Kapitel 17

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Mein Herz fing heftig an zu klopfen. Was wollte der Wolf hier? Ich dachte diese Wesen wären sehr scheu? Ich packte die Dolche etwas fester. Wenn er versuchte mich anzugreifen, dann würde ich ihn zwar nicht töten, aber ich würde ihn verletzen müssen. Immerhin war ich nicht so dumm zu glauben, dass ich einem Wolf entkommen würde, trotz Sprinttraining. Doch zu meiner Überraschung tat das Tier nichts, außer mich anzustarren.

Nach einer ganzen Weile hatte sich nichts verändert und so langsam wurde es echt gruselig. War er irgendwie krank? Vielleicht sollte ich versuchen zu gehen?

"Nicht abhauen", ertönte es in meinem Kopf, als ich einen Schritt setzen wollte. Sofort blieb ich wie angewurzelt stehen. Ich erkannte diese tiefe, leicht knurrende Stimme wieder, aber dieses Mal schockte es mich viel mehr. Denn nun wusste ich, dass es der Wolf war, der mit mir sprach und niemand anderes. 

Als der Wolf einen Schritt in meine Richtung machte, war ich so überfordert das ich nach hinten zurückwich. Ich hatte ja keine Ahnung, dass sich direkt hinter meinem Fuß ein großer Stein befand. Geschockt riss ich die Augen auf und ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten. Nur leider schien ich heute kein Glück zu haben, denn nur eine Sekunde später lag ich im eiskalten Wasser. Meine Kleidung sog dieses natürlich so gierig wie ein Schwamm auf und innerhalb von kürzester Zeit war ich von oben bis unten durchweicht, da half auch mein schnelles aufspringen nichts.

"Na Super", murmelte ich, noch immer im Wasser stehend. Ich wrang mir die Haare und die Kleidung so gut wie möglich aus, aber es hatte keinen wirklichen Effekt. Schließlich stieg ich wild fluchend aus dem See. Schlimmer konnte es nicht mehr werden, dachte ich, während ich meinen Schuh ausleerte. Ich würde mich ehrlich gesagt nicht wundern, wenn jetzt, wie in diesen Trickfilmen, auch noch ein Fisch aus meinem Turnschuh fallen würde.

Ich hörte ein Lachen und drehte mich herum. Hätten Blicke töten können wäre der Wolf sofort zu Asche zerfallen. Augenblicklich versuchte dieser sein Lachen durch ein räuspern zu kaschieren. So langsam glaubte ich, dass ich nur von Idioten und Arschlöchern umgeben war.

Aber das war jetzt Nebensache, denn ich spürte schon jetzt wie mit die Kälte durch die Kleidung kroch. Das wars dann wohl mit der kurzen Ruhepause.

"Wie kann man auch so blöd sein und über diesen, nicht gerade unauffälligen, Stein stolpern."

"Du gehst auch gleich baden, wenn du nicht bald deine Klappe hältst, Freundchen", zischte ich und starrte ihn böse an.

"Wow! Mach mal halblang. Du scheinst heute mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein", meinte der Wolf und schüttelte sich bei dem Gedanken, in das eiskalte Wasser springen zu müssen.

"Falscher Fuß ist eine Untertreibung. Eher bin ich aus dem Bett gefallen und habe mein Glück, dass auf dem Boden geschlummert hat, zerquetscht", murmelte ich. Da ich Anfing zu frieren, schlang ich meine Arme um meinen Oberkörper und trat von einem Bein auf das andere. Bewegung sollte ja helfen. "Sagt übrigens derjenige, der mich aufgrund eines schlechten Tages direkt in den Arm gebissen hat."

"Das war Instinkt! Außerdem habe ich mich schon entschuldigt", verteidigte er sich sofort und reckte die Nase etwas höher. Ich seufzte und lächelte den Wolf leicht an. "Geht es deiner Pfote überhaupt besser?"

"Ja", sagte er bloß. Schweigen breitete sich aus und nach einer Weile des Hin und Her Laufens gab ich es auf, mich zu bewegen. Ob es die Anderen überhaupt kümmern würde, wenn ich erfror? Ich setzte mich mit dem Rücken zu der Lichtung, auf der der See lag, an einem Baum. Der Wolf folgte mir stumm und setzte sich vor mich. Die Knie angezogen und die Arme um sie geschlungen, fragte ich schließlich: "Hast du eigentlich einen Namen?"

"Na klar."

"Und darf ich den auch wissen?", fragte ich augenverdrehend, als er nichts weiter sagte. Trotzdem musste ich leicht grinsen, denn er hatte mir die Antwort auf meine Frage geben, auch wenn ich eigentlich etwas anderes wissen wollte.

Die Tochter der SterneWhere stories live. Discover now