Kapitel 14

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Es dauert einen kurzen Moment bis Matteo den Kuss erwidert, weil es so plötzlich kam und ich bin selber überrascht.

Seine Hände sind an meiner Taille und hungrig drückt er mich an die Wand. Glücklicherweise ist um diese Uhrzeit hier nicht so viel los. Zudem sind wir in einer ruhigen Ecke.

Mit meinen Fingern gehe ich durch seine Haare, während er langsam und neckend seine Zunge in meinen Mund schiebt.

Oh mein.. Er kann viel besser küssen, als vor fünf Jahren.

Als er sich von meinen Lippen löst wimmere ich, aber schließe sofort meine Augen mit Vergnügen, als er feuchte Küsse auf meinem Hals verteilt. «Das habe ich vermisst.» stöhnt er leise an meinem Schlüsselbein.

«Matteo..» sage ich leise und ziehe ihn schweratmend an den Haaren hoch. Nun schaue ich in sein Gesicht. «Nicht hier.»

Er versteht sofort, aber weitet dann seine Augen. Binnen Sekunden entfernt er sich von mir. Er geht einige Schritte zurück. «Was...?» frage ich vorsichtig.

«Ich- Emery, ich hab- ich kann das nicht tun.» sagt er stotternd und fährt sich über seinen leichten Bart. «Ich bin in einer Beziehung. Ich kann das Cassandra nicht antun.»

«Oh mein Gott.» rufe ich laut und gehe mir durch meine Locken. Oh Gott. Ich habe ihm geholfen fremdzugehen. Fuck. «Wieso hast du es überhaupt zugelassen? Liebst du sie nicht? Wie kannst du ihr das antun, Matteo?!»

In seinen Augen sammeln sich Tränen. «Ich habe nicht nachgedacht.»

«Du hättest nachdenken sollen! Gott, du bist nicht besser als Rafael.» Wütend reiße ich ihm meine Tasche aus der Hand, drehe mich um und will endlich raus aus dieser Gegend. Jedoch hält er mich am Arm zurück.

«Bitte,» murmelt er flehend. «Geh nicht. Ich kann dich nicht ein drittes Mal verlieren.» Geärgert schubse ich ihn an der Brust zurück. Er meint das doch nicht ernst, oder?

«Matteo.. Du hast eine Freundin. Das kannst du nicht bringen.» Erneut drehe ich mich um.

«Emery!» ruft er mir laut hinterher, wobei seine Stimme erneut zittert. «Ich liebe dich.» Abrupt bleibe ich stehen.

«Nein.» Es tut weh. Ich versuche meine Tränen zu unterdrücken. «Du liebst mich nicht, Matteo. Ich werde dir nicht helfen deine Freundin zu betrügen.» sage ich ohne mich umzudrehen.

«Verlass' mich nicht, Em. Ich brauche dich.»

Ich brauche dich auch.

Zum zweiten mal an diesem Tag breche ich zusammen. Kraftlos setze ich mich auf den kalten Boden, lasse alles raus. Meine Tränen, Schluchzer.. einfach alles. Ich bin so erschöpft und das schon mit 22.

Ich höre seine festen Schritte. Nichtmal Sekunden später sitzt er neben mir, schlingt seinen Arm erneut um mich.

«So kenne ich dich gar nicht..» flüstert er schmerzvoll. «Ist etwas vorgefallen? Du siehst so.. ausgesaugt aus, kraftlos.»

«Ich habe ein langes Studium beendet. Was denkst du wie ich mich gerade fühle?» Schniefend lege ich meinen Kopf auf seine Schulter.

«Da ist noch mehr, stimmt's? Ein Studium hätte dich niemals so fertig gemacht.» Sachte wandert seine Hand durch meine Haare. Ich schließe meine Augen. So sehr habe ich ihn vermisst..

Soll ich es ihm sagen? Was habe ich denn zu verlieren?

«Ich bin arbeitslos, Matteo. Ich habe keine einzige Stelle gekriegt. Niemand will mich einstellen, weil ich noch unerfahren bin. Travis und ich können noch keine Praxis öffnen, uns fehlt das Geld! Und dann.. dann erfahre ich noch gestern das mein langjähriger Freund mich für eine andere verlässt. Er hat mich betrogen. Ich bin am Ende. Ich kann nicht mehr, Matteo.» Ich blicke wieder in seine hellblauen Augen. «Und du hast deine Freundin betrogen.. mit mir. Ich bin ein schlechter Mensch.»

Matteo ist sprachlos. Vermutlich hat er nicht so viele Geständnisse auf einmal erwartet. Ich bin selber überrascht, denn eigentlich geht ihn das alles nicht an, aber ich habe dies gebraucht. Ich weiß nämlich, dass er mich niemals verurteilen würde.

Bevor er etwas sagen, klingelt mein Handy. Ich hole es aus meiner Tasche und schaue auf das Display. Travis ruft an...

Kurz zögere ich, aber gehe dennoch dran. «Hallo?» sage ich leise.

«Hey, Em. Wir haben uns gefragt wo du bleibst. Bleibst du bei deinen Eltern?» Im Hintergrund höre ich wie er in der Küche etwas tut. Vermutlich kochen sie alle zusammen in dem Augenblick.

Ich räuspere. «Die Bahn hatte eine dumme Verspätung. Ich bin bald da. Ihr könnt schon ohne mich anfangen, wenn ihr wollt.»

«Ach Quatsch. Diese paar Minuten können wir auch noch abwarten. Pass auf dich auf. Liebe dich.» Leicht lächele ich.

«Ich dich auch, Trav.» Danach lege ich auf. Matteo schnappt sich mein Handy, welches ich noch nicht gesperrt hatte und tippt irgendwas ein.

«Ruf' mich bitte an.» Er schaut mir tief in die Augen, aber ich schüttele verneinend meinen Kopf. Daraufhin stehe ich mühsam vom Boden auf. Matteo tut es mir nach.

«Du musst dich jetzt entscheiden, Matteo Coleman. Du kannst nicht uns beide haben.» Ich wische meine getrockneten Tränen vom Gesicht. «Entweder du bleibst bei Cassandra, deiner Freundin, die es nicht verdient hat so betrogen zu werden! Oder du sprichst dich mit dir selber und ihr aus, entscheidest ob du mich wirklich noch liebst oder ob es einfach nur ein dummer Rückfall war. Danach rufst du mich an,» sage ich während ich meine Nummer auf ein kleines Stück Papier aufschreibe, welches ich in meiner Tasche finde. «Und sagst mir was du möchtest. Ich hoffe wirklich sehr, dass du Cassandra das Herz nicht brechen wirst. Aber andererseits... Andererseits hoffe ich, dass du es tun wirst.» Ich stecke das Papier in seine vordere Hosentasche, blicke zu ihm auf und drücke ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich endlich umdrehe und nach Hause gehe.

Ich hoffe, dass er sich richtig entscheiden wird. Die richtige Entscheidung ist es bei Cassandra zu bleiben. 

author's note:

ein etwas kürzeres kapitel, aber hoffentlich kommt morgen ein längeres. ich möchte nichts versprechen haha

ich hoffe ihr mögt es bis jetzt.

findet ihr emery hat richtig reagiert? würdet ihr auch so reagieren?

five years apart | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt