Kapitel 22

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Mir war klar gewesen, dass Posedus eine beeindruckende und reiche Stadt sein musste, was ich aber nicht erwartet hatte war, dass sie komplett unter Wasser gebaut worden war. Alles war wie unter einer Kuppel, nur dass diese nicht aus Glas bestand, sondern lediglich eine große Blase war. Nur der Wächter wusste, wie sie hier unten gehalten wurde, erklärte mir Quinn. Sollte es jemals dazu kommen, dass die Stadt fast an den Feind fiel, würde die Blase zum Platzen gebracht werden und alles würde überschwemmt werden.

Ziemlich raffiniert, wie ich fand, denn das Wasservolk konnte sehr lang im Wasser bleiben, ohne zu sterben. Das hieß natürlich nicht, dass sie nicht ertrinken konnten.

Winter, der erst nach dem ganzen Durcheinander durch den Wasserfall getreten war, verhielt sich ruhig und schüttelte sich immer wieder. Wasser hasste er einfach.

Quinn versuchte anscheinend, sich alle Wege genau einzuprägen. Die zwei Wachen, die uns flankierten ließen ihn und mich keine Sekunde aus den Augen. Aber ihre Blicke waren lang nicht so stechend wie Blakes, der hinter mir lief. Am liebsten wäre ich mir mit der Hand über den Nacken gefahren, um dieses Kribbeln loszuwerden, aber ich hielt mich zurück. Stattdessen konzentrierte ich mich auf meine Umgebung und betrachtete fasziniert die Stadt.

Es herrschte reges Treiben und die Menschen huschten über die Straße und verschwanden in Seitengassen oder in einem der imposanten Häuser. Die Eingänge der Gebäude erinnerten an die Tempel und Häuser in Rom zu der Zeit der Antike, ebenso wie die vielen Springbrunnen mit den eindrucksvollen Figuren. An den meisten Häusern befanden sich wasserführende Ornamente, die sich aber nur leicht von den weißen Wänden abhoben. Wie das Wasser gegen die Schwerkraft ankam, fragte ich mich gar nicht erst, denn mit Magie war anscheinend alles möglich.

Es gab, wie an der Oberfläche, Gras und Blumen, auch wenn die ein oder andere aus der Menge herausstach, da sie vermutlich nur hier unten wuchsen und dadurch ziemlich exotisch aussahen. Einige nutzten diese, um ihre kleinen Vorgärten damit zu bepflanzen.

Die Menschen waren auf unterschiedlichste Weisen gekleidet. Die einen waren in Kampfmontur unterwegs, andere in normalen Hosen und T-Shirts und wieder andere trugen lange Gewänder, die aus mehreren dünnen Schichten zu bestehen schienen. Kinder rannten lachend durch die Gegend, während die Frauen sich unterhielten und die Männer ernst diskutierten oder mit ihren Kindern spielten und lachten.

Auf unseren Weg kamen wir an einem kleinen Markt vorbei, wo die Händler lautstark ihre Waren anpriesen. Es herrschte reger Betrieb und die Menschen schauten sich gern die feil gebotene Ware an. Jeder schien sich zu kennen und Bekannte und Freunde wurden zu Begrüßung in eine herzliche Umarmung geschlossen. Trotz der angeregten Gespräche war die Lautstärke noch angenehm, sodass man sich ungestört unterhalten konnte.

Durch die Wachen lenkten wir auch den ein oder anderen neugierigen Blick auf uns, doch waren wir nicht weiter interessant. Die Menschen waren für meinen Geschmack viel zu ausgelassen, obwohl bald Krieg herrschen würde. Kopfschüttelnd wandte ich meinen Blick ab. Meine Augen wurden aber erneut in Richtung des Platzes gezogen, als ich in der Mitte eine Statue von Salviar entdeckte.

Er war in einer Rüstung dargestellt und sein Schwert ruhte mit der Spitze auf dem Boden, sodass er sich in heldenhafter Pose darauf abstützen konnte. Sein Umhang bestand aus Wasser, welches sich in ein Becken ergoss und von dort aus zu zwei kleinen Bächen wurde, die sich durch die gesamte Stadt zogen.

Die Statue war eindrucksvoll und sehr detailreich. Das Wasservolk schien ein wahres Händchen für diese Kunst zu besitzen.

Ehe ich es weiter bestaunen konnte, drängte Blake uns mit verschränkten Armen weiter. Ich verdrehte die Augen. Mag ja sein, dass das für ihn langweilig war, aber ich war durchaus fasziniert.

Die Tochter der SterneWhere stories live. Discover now