Kapitel 26

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Vorsichtig öffne ich den Briefumschlag und ziehe das Stückchen Papier heraus. Bevor ich das Papier auffalte, setze ich mich auf mein Bett und meine Hand wandert auf meinen Bauch. Ich atme tief ein und aus. Ängstlich und mit zittrigen Händen falte ich das Papier auf.

Es ist ein Brief in Matteos Handschrift. Sofort sammeln sich Tränen in meinen Augen und ich gehe vom schlimmsten aus.

Ich fange an den Brief zu lesen.

Emery,

ich schreibe diesen Brief, weil ich nicht den Mut habe all diese Dinge in dein Gesicht zu sagen. Du liegst gerade friedlich im Hotelzimmer, während ich mich auf dem Balkon des Zimmers verstecke und nur daran denke, wie sehr ich dich liebe. Ich werde dich immer lieben, Darling, aber fürs erste muss ich dich verlassen.

Du würdest mir nicht glauben, wenn ich dir sage, was für verrückte Dinge passiert sind. Ich muss dich verlassen, damit du endlich die Zukunft kriegst die du verdient hast. Ich muss dich gehen lassen, denn wenn ich dies nicht tue, wirst du noch viel mehr leiden. Ich möchte dir ungerne erzählen was passiert ist und es ist auch besser so. Du würdest es nicht ertragen. Ich möchte einfach nur, dass du weißt, das ich dich verlassen musste. Falls wir wirklich füreinander bestimmt sind, werden wir wieder zueinander finden. Natürlich nur, wenn du mich dann noch immer akzeptierst.
Du bist die wichtigste Person in meinem Leben und glaub mir, wenn ich sage, dass mein Herz in tausend kleine Teilchen zerspringt, während ich diesen Abschied schreibe. Ich habe so lange auf dich gewartet, nur um so wenig Zeit mit dir zu haben. Vielleicht werden wir wirklich nie eine Zukunft haben und diese Beziehung ist, seit dem Moment in dem wir uns das erste Mal begegnet sind, verdammt.
Wenn ich darüber nachdenke, ist alles meine Schuld. Ich hätte mich niemals in dich verlieben sollen, denn schließlich warst du meine Schülerin. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Dennoch bereue ich keine einzige Minute von alldem. Emery, ich liebe dich so sehr und ich werde dich immer lieben. Wie konnte ein Herz wie deins jemals ein Herz wie meines lieben? Wie hast du es geschafft mich in deinen Bann zu ziehen? Emery.. Du bist umwerfend, einzigartig und wundervoll. Ich kann dir gar nicht genug danken, dass du mich so unglaubliche Dinge fühlen gelassen hast. Du hast mich zu dem glücklichsten Mann auf der ganzen Welt gemacht, auch wenn wir nur sehr wenig Zeit gemeinsam hatten. All die Momente werde ich für immer schätzen.
Du sollst wissen, dass ich niemals die Intention hatte, so einen Abschied zu schreiben. Ich wollte dich zur Frau nehmen. Ich wollte dich heiraten, Emery. Aber manchmal muss man Opfer bringen. Ich mache das alles nur für dich, vergiss das bitte nie.

Verzeih mir, Darling. Ich liebe dich so sehr.
Wir werden uns wieder sehen.

Matteo xx

Meine Sicht ist wegen all den Tränen total verschwommen. Schluchzend lasse ich den Brief aus meiner Hand fallen und lasse all meine Frust und Trauer mit einem lauten Schrei raus.

Ich nehme kaum wahr, wie meine Tür aufgerissen wird und Travis, Samuel und Lillian hereinstürmen. Travis zieht mich sofort zwischen seine Arme und redet beruhigend auf mich ein. Jedoch nehme ich kaum etwas mit. Ich bin viel zu sehr darauf fixiert, was Matteo in den Brief geschrieben hat.

Einige Sekunden später steht Vincent ebenfalls in meinem Zimmer und schaut sich die Szene vor ihm verwirrt an. Seine Blicke fallen auf den Brief.

«Em!» ruft Travis und sorgt dafür, dass ich ihn anschaue. «Baby, schau mich an. Beruhig dich, ja? Alles wird gut. Atme tief ein und aus. Ich bin bei dir.» Dieser Moment erinnert mich an den vor fünf Jahren. Travis hatte mich damals ebenfalls Baby genannt und redete beruhigend auf mich ein, als wir erfahren hatten, dass die Polizei in der Schule sein wird. Er war immer für mich da.

