Kapitel 8

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Wir standen in einer riesigen Halle, die kein Ende zu nehmen schien. Mein Blick glitt entlang der 20 Meter hohen weißen Säulen, die mit silbernen Ornamenten verziert waren. In der Mitte der Halle stand ein Altar von dem kleine Gräben, die Wasser führten, ausgingen. Ein einziger Pfad aus gepflasterten Steinen führte zu dem Altar.

Man konnte das Ende der Halle nicht ausmachen, denn überall wuchsen Büsche, Blumen und Bäume, selbst Pflanzen, die ich noch nie gesehen hatte, sprießten hier.

Was mich aber am meisten Überraschte war die nicht vorhandene Decke. Es schien, als bestünde diese lediglich aus dichten weißen Wolken, sodass das Ende der Säule im Nichts verschwand. 

Wie aus dem nichts entflammen die Ornamente an den Säulen. Von unten herauf färbte sich das Silber in der Mitte rot, als würde Lava sich einen Weg durch die Säulen bahnen. Da ich in der nähe einer dieser Säulen stand, merkte ich die Wärme, welche nun von ihnen ausging. 

Es war als wäre das hier eine eigene abgetrennte, kleine Welt. Es war wunderschön und einzigartig, obwohl ich nicht wusste wie man das hier logisch erklären sollte. Doch Momentan hatte ich sowieso das Gefühl, dass die Logik sich gänzlich verabschiedet hatte.

Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich zuckte erschrocken zusammen, bevor ich mich herumdrehte. "Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken", sagte die Braunhaarige mit sanfter Stimme. Sie war etwas größer als ich und besaß grüne Augen, die nach außen hin braun wurden.

Ihre Haare besaßen einen Seitenscheitel und sie hatte auf der rechten Seite die vorderen Strähnen zusammengefasst und nach hinten geklemmt. Das dunkelgrüne, luftige Kleid passte gut zu ihrer gebräunten Haut und schmiegte sich an ihre Kurven. Zu meiner Überraschung hatte sie keine Schuhe an, sondern war barfuß. 

"Kein Problem", wank ich schließlich etwas nervös ab. Wer war sie und was wollte sie von mir? Würde sie mich zu den Wächtern bringen?

"Ich bin Namila", stellte sie sich vor, während sie mir ihre Hand reichte. Ich nahm diese an und stellte mich ebenfalls vor, ehe Namila weitersprach.

"Sicher hast du viele Fragen, die du beantwortet haben möchtest und bist ziemlich verwirrt. Falls das bei dem Test herauskommt, was wir vermuten, dann werden wir dir alle deinen Fragen beantworten. Sollte der Test jedoch negativ ausfallen, dann werden wir dir deine Erinnerungen nehmen und es wäre so, als hättest du das hier nie gesehen oder erlebt."

Während sie redet, läuft sie mit mir an der Hand den Steinpfad entlang. Einerseits hoffe ich, dass ich diesen Test nicht bestehe und wieder nach Hause kann, andererseits wusste ich, dass ich dann auch die Erinnerungen an Blake verlieren würde, denn er gehörte sicherlich hierher. Sicherlich wollte ich auch Antworten auf meine Fragen bekommen, aber schon jetzt vermisste ich meinen Vater, Antonio und Jo. Ob sie glauben, dass ich in dem Feuer gestorben bin? 

Ich schiebe den deprimierenden Gedanken beiseite, als wir den Altar erreichen. Namila stellte mich genau in der Mitte vor den Altar auf eine kleine Erhöhung. Danach ließ sie von mir ab und ging um ihn herum, um sich neben die drei anderen zu stellen.

Sollten sie die Wächter sein? Wenn man sich Wächter vorstellte, dachte man an alte Männer mit weißem Bart. Doch vor mir standen zwei Jungen und Mädchen im Alter von 14 bis 19. 

Das jüngste Mitglied der Runde, gluckste plötzlich und fing dann an richtig zu lachen. Ich schätzte sie auf 14, da sie ziemlich klein war. Ihre Haare hatten einen hellen, fast platinblonden Farbton und dazu passende helle blaue Augen, die am Rand schon zu weiß tendierten. Das weiß-blaue Kleid bewegte sich in einem nicht spürbaren Wind.

"Alischan! ", wieß der Junge mit den roten Augen sie zurecht. Seine Haare, die ziemlich verwuschelt waren, waren ebenfalls flammend rot und er trug fast schon eine Kampfmontur. 

Die Tochter der SterneWhere stories live. Discover now