Kapitel 6

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Matteo's Sicht

Vincent zwingt mich mit ihm in die Bar zu gehen. Er sagt, dass ich endlich mal wieder raus soll und einfach einen Abend entspannen soll. Ich würde mich auch entspannen können, wenn es eine andere Bar wäre. Aber stattdessen gehen wir in die Bar mit den meisten Erinnerungen. Die Bar, in der Emery und ich unseren ersten Kuss hatten.

Wir setzen uns auf die Barhocker, die direkt vor der Theke sind und bestellen uns zuerst jeweils ein Bier. Während ich an meinem Bier nippe, schaue ich mich auch gleichzeitig in der Bar um. Ich weiß nicht was oder wen ich suche.. ich schaue einfach nur.

«Matt, entspann dich doch mal jetzt.» ruft mein bester Freund in meine Richtung und gibt mir einen leichten Schlag auf die Schulter.

«Ich versuche es...» Ich trinke diesmal die Hälfte von meinem Bier aus. «Aber?» fragt Vincent neugierig. «Aber ich muss an sie denken. Ich vermisse sie.»

«Zwei Tequila bitte.» sagt Vincent dem Barkeeper und schaut mich an. «Trink deine Trauer einfach weg, Matteo. Ich weiß nicht wie ich dir sonst helfen kann. Du weißt, wenn ich könnte würde ich alles tun.»

«Ist schon gut, Vince. Du kannst mir gar nicht helfen.» Den Rest vom Bier kippe ich auch runter. «Ich möchte sie einfach nur sehen.»

Die nächsten Minuten reden mein bester Freund und ich nicht mehr über Emery. Wir betrinken uns, lachen und ich entspanne mich wirklich. Zwar nur ein wenig, aber ich fühle mich wieder etwas besser. Sorglos.

Gerade erzählt mir Vincent etwas über seine neue Flamme, die er letztens bei sich im Bett liegen hatte. Angeblich sollte es nur ein One Night Stand werden, aber ich denke Vince hat sich etwas verguckt. Er sagt mir, dass er sie gerne auf ein Date einladen will.

«Weißt du was?» frage ich Vincent nach dem ich meinen vierten Tequila Shot runterkippe. «Solange du die Gelegenheit dazu hast.. frag sie. Du hast nichts zu verlieren.»

«Ich werd's mir überlegen.» grinst Vince nur und bestellt die nächsten zwei Shots. Erneut schaue ich mich in der Bar um und muss aufgrund der vielen Erinnerungen lächeln. Ich hatte tolle Tage hier mit Em und ich vermisse jede einzelne Sekunde davon.

Als Vincent mir den nächsten Shot vor die Nase schiebt, trinke ich diesen schnell und stehe daraufhin auf, weil ich auf die Toilette muss. «Ich geh kurz pissen.» lasse ich ihn wissen und gehe leicht schwankend zu den Toiletten. Schnell erledige ich meinen Toilettengang und gehe raus.

Vor fünf Jahren habe ich genau hier auf Emery gewartet, nur um sie minutenspäter am Notausgang zu küssen. Ich lehne mich an die Wand und schließe meine Augen. Sofort kommen mir ihre honigbraunen Augen, ihre wilden Locken und ihre bittersüßen Lippen in den Sinn. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern wie es war sie zu küssen.

Einige Sekunden später öffne ich meine Augen und seufze mit einem Druck in der Brust. Jetzt könnte ich eine Zigarette vertragen. Ich verlasse die Bar. Draußen ziehe ich mich etwas zurück von den anderen Rauchern und blicke einfach in die Ferne.

Es tut für einen kurzen Moment gut alleine zu sein.

-

Nach dem ich meine Zigarette aufrauche, will ich eigentlich wieder in die Bar gehen. Aber vor dem Eingang knalle ich in eine Frau rein, weil wir beide nicht aufpassen. Bevor sie hinfällt halte ich sie an ihren Armen fest.

«Oh Gott- Es tut mir Leid!» ruft die junge Frau peinlich berührt. Sie hält sich dabei ebenfalls an meinen Arm fest, da sie sonst nach hinten kippen würde.

«Schon in Ordnung. Ich hätte besser aufpassen sollen. Geht es Ihnen gut?» frage ich sie und erst dann schaue ich in ihr Gesicht. In dem Moment stockt mir der Atem, mir wird heiß und kalt zugleich. Ohne das ich mich dagegen sträuben kann, sammeln sich Tränen in meinen Augen.

«Oh mein Gott... Du bist-» sagt sie, aber bricht mitten in ihrem Satz ab. Danach richtet sie sich auf und taumelt einen Schritt nach hinten. Fast wäre sie umgefallen, aber ich halte sie erneut rechtzeitig an ihren Armen fest.

«Em..» flüstere ich schwach und versuche ein wenig zu lächeln. «Du.. Shit- Ich hab dich so vermisst, verdammt.»

«M-Matteo..» sagt sie schluchzend und fällt mir um den Hals. Sie hält sich so sehr an mich, dass ich kurz schwanke, weil ich zudem auch noch betrunken bin, aber trotzdem wickele ich meine Arme um ihren Taille und ziehe sie so feste an mich wie ich nur kann.

Auch ich kann mich nicht mehr halten, sondern fange ebenfalls an zu weinen. Es ist ein erleichterndes Gefühl sie nach so vielen Jahren endlich wieder zwischen meinen Armen spüren zu können. Ist das real? Ist sie gerade wirklich bei mir? Ihr Geruch ist noch immer derselbe und ihre Locken sind immer noch so wild wie vor fünf Jahren. Ich lege mein Gesicht in ihre Halsbeuge und genieße einfach die Wärme die von ihr aus kommt.

«Ich hab dich so sehr vermisst, Em..» sage ich zwischen meinen Schluchzern. Meine Worte sorgen dafür, dass sie noch heftiger weint und sich noch fester an mich drückt.

Dieser Moment soll niemals aufhören.


A/N:

Ich hoffe euch hat die Begegnung der beiden gefallen. Es ist nichts spektakuläres, aber ich finde es passt so. Das Kapitel ist etwas kurz geraten. Dafür kommt am Wochenende mehr. Versprochen.

xoxo, lioraax

five years apart | ✓Where stories live. Discover now