«Travis...» sage ich schluchzend, während ich meinen Griff um seinen Arm lockere. Ich habe nichtmal bemerkt, dass ich ihn festhalte. «E-er hat mich verlassen. Er ist gegangen.» ergänze ich zittrig und greife zum Brief, um ihn Travis zu zeigen. «Matteo hat mich schon wieder verlassen!»

Travis fängt mit Samuel zusammen an, den Brief zu lesen und Lillian redet währenddessen beruhigend auf mich ein.

«Du musst dich beruhigen, Emy. Das ist nicht gut für das Baby.» Sanft streicht sie über meinen Bauch und sieht mich besorgt an. Daraufhin drehen sich alle Köpfe zu uns. Travis, Samuel und Vincent schauen mich geschockt an.

«Welches Baby?» spricht Vincent die Frage aus, die in allen drei Köpfen ist. Ich versuche mich zu sammeln, um ihnen zu sagen das ich schwanger bin, aber der Gedanke das ich dieses Kind ohne Matteo kriegen werde, macht mich fertig und ich fange erneut an zu schluchzen.

«Wir haben es heute morgen erfahren. Emery erwartet ein Baby.» teilt Lillian mit, nach dem ich ihr mit einem Nicken erlaubt habe die Nachricht auszusprechen. Daraufhin ist es ruhig im Raum. Niemand spricht und es ist vielleicht auch besser so.

Leise schluchzend nehme ich mein Handy in die Hand und wähle ein letztes Mal Matteos Nummer. Es klingelt nicht und geht auch nicht direkt zur Mailbox, nein, viel schlimmer.

«Die von Ihnen gewählte Rufnummer ist derzeit leider nicht vergeben.»

Im selben Augenblick ruft meine Mum mich an. Verheult gehe ich ans Handy und bin froh, dass meine Mum sich gemeldet hat.

«Mum?» frage ich schluchzend. «Mum, ich brauche dich.»

Eine halbe Stunde später liege ich mit dem Kopf auf dem Oberschenkel von meiner Mum und vergieße nur noch stumme Tränen. Sie streicht mir sanft durch die Locken und ich bin froh, dass sie bei mir ist.

Sie weiß noch nichts von dem Baby, aber ich möchte es ihr sagen. Deshalb setze ich mich in meinem Bett auf.

«Ich muss dir etwas sagen, Mum.» fange ich an und wische meine Tränen weg. Mum lächelt leicht und hält meine Hände fest.

«Was ist denn los, Liebling?» Auch ich lächele leicht und mache gerade den Mund auf, aber werde von Dad unterbrochen. Leise schließt er die Zimmertür, nach dem er reinkommt. Er soll es auch wissen.

«Hey, Dad. Ich muss euch etwas sagen.» Ich warte erst, dass sich auch Dad zu uns setzt und atme tief ein und aus. «Seid ihr bereit?»

Beide nicken. «Ihr werdet Großeltern. Ich bin schwanger.»

Mum zieht mich sofort in eine Umarmung, aber ich merke, dass sie aus Freude anfängt zu weinen. «Das ist großartig, Liebling!» sagt sie bevor sie mir zwei Küsse auf die Wangen drückt. Dad zieht mich ebenfalls in eine Umarmung, nach dem Mum sich von mir löst.

Er blickt mich mit Tränen in den Augen an, jedoch merke ich, dass es Freudentränen sind. «Wir sind für dich da, Emy. Immer. Ich liebe dich, Prinzessin.»

«Du kannst wieder bei uns einziehen, falls du Hilfe mit dem kleinen Spatz brauchst. Das ist gar kein Problem. Wir unterstützen dich von Anfang bis Ende.»

«Danke, Mum. Danke, Dad.» sage ich und gebe beiden einen Kuss auf die Wange. «Ich liebe euch.»

Ich hab zwar Matteo verloren, schon wieder, aber ich habe erneut bemerkt, dass ich immer wieder auf meine Familie und Freunde zählen kann.

Unsere Liebe ist verdammt. Er hat Recht, wir werden niemals eine Zukunft haben. Ich kann ihm verzeihen, aber ich kann ihm nicht mehr vertrauen.

Unser Baby, mein Baby.. wird nun ohne einen Vater aufwachsen, aber dafür wird es mich haben, meine Eltern und meine Freunde, die mein Baby genauso lieben werden, als wäre es ihr eigenes.

Matteo und ich.. wir werden uns wieder sehen, aber dann wird es kein neues Kapitel für unsere Liebe geben.

Nur noch die Vergangenheit wird uns verbinden.

a/n:

es wird noch ein kapitel (vielleicht auch 2) folgen und danach der epilog. seid mir nicht böse mit diesem kapitel :))

five years apart | ✓Where stories live. Discover now