Kapitel 12.1 - Göttliches Durcheinander

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Göttliches Durcheinander

Durch die einheitliche Stille, die mich zuvor ummantelt hatte, brachen gedämpfte Stimmen und ein Anflug von spärlichem Licht. Erst leise, bis sie schließlich lauter wurden, als würde der Schirm, der zuvor um meine Wahrnehmung gelegen hatte, allmählich verschwinden. Mitsamt er des Lichts sammelten sich diese Sinneseindrücke, bis sie umso deutlicher wurden.

Kurz flackerten meine Augenlider, bevor Helligkeit auf mich einstürmte wie eine Welle. Automatisch tränten meine Augen und ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse. In meinem Kopf pulsierte es heftig, als hätte ich mich gestern dem Alkohol hingegeben, doch ich verdrängte den Schmerz und richtete mich auf.

Noch immer waren meine Bewegungen schlaff und kraftlos, trotzdem registrierte ich, dass es mein Bett war, in dem ich lag. Über mir erstreckte sich die altbekannte steinerne Decke und auch die Möbel standen dort, wo ich sie zurückgelassen hatte. Meine kleine, persönliche Waffenkammer, in der sich Klingen aneinander schmiegten, lag noch immer versteckt hinter einer Tür, die in einen zweiten Raum führte und und auch der Schrank aus dem hellen Holz eines Ahornbaums hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Selbst der Staub, der sich auf meinem Nachtisch angesammelt hatte, war altbekannt.

»Was?«, stammelte ich fassungslos, kaum kamen die Erinnerungen zurück. Akelicis war den Flammen zum Opfer gefallen war. Die geformte Hitze hatte nichts verschont und alles in ihrer Reichweite der tödlichen Gut zum Fraß vorgeworfen, als wäre sie ein furchteinflößendes Monster, dessen Passion es war, Verderben übers Land zu bringen.

Erst, als das Knatschen der Tür ertönte, verbannte ich meine Fragen und richtete mich auf. Dabei glitten meine Blicke zum Eingang. Obwohl ich einiges durchgemacht hatte, waren die Stiche, die ich dabei verspürte, nicht viel mehr als ein Nachklang der Schlacht.

Kaum hatte sich die Tür geöffnet, fiel von draußen das warme Licht der Sonne herein, während die Sonnenstrahlen sanft über den Boden tanzten. Eine Silhouette trat in den Raum, begleitet von neuer Luft und dem charakteristischen Geruch eines taufrischen Morgens.

Aus der Gestalt bildete sich das altbekannte Gesicht Cyrians, dessen Lippen sich zu einem freudigen Lächeln verformten, kaum hatte er erkannt, dass ich wach war. Überglücklich strahlte er mich an und dennoch setzte mein Herz einen Schlag aus. Noch im selben Moment verkrampfte sich meine Haltung, während Panik durch meinen Körper zog, die meinen Puls verdoppelte und die Luft aus meinen Lungenflügeln presste.

»Du bist wach«, rief der Silberhaarige enthusiastisch, doch noch bevor er die letzte Silbe ausgesprochen hatte, drosselte er seine Lautstärke erheblich. Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu und noch bevor er richtig angekommen war, griff er nach einem Hocker und setzte sich auf diesen. Dabei registrierte ich erstmals, dass er mir eine Suppe mitgebracht hatte, die er vorsichtig auf meinem Nachttisch abstellte. Der Inhalt schimmerte leicht grünlich und trotz der unappetitlichen Farbe, lief mir das Wasser im Mund zusammen, als ich die kleinen Fleisch- und Gemüsestücke erblickte.

Nur mit Mühe unterdrückte ich das gierige Knurren meines Magens, das sich in meinem Inneren angestaut hatte, und wandte meinem Kopf wieder zu Cyrian. Obwohl es in meiner Brust noch immer heftig pulsierte und die Befürchtung, er würde jeden Moment über mich herfallen, fest in meinem Kopf verankert war, erkannte ich, dass der Wahnsinn aus seinen Augen verschwunden war. Wie bei unserem ersten Treffen, spiegelte das eine ein zartes Violett wider, während das andere ein kräftiges Orange gefangen hielt.

»Cyrian«, kam es stotternd aus meinem Mund, ohne, dass ich wirklich davon Kenntnis nahm. Sein Name war wie ein Geist in den Raum entstiegen. Ein Geist, den ich mit bloßem Auge nicht zu erkennen vermochte.

Der fünfte GottWhere stories live. Discover now