzt konnte ich nur hoffen, dass er keine weiteren Schäden von den brutalen Schlägen davongetragen hatte. Brüche konnte ich leider nicht behandeln.

Alles, was ich jemals wollte. (Farid Bang FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt