Kapitel 13

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Am nächsten Tag fahre ich zu meinen Eltern. Ich habe gewartet, bis Lillian und Samuel endlich hier sind damit Travis nicht alleine bleibt. Nach dem wir alle ein wenig Zeit miteinander verbracht haben, habe ich mich auf den Weg gemacht.

Sobald ich in unserer Wohnung bin, erinnere ich mich an die ganzen Tage aus meiner Schulzeit.

«Dan?» höre ich meine Mutter aus der Küche rufen. Es ist toll zu wissen, dass meine Eltern es nach Jahren auf die Reihe gekriegt haben, die Ehe wieder in Ordnung zu bringen.

Damals habe ich nämlich gedacht, dass es wirklich das Ende sei.

«Ich bin's, Mum!» Lächelnd stelle ich mich vor die offene Küchentür. Mum schaut mich überrascht an. «Emy!» ruft sie und nimmt mich sofort in den Arm. «Was machst du denn hier? Hast du Hunger? Durst?»

«Wir haben noch vor einer Stunde gefrühstückt, Mummy. Ich wollte dich und Dad mal sehen bevor wir die Wohnung richtig einrichten.» sage ich in ihren Armen. Sie streicht mir dabei durch meine Locken. Ich habe es so sehr vermisst. «Wo ist Dad eigentlich?»

«Er wollte nochmal kurz einkaufen gehen. Ich hatte einige Sachen vergessen. Du weißt ja wie vergesslich ich sein kann.» Nickend setze ich mich an den Tisch, weil Mum sich wieder an den Herd stellt. Ich biete zwar an zu helfen, aber sie akzeptiert es nicht. «Möchtest du etwas trinken?»

«Mum,» lache ich. «Ich habe hier mein halbes Leben verbracht. Wenn ich etwas möchte, nehme ich es mir.»

«Stimmt.» Sie lächelt. Daraufhin stellt sie den Timer auf dem Herd ein und setzt sich zu mir. Sofort nehme ich meine Hand in ihre. «Wie geht es Rafael? Kommt er später auch vorbei?»

Sobald sein Name fällt, verschwindet mein Lächeln und Tränen sammeln sich in meinen Augen. Mum bemerkt dies.

«Was ist passiert, Schatz?»

«Er..» fange ich an zu erzählen. «Er bleibt in den Staaten, Mum.» Ich kann nicht anders und lasse meinen Tränen den freien Lauf. Mum streicht beruhigend über meine Hand. «Gestern, da habe ich erfahren... Mum er hat mich verlassen. Er hat mich für eine andere Frau verlassen.»

«Oh mein Gott.» sagt Mum geschockt, ihren Mund bedeckt sie mit ihrer Hand. Sie steht auf, geht einmal rum und nimmt mich sofort zwischen ihre warmen Arme.

Sie erlaubt mir, dass ich mich ausheule, wofür ich sehr dankbar bin. Ich wollte nämlich mit meinen Freunden nicht wirklich darüber sprechen.

«Ich habe ihn doch so sehr geliebt, Mum.» weine ich schluchzend und halte mich fester an meiner Mutter fest.

«Ich weiß, mein Engel, ich weiß.»

Abends sitze ich wieder alleine in der Metro. In meinen Ohren habe ich meine Kopfhörer und höre mir Lieder aus meiner Schulzeit an. Harry Styles, One Direction und vieles mehr.

Ich habe bemerkt, dass es mich glücklich macht an die alten Zeiten zu denken. Manchmal ist es auch toll an die Zeit mit... ihm zurückzudenken.

Seufzend lehne ich meinen Kopf an die Scheibe, blicke gleichzeitig geradeaus nur um danach die verschiedenen Personen zu beobachten. Neben mir der Platz ist frei sowie die zwei Plätze vor mir. Auf dem vierer Platz rechts von mir sitzen Jugendliche, die mich an meine Freunde erinnern. Damals waren wir nämlich auch so energie voll und optimistisch. Wir waren eben Kinder, noch jung und wild.

Etwas weiter vorne sitzen ältere Menschen, welche eher ruhig sind. Wir alle werden irgendwann alt werden. Ich hoffe, dass ich eine ruhige nette alte Dame werde. Ich lache lautlos auf, als ich daran denke, was für eine anstrengende Person ich eigentlich wäre.

Das Lied wechselt von Sign of the Times zu One Thing. Gleichzeitig bleibt die Bahn stehen und weitere Personen steigen ein. Ich versuche nicht laut los zu singen, denn ganz ehrlich, jeder würde zu One Thing abgehen.

