Kapitel 14

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Nach diesem Tag trainierte Blake jeden zweiten Tag mit mir. Wir hatten nicht noch einmal über meinen Ausbruch gesprochen, sondern versucht, dass Thema Stern und meine Probleme zu vermeiden. Da ich noch immer nicht nach draußen durfte, beschäftigte ich mich mit Lesen oder erkundete das Haus.

Ab und zu spielte ich auch mit Tamin und erfuhr nebenbei einige interessante Dinge von Namila, zum Beispiel, warum hier keine Technik funktionierte, beziehungsweise erlaubt war. Sie könnte den Schutz um die Insel, der durch die Elemente geschaffen worden war, beeinträchtigen, sodass die Teleportation nicht mehr funktionierte.

Das kleine Eichhörnchen war ein aufgewecktes, quirliges Tier und mit ihm wurde es nie langweilig. Jedoch fühlte ich mich mit der Zeit etwas eingesperrt und wollte nach draußen. Dementsprechend ließ ich mir auch nicht die Chance entgehen, als Namila und Alischan mich einluden mit ihnen zusammen im Fluss zu baden. Vor allem weil ich so zeitiger das Training beenden konnte, bei dem, so kam es mir zumindest vor, nur Muskelkater rauskam.

Man konnte fast schon sagen, dass ich die frische Luft und das Gefühl des Grases auf der Haut vermisst hatte. Wir führten typische Mädchengespräche und Namila und Alischan fragten mich über die Menschenwelt aus. Sie erzählten mir, dass sie schon öfter dort gewesen seien, aber das wäre sieben Jahre her. Am Ende dieses Tages fiel ich mit einem Lächeln im Gesicht ins Bett und schlief fast augenblicklich ein.

Am nächsten Tag verzog ich mich in die Bibliothek, mein neuer persönlicher Rückzugsort. Ich verbrachte den Großteil des Tages damit, die Bücher durchzusehen und mir den ein oder anderen Buchrücken durchzulesen. Gegen Abend kam Quinn zu mir. "Willst du eine Runde spazieren gehen?", fragte er und blickte mich über die Glasvitrine hinweg an. "Ja, warum nicht?", sagte ich mit einem Lächeln und klappte das Buch zu.

Draußen bekam Quinn innerhalb von Sekunden eine Sturmfrisur, da der etwas stärkere, aber noch nicht unangenehme, Wind seine Haare zerzauste. Zum Glück hatte ich mir die Haare geflochten, sodass mir nur die kurzen Haare ins Gesicht flogen. Dieser Flaum konnte ziemlich nervig sein, aber solange sie mir nicht in den Mund hingen, war alles okay. Wir gingen schweigend den Weg bis zum Wald, jedoch löste sich plötzlich ein Vogel aus dem Baum und flog direkt auf uns zu. Während ich einen erschrockenen Satz nach hinten machte, streckte Quinn gelassen den Arm aus. Der Vogel landete darauf und schüttelte sich.

"Lass mich raten; Dein Socius?", fragte mit noch immer klopfendem Herzen. Quinn lachte und nickte. Erst danach betrachtete ich das Tier genauer. Es handelte sich um einen Falken mit braunem Gefieder. Er sah aus wie einer dieser Tiere, die immer bei Flugshows verwendet wurden nur ohne diese Kappe. "Tut das nicht weh?", fragte ich und deutete auf seinen Arm in den sich die Krallen bohrten. 

"Nein", sagte der Rothaarige kopfschüttelnd und gab dem Falke einen Impuls, damit dieser wieder zum Baum flog. Danach zog er den Ärmel seiner Jacke nach oben. Um seinen Arm war eine Art lederner Gürtel geschlungen, so eng, dass keine Lücken entstanden. Hatte er das die ganze Zeit getragen? Wenn ja, dann war es mir nie aufgefallen. Aber auf eine eigenartige Weise passte es zu Quinn.

"Willst du ihn mal füttern?", fragte dieser nun und sah mich interessiert an, wobei er ganz leicht den Kopf neigte. "Solang ich keine tote Maus verfüttern muss", meinte ich und verzog leicht das Gesicht. "Das könnte dann schon schwieriger werden", entgegnete Quinn und zog dabei das 'das' in die Länge. "Nein danke", lehnte ich schnell ab, wobei mein Gesicht wahrscheinlich mittlerweile einer Grimasse glich. Ich konnte mir nicht vorstellen, so ein kleines totes Ding in den Händen zu halten und einem Vogel zum Fraß vorzuwerfen.

Mein Freund schien das anders zu sehen, denn er holte eine Maus aus seiner Bauchtasche hervor und warf sie einfach in die Luft. Innerhalb von Sekunden schoss der Falke vom Baum auf sie zu und hatte sie gefangen. Obwohl die Maus schon tot war, tat sie mir etwas Leid. "Kommst du?", fragte Quinn, der mir einige Schritte voraus war, da ich beobachtet hatte wie der Falke auf dem Baum platz genommen hatte. "Ja", rief ich und eilte ihm nach.

Die Tochter der SterneWhere stories live. Discover now