Kapitel 3

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Ich lag zu Hause auf meinem Bett und dachte nach. Eigentlich wollte ich lesen, aber ich konnte mich einfach nicht auf die Wörter konzentrieren und nachdem ich den ersten Satz zum vierte Mal durchgelesen hatte, gab ich es auf. Mir ging Blakes Frage einfach nicht aus dem Kopf, ebenso wenig wie er selbst. Was hatte er gemeint mit „Wer bist du"? Ich war doch ganz normal, im Gegensatz zu ihm. Und warum war er dann auf einmal gegangen, obwohl er keine Antwort von mir bekommen hatte? Es ergab alles keinen Sinn!

Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare. Es brachte mir aber auch nichts, mir den ganzen Tag lang den Kopf zu zerbrechen. Ich beschloss nach unten zu gehen und mir einen Kaffee zu machen, um mich wenigstens etwas abzulenken.

In der Küche traf ich auf Antonio, der sich über seinen Zeichenblock gebeugt hatte. Er nahm nicht einmal ansatzweise Notiz von mir, so sehr war er in das Zeichnen vertieft. Ohne auf mich aufmerksam zu machen, ging ich zur Kaffeemaschine und füllte Wasser in den dafür vorgesehenen Behälter. Danach kam noch Kaffeepulver in das Filterpapier, bevor ich sie einschaltete. Anschließend setzte ich mich zu meinem Bruder und beobachtete ihn eine Weile lang.

„Toni?", fragte ich vorsichtig.

„Hmm"

„Denkst du, dass es übernatürliche Dinge gibt?" Antonio blickte auf und schaute mich prüfend an. Anscheinend kam er zu dem Schluss, dass ich es wirklich ernst meinte und antwortete mir.

„Meinst du so etwas wie Gott?", fragte er stirnrunzelnd.

„Nein. Eher wie... Magie?" Die Kaffeemaschine fing an zu piepen und machte damit verständlich, dass der Kaffee fertig war. Ich stand auf, um mir eine Tasse zu holen. Erst nachdem ich sie gefüllt hatte und wieder vor meinem Bruder saß, sprach er weiter.

„Nein, ehrlich gesagt nicht. Wieso fragst du?"

„Ach, nur so", sagte ich und nahm einen Schluck von meinem Kaffee. Über den Tassenrand hinaus beobachtete ich, wie Antonios Stirn erneut Falten bekam, bevor er den Kopf schüttelte und sich wieder dem Block vor ihm widmete. Ich mochte meinen Bruder wirklich sehr, aber ihm von dem Portal zu erzählen ging dann doch zu weit. Mittlerweile war ich mir ziemlich sicher, dass ich niemandem davon erzählen konnte.

Plötzlich vibrierte mein Handy. Ich angelte es aus meiner Hosentasche und warf einen Blick auf den Bildschirm. Dieser zeigte mir an, dass ich eine Whats App Nachricht hatte. Sie war von meinem Lieblingsmensch alias Johanna.

Jo: Wegen dem Kleid kaufen gehen nochmal. Wollen wir morgen oder am Mittwoch gehen oder lieber nächste Woche?

K: Diese Woche geht es bei mir nur am Freitag :/ Mein Papa ist momentan nicht zu Hause und ich werde den Haushalt machen müssen. Frag am besten erst noch Belle.

Jo: Ok 👍

Ich legte das Handy wieder beiseite und nahm meine Tasse wieder in die Hand.

„War das Johanna? Lass mich raten...ihr machte eine Shoppingtour, um euer Kleid für den Ball zu kaufen?", fragte Antonio mit einem Grinsen auf seinem Gesicht.

„Ja, machen wir, weil wir uns im Gegensatz zu euch um einiges mehr Mühe geben", antwortete ich ihm. 

„Hä? Wir geben uns auch Mühe", entrüstete er sich.

„Nein, tut ihr nicht! Jungs müssen bloß einen Anzug tragen und sehen darin auch noch gut aus! Ihr müsst euch allerhöchstens Gedanken über eine Krawatte oder eine Fliege machen. Das ist so unfair!"

Antonio fing an zu lachen. So ein Depp! Da predigte man etwas über Gleichberechtigung und der Idiot von Bruder fängt einfach an zu lachen! Ich verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust, aber das Schmunzeln um meine Mundwinkeln konnte ich einfach nicht verhindern. Antonio hatte ei n Lachen, das einen richtig anstecken konnte.

Die Tochter der SterneWhere stories live. Discover now