Neben mir der Platz bleibt frei. Jedoch setzt sich eine Person vor mich. Ich schaue noch nicht auf, weil es mich nicht wirklich interessiert.

Es ist sowieso keiner den ich kenne. Oder?

«Ich bin gerade in der Bahn, Cas.» sagt die Person ein wenig genervt, die ich trotz Kopfhörer höre, denn ich drehe mit Absicht immer die Lautstärke etwas runter. «Ja.. Ich bin bald da. Ich dich auch.»

Diese Stimme... Sie kommt mir bekannt vor. Meine Handflächen werden schwitzig und ängstlich blicke ich auf. Im selben Moment beendet er seinen Anruf, schaut ebenfalls auf und weitet seine Augen.

Ich fange an zu lachen. Es klingt verrückt, aber ich tue es wirklich. Diese ganzen Zufälle machen mich fertig und ich möchte einfach nur weinen. Wie sehr muss uns das Universum hassen, dass wir uns sogar nach sechs Monaten in der Bahn sehen?

«Alles.. okay?» fragt Matteo vorsichtig während ich lache. Ich schüttele meinen Kopf, lache und fange gleichzeitig an zu weinen.

Es wird mir alles einfach viel zu viel. Noch gestern hat Rafael mich verlassen und heute... heute sehe ich Matteo.

«Das,» Ich zeige auf ihn und mich. «Das ist verrückt.» Meine Tränen werden immer mehr, während mein Lachen lauter wird.

Vermutlich habe ich gerade einen emotionalen Zusammenbruch.

Sekunden später verschwindet mein Lachen. Nur noch meine leisen Schluchzer sind zu hören. Matteo schaut mich verwirrt an.

«Em?» Nun schaue er mich besorgt an. «Möchtest du an die frische Luft?»

«Nenn' mich nie wieder Em!» schreie ich ein wenig zu laut. Viele Köpfe drehen sich in unsere Richtung. Ich kann nicht aufhören zu weinen. Shit. Shit.

«Alles klar,» flüstert er leise und steht auf. Daraufhin kommt er neben mich, hilft mir aufzustehen und nimmt sich meine Tasche, weil ich diese sonst vergessen hätte. «Ich hab dich. Alles ist gut.» Ich gebe ihm mein Handy, denn irgendwie fehlt mir gerade all meine Kraft.

«Ich hasse dich.» flüstere ich schluchzend. Mittlerweile liegt sein Arm schon um meinen Schultern und wir warten darauf, dass die Bahn stehen bleibt.

An der nächsten Haltestelle steigen wir aus.

«Ich weiß, dass du mich hasst.» Wir stehen nun in einer abgelegenen Ecke. Er trägt noch immer meine Sachen. «Aber ich hätte dich so nicht alleine lassen können.»

Noch immer schluchzend kralle ich mich in seine Schultern. «I- Ich... Ich..»

«Emery,» Matteo legt seine warmen Hände auf meine Wangen. «Ich möchte das du langsam ein und ausatmest. Kannst du das für mich tun?» Langsam nicke ich und tue was er mir sagt.

Nach einigen Minuten beruhige ich mich wirklich, wobei ich ebenfalls meine Stirn gegen seine Brust lehne. Es ist so falsch...

«Alles ist gut. Ich bin hier.» Matteo geht mir langsam durch die Haare, so wie er es früher immer getan hatte.

«Das Universum ist eine Bitch.» sage ich leise und blicke hoch. «Wie kann es sein das sich unsere Wege immer wieder kreuzen?»

Sanft lächelt er mich an. «Vielleicht ist es Schicksal?»

«Du meinst.. wir sind füreinander bestimmt?» Ich schniefe, während er langsam mit seinen Fingern über meine Wange streicht.

«Vielleicht,» Seine Blicke werden sanft und wandern auf meine Lippen. Mein Herz schlägt schneller. «Würdest du das nicht wollen?»

«Vielleicht.» flüstere ich, bevor ich die Lücke zwischen uns schließe und endlich nach fünf langen Jahren seine Lippen auf meinen spüre.

author's note;

alsooo jap das ist gerade passiert. ich hatte zwar angst das es zu früh ist, aber ich glaube eigentlich, dass das timing perfekt ist. oder?

lasst mich wissen was ihr denkt!

xoxo, lioraax

five years apart | ✓Where stories live. Discover now